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Komischer Kreis

Der Kreisverkehr am Pragser Durchlass stellt viele Autofahrer vor ganz neue Herausforderungen: Wer wem Vorfahrt geben muss. Warum das so ist. Und wieso der Kreisverkehr videoüberwacht wird.

von Silke Hinterwaldner

Kaum ein öffentliches Bauwerk wurde so schnell umgesetzt wie dieses: Im Jänner 2018 hatte die Landesregierung den Bau eines Kreisverkehrs beim Pragser Durchlass beschlossen, wenige Monate später war Baubeginn, bis Ende des Jahres war der Kreisverkehr so gut wie fertig.

Die Zeit drängte: Weil gerade in den Sommermonaten immer mehr Touristen den Weg zum Pragser Wildsee einschlugen, wurde es an der Kreuzung zur Pustertaler Straße gefährlich. Aber der errichtete Kreisverkehr stellte die Autofahrer offenbar vor ganz neue Herausforderungen: Anfangs gab es immer wieder Unfälle im. Und mittlerweile fragen sich Autofahrer ständig, ob der Kreisverkehr so bleiben kann wie er ist. Denn: Wer Richtung Bruneck unterwegs ist, muss jenen Fahrzeugen, die aus Prags kommen links Vorfahrt geben. Das ist nicht nur ungewohnt, sondern wirft immer wieder die Frage auf: Bin ich schneller, wenn ich gleich in den Kreisverkehr einfahre, um den anderen auf der Hauptstraße nicht Vorfahrt geben zu müssen?

„Diesem Konzept“, sagt Umberto Simone, Direktor im Amt für Straßenbau Nord-Ost, „liegt eine mutige Entscheidung zugrunde, das mag schon sein. Aber manchmal braucht es Mut, um bessere Lösungen zu finden.“ Für ihn ist klar, dass die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer im Vordergrund stehen muss. Das war auch der Grund dafür, dass der Kreisverkehr überhaupt entstanden ist. Und deshalb entschied man sich auch für die ungewöhnliche Einreihungsspur. Umberto Simone kommt zum Schluss: „Gefühlsmäßig würde ich sagen, dass es eine deutliche Verbesserung der Verkehrssituation gegeben hat.“ Aber sobald vor allem im Hochsommer sehr viele Autos auf der Pustertaler Straße und nach Prags unterwegs sind, dann ist Stau unvermeidlich, egal welche Lösung man für die Einfahrt am Pragser Durchlass gefunden hätte.

Um sich nicht nur auf das Gefühl verlassen zu müssen, hat man sich in Bozen für eine ungewöhnliche Maßnahme entschieden: Derzeit wird der Verkehrsfluss beim Kreisverkehr nach Prags mit Videokameras überwacht. Auf diese Weise will man feststellen, ob die derzeitige Lösung auch in Zukunft beibehalten werden soll – oder ob man andere Wege einschlagen muss, um den Verkehr zu entwirren. „Es ist uns klar“, sagt Simone, „dass dieser Kreisverkehr für viele Autofahrer noch ungewohnt erscheint. Aber langsam gewöhnt man sich daran.“ Jetzt wartet er auf die Auswertung der Überwachungskameras, um Klarheit auch in dieser Frage zu bekommen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (33)

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  • noando

    der kreisverkehr, bzw die parallele hauptstrasse ohne vorfahrt haben wirkung gezeigt und (subjektiv) zur entspannung positiv beigetragen. ob es besser (und teurer) ginge? wahrscheinlich. aber ich finde die aktuelle lösung keine schlechte; auch bin ich nicht der meinung, dass der neue kreisverkehr fahrtechnische meisterleistungen oder außergewöhnliche begabungen voraussetzt. reinholds liste 😀 so ein blödsinn. na dann ist es eben ein „komischer“ kreisverkehr.

  • andreas

    Ich würde vorschlagen „Pragser Kreisverkehr“ im Pustertal als Schuhlfach einzuführen, damit Leuten wie kurt geholfen wird.

    Solche Leute ohne Schulung auf so einen Kreisverkehr loszulassen, finde ich ein großes Versäumnis der Landesregierung und da speziell des LH:

    Ich bin sowieso überrascht, warum TK noch nicht den Kreisverkehrnotstand ausrufen wollte, wenn nicht hier wo dann?
    .

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