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Der Almhütten-Stopp

Urbanistik-Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer nimmt von ihren Plänen Abstand, die Vermietung von Almhütten und Camping am Bauernhof mittels Durchführungsbestimmung zum neuen Raumordnungsgesetz zu erlauben.

Von Thomas Vikoler

Die vergangenen Monate haben in dieser Frage offenbar alles verändert. In Südtirol hat der Begriff „Overtourism“ im Sommer Einzug gehalten, in den Medien wird beinahe täglich über die negativen Auswirkungen des Massentourismus debattiert. Die Schmerzgrenze scheint erreicht.

Die laufende Diskussion hat Urbanistik-Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer dazu bewogen, von einem „Herzensanliegen“ des Bauernbundes (SBB) Abstand zu nehmen (jedenfalls vorerst), für das sie sich selbst vor der Verabschiedung des neuen Gesetzes für Raum und Landschaft eingesetzt hatte: Die Möglichkeit der Vermietung von Almhütten für touristische Zwecke und Camping am Bauernhof.

„Der Zeitpunkt darüber zu reden, ist angesichts der aktuellen Situation im Südtiroler Tourismus nicht günstig. Deshalb wird es im Moment keine Durchführungsbestimmung dazu geben“, sagt Hochgruber Kuenzer zur TAGESZEITUNG.

In Wirklichkeit war der Druck des SBB zu diesem Thema erheblich, in der Abteilung Urbanistik wurde ernsthaft über eine Durchführungsbestimmung diskutiert, die Vermietung von Almhütten und Camping am Bauernhof zu erlauben. Doch die aktuelle Tourismusdebatte in Südtirol hat das Vorhaben gebremst. Landeshauptmann Arno Kompatscher sprach sich klar gegen eine entsprechende Verordnung zum neuen Gesetz aus, mit der auf einem Schlag zusätzliche Übernachtungskapazitäten geschaffen worden wären.

Seit 2008 ist in Südtirol das (offizielle) Vermieten von Almhütten untersagt, inoffiziell wird es aber weiterhin betrieben. Nach dem Vorschlag des Bauernbundes hätten Almhütten auf hundert Südtiroler Almen von Höfen mit Urlaub auf dem Bauernhof vermietet werden können. Nach festgeschriebenen Regeln wie einem Verbot für die Almhütten-Gäste, ihren Urlaubsort mit dem eigenen Auto anzufahren.

Doch daraus wird – jedenfalls vorerst – nichts.

Der Öffentlichkeit nicht vermittelbar ist auch Camping am Bauernhof. Der SBB hatte vorgeschlagen, dass es Betreibern von Urlaub am Bauernhof erlaubt werden soll, an der Hofstelle einen Stellplatz für einen Camper oder Wohnwagen zu vermieten. Eine zusätzliche Einnahmequelle ohne logistischen Aufwand, aus der nun ebenfalls nichts wird.

Dabei stehen die beiden Forderungen des Bauernbundes im Regierungsprogramm der Koaliton SVP/Lega Salvini Premier. Sie müssen erst einmal aufgeschoben werden.

Das muss auch das im Sommer 2018 vom Landtag verabschiedete Gesetz für Raum und Landschaft. Eigentlich sollte es mit 1. Jänner 2020 in Kraft treten, doch es steht bereits seit einiger Zeit fest, dass der Landtag im Herbst eine Verschiebung des Termins beschließen wird. Auf wann, das ist derzeit laut Hochgruber-Kuenzer offen. Die Rede war zunächst von einem Inkrafttreten am 1. Juli 2020, also nach den Gemeinderatswahlen. Möglich ist aber auch, dass das Gesetz, das eine Bau-Torschlusspanik ausgelöst hat (nicht nur im Tourismus), erst Anfang 2021 in Kraft tritt.

Die Landesrätin ist dazu in intensivem Gespräch mit dem Gemeindenverband, der Steuerungsgruppe und den drei Pilotgemeinden. Vorgestern fand ein Treffen statt. In rund zwei Wochen wird Hochgruber-Kuenzer entscheiden, welchen Termin sie dem Landtag vorschlägt.

Bereits am heutigen Donnerstag wird dort im Rahmen der Debatte zum Omnibus-Gesetz der Gesetzesvorschlag für ein Hotelbau-Moratorium diskutiert. Nach einem Beschluss der Landesregierung können vorerst keine neuen Anträge für Tourismuszonen mehr eingebracht werden.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (69)

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  • andreas

    Wo ist das Problem, wenn ein Bergbauer 2-3 Stellplätze für Zelt oder Wohnmobil zur Verfügung stellt, um sich etwas dazu zu verdienen?
    Kann sich ja jeder 5 Kühe kaufen und selbständig machen, dann sieht er wieviel Arbeit das ist und wie wenig dabei übrig bleibt.

