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Wilde Fratzen

Der Traminer Walter Maffei schnitzt seit rund 20 Jahren furchteinflößende Masken für die Krampusse. Warum das höllische Treiben in Südtirol immer beliebter wird und welche Grenzen es bei den Tuifl-Fratzen gibt.

von Lisi Lang

Rauch, Feuer, rasselnde Ketten und wilde Fratzen: Krampusumzüge werden in Südtirol immer beliebter. Von Ende November bis zum 5. Dezember, dem eigentlichen Krampustag, treiben die furchterregenden Gestalten in vielen Gemeinden ihr Unwesen. „In den letzten Jahren gab es einen regelrechten Krampus-Boom: Es gibt immer mehr Krampusläufe und auch die Besucherzahlen steigen jährlich“, beobachtet der Traminer Walter Maffei, der selbst mehrmals in der Saison an Krampusumzügen teilnimmt.

Für Walter Maffei ist diese höllische Zeit eine besondere. Seit rund 20 Jahren schnitzt er Krampusmasken und fertigt für die Tuifl im ganzen Land maßgeschnitzte Unikate an. „Ich war schon damals als Schnitzer tätig, aber es gab eine Krise und unser Handwerk wurde nicht mehr so häufig nachgefragt – bis dieser Trend mit den Krampusmasken aufgetaucht ist“, erinnert sich Walter Maffei.

Im Pustertal oder Vinschgau gehören Krampusmasken aus Holz schon seit Jahrzehnten zur Tradition. In Tramin waren die Teilnehmer der Umzüge aber lange mit Stoffmasken unterwegs. „Dann wollte man auch bei uns die Holzmasken einführen und so habe ich meine ersten Masken angefertigt“, erzählt Walter Maffei.

Acht bis zehn Masken fertigt der Traminer pro Saison an. „Halbjährig bin ich in einem Traminer Betrieb tätig und sechs Monate arbeite ich in der Werkstatt an den Masken“, erklärt Maffei.

Walter Maffei

Während Walter Maffei früher Wegkreuze geschnitzt oder Holzfässer verziert hat, fertigt er heute beinahe ausschließlich Krampusmasken an – immerhin braucht er pro Maske rund zehn bis 14 Tage. „Da steckt sehr viel Arbeit drin, vor allem weil man die Maske immer wieder anprobieren und anpassen muss“, erläutert der Traminer. Immerhin wiegen die fertigen Masken mit Hörnern und Fell dann auch zwischen drei und fünf Kilogramm. „Da sollte sie schon sitzen und nicht allzu sehr schmerzen“, schmunzelt der Holzschnitzer.

Das Gewicht der Maske hängt sehr stark von den verwendeten Materialien ab. Walter Maffei verwendet für seine Masken daher ausschließlich Zirbenholz, weil dieses relativ leicht ist. Und auch beim Fell und vor allem bei den Hörnern gibt es große Unterschiede. „Normal verwenden wir Kuh- oder Ziegenbockhörner, Steinbockhörner sind beispielsweise schon deutlich schwerer und werden daher nur selten verwendet“, erklärt Maffei. Spezielle Hörner wie beispielsweise Antilopenhörner werden extra aus Kunststoff angefertigt, weil sie ansonsten zu schwer wären.

Die Ideen für seine Masken bekommt der Schnitzer von seinen Kunden: „Die Leute haben ganz genaue Vorstellungen, wie ihre Maske aussehen soll und daher versuchen  wir sie entsprechend zu gestalten“, erklärt Walter Maffei.

Es gibt aber auch Grenzen: „Der Krampus ist eine furchteinflößende aber traditionelle Figur, die an den Teufel erinnern soll – Zombies oder zu übertriebene Details haben daher bei uns nichts zu suchen“, betont der Schnitzer. Kleine LED-Lichter hinter den Augen seien ok, aber Totenköpfe oder Werwölfe sind zu viel des Guten. „Ein Krampus ist kein Gruselkabinett und hat mit Halloween gar nichts zu tun“, unterstreicht Walter Maffei.

Die Masken sind aber auch nicht ganz billig, eine fertige Maske kostet rund 800 Euro. „Man muss aber bedenken, dass wir mehrere Wochen an jedem Detail arbeiten und die Maske genau so anfertigen, wie es sich der Kunde wünscht“, sagt der Traminer, „und wenn die Leute dann eine Freude an ihrer Maske haben, ist das für mich eigentlich das Wichtigste.“

Mittlerweile erhält der Traminer Holzschnitzer auch schon Bestellungen aus Bayern, Österreich oder dem Trentino. „In Österreich oder Bayern ist der Brauch noch viel weiter verbreitet, dort gibt es weit mehr Tuifl-Läufe – aber auch hierzulande werden die Tuifl immer beliebter“, freut sich Maffei.

Aber was fasziniert die Besucher an diesen furchteinflößenden, wilden Gestalten? „Die Leute sind fasziniert von den Krampussen, von den Masken und dem Fell – aber mittlerweile bieten viele Vereine auch eine richtig höllische Show“, lacht Maffei.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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