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Bargeld, ade?

Premier Giuseppe Conte will mit finanziellen Anreizen die Kreditkarten-Zahlungen ankurbeln – und so die Steuerhinterziehung eindämmen. Was SVP-Senator Dieter Steger davon hält.

Von Matthias Kofler

Die Steuerhinterziehung ist eines der größten Probleme Italiens: Jedes Jahr werden etwa 110 Milliarden Euro am Fiskus vorbei gemogelt. Bei seiner Reise in New York kündigte Ministerpräsident Giuseppe Conte nun ein umfangreiches Maßnahmenpaket an, um den Steuersündern im Stiefelstaat das Leben zu erschweren.
Eine der Maßnahmen betrifft den bargeldlosen Verkehr: So will Conte jene Bürger finanziell „prämieren“, die Bezahlungen in einer bestimmten, noch zu definierenden Höhe per Bankomat- oder Kreditkarte verrichten.
Das Vorhaben, die Bezahlungen schrittweise zu digitalisieren, ist in Italien nicht neu: Die Regierung Monti hatte im Jahr 2011 die Grenze für Bargeldzahlungen auf unter Euro 1.000 eingeschränkt. Dies bedeutete, dass Geldbewegungen nur bis zu einer Grenze von Euro 999,99 in bar möglich waren. Höhere Summen durften nur mehr mit Banküberweisungen oder mit nicht übertragbaren Schecks, Zirkularschecks oder Wechsel den Besitzer wechseln. Nach heftiger Kritik seitens der Wirtschaftstreibenden wurde die Bargeldgrenze im Jahr 2016 auf 3.000 Euro angehoben.

Laut Finanzministerium werden in Italien aber immer noch 86 Prozent der Bezahlungen in bar abgewickelt.

SVP-Senator Dieter Steger kündigt an, in der Haushaltskommission und im Plenum „alle Maßnahmen mitzutragen, mit denen die Karten-Zahlung in Italien angekurbelt wird“. Denn: „Je mehr Transaktionen über die Karten abgewickelt werden, desto weniger Geld fließt in die Schwarzwirtschaft.“ Vor allem im Süden Italiens werde noch sehr wenig mit der Karte bezahlt. Als sinnvoll erachtet Steger daher das Vorhaben der Regierung, finanzielle Anreize für die Kartennutzung zu schaffen. Derzeit seien die Spesen, welche Unternehmer, Verkäufer, Gastwirte usw. zu tragen haben, wenn Kunden per Karte bezahlen, „viel zu hoch“, vor allem wenn es um kleinere Beträge, etwa für einen Kaffee gehe. Hier gelte es anzusetzen.

Gleichzeitig spricht sich der SVP-Politiker aber klar dagegen aus, im Gegenzug das Bargeld zu besteuern. „Es geht hier um den Wert der Freiheit. Ein Bürger, der sich nichts zu schulden kommen lässt, hat das Recht, frei zu entscheiden, was er mit seinem Geld machen will, ohne dass er dabei überwacht wird“, sagt Steger. Schon jetzt werde man „durchgescannt bis in Knochen, nach dem Prinzip: ,Big Brother is watching you’“. Das Zahlen mit Bargeld sei auch eine „Kulturfrage“, die den Menschen in Italien oder Deutschland, anders als etwa in den skandinavischen Ländern, immer noch sehr wichtig sei, so SVP-Senator Steger.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (30)

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  • andreas

    Steuerhinterziehung ist kein „Zeichen der Freiheit“ oder ein „erhaltenswerter Wert“, da täuscht sich Steger, es ist, wie das Wort schon sagt, Steuerhinterziehung.

    Italiener bzw. auch Südtiroler haben nun über Jahrzehnte belegt, dass sie nicht die Steuermoral wie z.B. die Schweizer habe und es gibt so gut wie keine Alternative zur bargeldlosen Zahlung um die Steuerhinterziehung zu minimieren.
    Durch diese gäbe es mehr Steuereinnahmen und die Steuer könnte gesenkt werden.
    Alles andere als eine Holzhammermethode funktioniert in Italien nun mal nicht.

    • leser

      Anderle
      Due schweiz als beispiel zu nehmen ist ein schkechtes beuspiel weil schon due politikmoral und damit due gesetzgebung ganz eine andere ist weil darauf aysgerichtet dem bürger schon mal due lust am schwarzgeld nicht gibt, indem man ganz einfach mehr netto unterm brutto gibt ebenso ist due absetzbarkeit für investitionen ganz anders gestaltet
      Der staat gibt dem bürger die möglichkeit nach fleiss sein einkommen zu gestalten
      Was du vollkommen falsch behauptest ist due tatsache dass der schweizer nichts mehr als bargeld liebt und jüngste umfragen ändern nichts an duesem willen
      Als negativmanöver und förderung hin zum schwargeld ist due erhöhung von mehrwertsteuer beispielsweuse schweiz hat knapp 8% und der stuefelstaat hat 22 und versucht sogar auf 25 mindestens zu gehen
      Solche aktionen zūchten schelme

    • leser

      Anderle
      Obendrein tut der negativzins auf spareinlagen das nächste

    • morgenstern

      Die Steuermoral der Schweizer lässt sich damit begründen dass man dort erstens nur um die 8 Prozent Mwst bezahlt und zweitens dafür vom Staat eine funktionierende öffentliche Infrastruktur zurückbekommt.
      Das was man bei uns Straßen nennt wird in der Schweiz als Kartoffelacker geführt und in Bezug auf die Sanität erübrigt sich jeder Kommentar.

      • leser

        Morgenstern
        Naja das mit der sanität in der schweiz stimmt nicht ganz due muss überwiegend durch privatiniziative gestärkt werden aber es ust so dass mann vom staat unterstützung bekommt was in italien natûrlich nicht so ist

  • tiroler

    Nur Bares ist Wahres. Punkt.

  • morgenstern

    Diese Maßnahmen bewirken genau so viel wie die Vitaminspritze die man einen Toten verpassen.

  • andreas

    @iluap
    Sehr kreative Idee, organisatorisch aber wohl nicht umsetzbar und auch reine Willkür, was abgeschrieben werden kann.
    Ein Problem bei deiner Idee ist auch, dass die Schrift auf vielen Quittungen nicht mal ein Jahr hält und man dann so dämliche Antworten wie bei Mediaworld bekommt, dass man die 6 cm breite und 60 cm lange, auf chemischen Papier gedruckte, Rechnung kopieren soll.

    Es ist auch nicht im Sinne des Erfinders, den Endverbraucher die Mwst. abschreiben zu lassen.
    Da kann man gleich ein wöchentliches Gewinnspiel machen, wo jede Steuerquittung im Topf ist und etwas gewinnen kann.

    Die teilweise hohen Kosten bei bargeldloser Zahlung sind ein Problem, da gebe ich dir Recht. Lässt sich aber einfacher organisieren und lösen als deine Idee.

    Ich bleibe dabei, Italien und auch Südtirol braucht eine Holzhammerlösung, anders bekommt man eine 2.000 Jahre alte Mentalität nun mal nicht raus.

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