    Es sollte aber zwischen Vieh- und Obstbauern unterschieden werden. Viehbauern sollen unterstützt werden, Obstbauern nur bei effektivem Bedarf.

    • ostern

      @andreas
      im Trentino, also nicht weit weg von Südtirol, gibt es Gemeinden, die
      das Zelten sogar in den eigenen Wiesen, für die eigenen Kinder verbieten.
      Die Südtiroler Bauern sind sich nicht bewußt , dass sie in einem Schlaraffenland
      leben. Aber die Gier des Menschen(Bauern in diesem Fall) ist unbegrenzt.

  • meraner

    Kannst du mir das bitte genauer erklären. Denn diese These ist nun ganz neu, und mich würde interessieren wie du zu dem Entschluss kommst.

    • andreas

      Falls du mich meinst.

      Das vom Camping habe ich zwar das erste Mal gehört, finde es aber OK, Bergbauern in jeglicher Art zu unterstützen, damit auch die zukünftigen Generationen weiter machen.
      Kenne einige und keiner davon redet so großspurig daher wie „einereiner“, sondern bemüht sich und arbeitet den ganzen Tag.

      Schon Hoteliere haben das Problem, dass die 3. Generation keine Lust mehr hat den Laden zu übernehmen, da sie den Stress und die Arbeit nicht wollen, bei einem Hof mit ein paar Kühen ist mehr Arbeit und der Verdienst geringer.

      Bauern sollten keine Bittsteller sein und sich von deppaten Rentnern das Gejammere anhören müssen, sondern sie sollen von dem was sie machen gut leben können und dafür hat die Politik die Voraussetzungen zu schaffen.

      • pingoballino1955

        deppaten Rentnern?Pass auf,ob du sie überhaupt erlebst die Rente???? bei solchen verletztenden,miesen Aussagen sollte man dir überhaupt keine genehmigen!

        • andreas

          Liegt jetzt aber nicht an mir, wenn du dich betroffen fühlst, sofern du alle Kommentare gelesen hast bzw. du das überhaupt kannst.

          Ich kann es aber durchaus nachvollziehen, dass du dich betroffen fühlst, mehr als sich über Gott und die Welt aufregen und sich in die Opferrolle begeben, kommt von dir ja nicht.

  • meinemeinung

    Typisch, wenn´s eng wird ,den Schweif einziehen, Aufschub und auf Zeit spielen.
    Hat man wieder Gesetze gemacht mir denen man nicht arbeiten kann?
    Es sollte logisch sein dass Almhütten nicht von Heute auf Morgen Tourismus Kubaturen sind. Almhütte bleibt Almhütte. Zuerst mit Landwirtschaftlichen Förderungen saniert und hernach Touristisch vermarktet , das kann und soll nicht gehen.
    Einen Campingwagen kann ich immer abstellen, wenn ich als Bauer die Erlaubnis gebe, mal sehen wer das kontrolliert auf meinem Grund, wenn das 5-10 mal im Jahr passiert.
    aber einige Übertreiben ja immer und andere leiden darunter, hier wären Strafen im hohen Ausmaß Zielführen.

  • sepp

    Hat da nett jemand von der landesregierung irgend wo almhütten gebaut wird wohl darauf warten müssen bis das in ordnung ist und das gesetz für ihn anpassen

  • andreas

    @ermelin
    Du siehst die Angelegenheit etwas zu einseitig.
    Ein Hotelier erwirtschaftet mit seiner Tätigkeit z.B. 2 Millionen mit 25% Gewinn, was dann eine halbe Million wäre.
    Würde er die 500.000 Euro versteuern, bliebe ihm nicht mal mehr die Hälfte.
    Investiert er diese aber in z.B. einen neuen Wellnesbereich und beauftragt die heimische Wirtschaft, haben auch die Handwerker Arbeit.

    Der Sinn der Wirtschaft ist es, dass alle eine Arbeit haben und Arbeit schaffen die, welche Gewinne investieren und nicht die, welche das Geld zuhause horten.

    Könnten z.B. Hotels die Investition nicht mehr abschreiben, würde viel weniger investiert werden, was dem heimischen Handwerk schaden würde.

    Die Sache mit den Abschreibungen und dass z.B. nur der Endverbraucher die MwSt. zahlt, ist durchdacht und auch richtig so.
    Wäre jetzt aber zu lange, um das zu erklären.

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