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Entführte Prostituierte?

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Die vermeintliche Entführung einer Prostituierten in Kardaun war wohl keine. Und auch zum Raub gibt es Zweifel. Die beiden verhafteten Freier sind bereits im Hausarrest.

von Thomas Vikoler

Das Strafregister von U.C., 34, ist mehrere Seiten lang. Deshalb kann die Glaubwürdigkeit der Aussagen, die er bei der gestrigen Haftprüfung im Gefängnis gemacht hat, durchaus angezweifelt werden. Der Bozner behauptete jedenfalls, er habe in der Nacht auf Donnerstag keine nigerianische Prostituierte in seinem schwarzen SUV festgehalten. Und ihr auch nicht Geld und Handy gestohlen.

Eingeräumt hat U.C. lediglich, dass es in seinem Wagen zu einem Handgemenge bzw. Gefecht mit der Frau gekommen sei.

Das lässt sich schwer leugnen: Die Windschutzscheibe des SUV war eingeschlagen, als die Carabinieri am Donnerstag U.C. und seinen in Marokko geborenen Begleiter festnahmen. Wegen erschwerten Raubüberfalls, Freiheitsberaubung und Körperverletzung. In einigen Medien war sogar von einer Entführung der Frau die Rede.

Eine solche hat es aber nicht gegeben. Und auch zum vermeintlichen Raub gibt es Zweifel.

Die beiden Männer, die vom Voruntersuchungsrichter gestern bereits in den Hausarrest überstellt wurden, hielten sich zunächst im Hotel Sheraton in Bozen Süd auf. Von dort fuhren sie in die Schlachthofsstraße, wo die nigerianische Prostituierte zustieg. In Kardaun entstand eine Diskussion, wohin man fahren sollte: An eine beleuchtete Tankstelle, wie es die Frau wollte, oder in Richtung alte Eggentaler Straße, worauf die Freier bestanden.

Es kam zu Handgreiflichkeiten, in deren Verlauf die Prostituierte von dem Marokkaner von hinten festgehalten wurde. Aber lediglich einige Sekunden, sagte dieser bei der Haftprüfung.

Der Frau gelang es, aus dem Auto zu steigen (und dabei die Windschutzscheibe zu zerstören) und in die nahe Carabinieri-Station von Kardaun zu flüchten.

Die Carabinieri nahmen U.C. und seinen Begleiter kurz darauf fest.

Aufrecht bleiben vorerst die Vorhaltungen wegen Raubes und Körperverletzung. Die Frau trug eine Verletzung an der Nase davon, auf dem Pullover eines der Männer wurden Blutspuren sichergestellt. Was sich nicht leugnen lässt, wurde bisher zugegeben.

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