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„Nicht zumutbar“

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Künftig dürfen Kinder erst mit drei Jahren in den Kindergarten. Eine Elterninitiative protestiert.

von Eva Maria Gapp

„Man lässt uns im Regen stehen, ohne auf die Kinder, die Kosten und Familienplanungen Rücksicht zu nehmen“, klagt Petra Kerschbaumer, die sich, auch stellvertretend für andere betroffene Eltern an die Medien gewandt hat, um ihren Unmut Luft zu machen. „Wir sind wütend. Ein Ausschluss ist eine Zumutung für die Familien, die wir nicht hinnehmen wollen und viele auch nicht können“, betont Kerschbaumer, die mit anderen Müttern die Initiativgruppe „MeinKindMussDraußenBleiben“ gestartet hat.

Denn eine Gesetzesänderung lässt derzeit die Wogen hochgehen: Kinder, die im Jänner und Februar geboren sind, dürfen künftig nicht mehr im dritten Lebensjahr in den Kindergarten. Das heißt: Ab 2020/21 werden nur mehr Kinder zugelassen, die innerhalb Dezember des betreffenden Jahres drei Jahre alt werden, und nicht mehr innerhalb Februar. Das hat der Landtag am Donnerstag entschieden. Auf Vorschlag von Magdalena Amhof (SVP) soll aber die Finanzierung der Kleinkindbetreuung für alle Kinder bis zum erstmöglichen Kindergartenbesuch weitergeführt werden. Zudem soll das Familiengeld bis zum Kindergarteneintritt weiterbezahlt werden.

Für Petra Kerschbaumer und viele andere Mütter hat diese Anhebung des Kindergarteneintrittsalters dennoch Konsequenzen: „Mein zweites Kind ist im Jänner 2018 geboren und darf erst mit vier Jahren in den Kindergarten, sprich ein volles Jahr später als bisher möglich“, empört sie sich. „Die betroffenen Familien fallen aus allen Wolken“, fügt sie hinzu. Zumal die Regelung bereits ab 2020 greifen wird. „Das ist viel zu kurzfristig“, sagt Kerschbaumer. Rund 400 Kinder sind davon betroffen.

Bisher war es so, dass Kinder, die im Jänner oder Februar des Anschlussjahres drei Jahre alt geworden sind, bereits im Herbst den Kindergarten besuchen durften. Da aber schon seit längerem händeringend nach Kindergartenpersonal gesucht wird – immer wieder ist von Personalnotstand die Rede – hat die Politik beschlossen, diese Regelung zu ändern. Der Bildungslandesrat Philipp Achammer sagt dazu: „Wir haben enorme Schwierigkeiten Kindergartenpersonal zu finden. Wir haben Hochrechnungen, die besagen, dass sich dieser Mangel in den kommenden Jahren weiter zuspitzen wird. Das heißt: Wir müssen künftig mit weniger Personal auskommen.“ Zudem seien viele Pädagoginnen derzeit überfordert, weil sie eine große Altersspanne abdecken müssten. „Im Kindergarten befinden sich Kinder im Alter zwischen zweieinhalb und sechs Jahren. Zum Teil müssen Kinder auch noch gewickelt werden. Das stellt natürlich eine Herausforderung dar“, so Achammer. Um das Kindergartenpersonal zu entlasten, habe man sich deshalb für diese Neuregelung entschieden.

Petra Kerschbaumer und viele andere betroffene Eltern können das nicht nachvollziehen. Sie sind von der Denk- und Vorgehensweise der Politik entsetzt: „Anstatt dem Personal mit guten Verträgen und der gebührenden Wertschätzung zu begegnen, um den Notstand entgegenzuwirken, wird einfach von jetzt auf morgen die Kinderzahl reduziert.“ Das sei unzumutbar. „Mütter und Eltern haben sich organisiert, um ins Berufsleben zurückzukehren und stehen jetzt ohne Kindergartenplatz da“, erklärt auch eine betroffene Mutter.

Weiters kritisiert Kerschbaumer: „Die Unfähigkeit der Politik, den aktuellen Erfordernissen Rechnung zu tragen, gipfelt nur darin, dass das Problem – unvermittelt und ohne jedweder Hilfestellung – auf die Eltern abgewälzt wird.“ Denn die meisten der 400 Kinder würden damit zusätzlich neun bis zwölf Monate einen Platz in der Kleinkindbetreuung benötigen. Dabei mangle es jetzt schon an Tagesmüttern und Kitaplätzen. Nicht zu vergessen seien laut der Initiativgruppe aber auch die höheren Betreuungskosten, die auf die Mütter zukommen werden: „Ein Kindergartenbesuch kostet im Monat im Schnitt um die 75 Euro. 25 Stunden Kita, sprich Halbtagsbetreuung, raubt den Eltern im Vergleich dazu 365 Euro. Zudem wird ab dem Alter von drei Jahren kein staatlicher Kinderbonus mehr bezahlt. Wir Eltern hätten also fünfmal höhere Kosten zu schultern“, zeigen die Mütter die unzumutbare Mehrbelastung auf.

Kritisch finden sie außerdem: „Alle unter 3-Jährigen als Mehrbelastung für das Kindergartenpersonal, nicht tragbare Windelkinder oder heillos überforderte Fremdkörper abzutun ist schlichtweg eine pauschale Verurteilung, die durch zahllose Erfahrungsberichte widerlegt werden kann.“ So berichtet eine Mutter: „Unsere Tochter dufte mit zwei Jahren und 8 Monate in den Kindergarten. Die Erzieherinnen meinten, sie sei mit den anderen Kindern gewachsen und nicht im Nachteil.“

Abschließend richten die Mütter einen Appell an das Kindergartenpersonal: „Bitte nehmt euch unsere Kinder an, sie lechzen nach einem altersgerechten Umfeld. Die Altersspanne im Kindergarten mag mit drei bis sechs Jahren groß sein, sie ist in der Kleinkindbetreuung von drei Monaten bis drei bzw. vier Jahren aber um ein zigfaches größer: Wir spüren, dass unsere Kinder nicht draußen bleiben wollen.“

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Kommentare (5)

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  • meinemeinung

    die Feministinnen protestieren, Sie wollen Kinder aber keine Arbeit zuhause ,können nicht zuhause bleiben ,müssen sich beweisen, im Beruf und vor der Gesellschaft ,man kann doch nicht Zuhause bleiben und auf die Kinder schauen !! was für eine Arbeit ??

    • tiroler

      De Weiber sein jo bescheuert! Wenn sie Kinder mochn donn solln se gefälligst drauf schaugn und net sel dr Öffentlichkeit überlassen! Kinder unter 3,5 Jahren haben im Kindergarten nichts zu suchen, sie sind ja oft nichtmal trocken.
      Das Gesetz ist 100% richtig1!

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