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Das Ötzi-Gutachten

Die Ötzi-Rekonstruktion (Foto: Ochsenreiter)

Das wird dauern. Das Land hat nun eine Firma aus Deutschland beauftragt, die Suche nach einem neuen Standort für das Ötzi-Museum „objektiv“ abzuwickeln. Auch die Bozner Kaufleute sollen darin eingebunden werden.

Von Thomas Vikoler

Die Entscheidung kam etwas überraschend, war aber eindeutig das Ergebnis des großen Drucks aus der Bozner Kaufmannschaft: Im April beschloss die Landesregierung, das Ergebnis der vorangegangenen Marktrecherche zu ignorieren und die Suche nach einem neuen Standort für das Ötzi-Museum in eine zweite Runde zu schicken.

Im März hatte eine Kommission den Vorschlag von René Benkos Signa Holding, Ötzi in einem neuen Museum am firmeneigenen Virgl unterzubringen, als den besten auserkoren. Es folgte ein Aufschrei der Altstadtkaufleute, die vor dem Verlust ihrer größten Touristen-Attraktion warnten.

Inzwischen hat das Land die zweite Runde eingeläutet – mit der Beauftragung einer auf Standortsuche für Museumsbauten spezialisierten Firma aus Deutschland. Sie soll die Entscheidungsfindung abwickeln und kann auf Erfahrung zu ähnliche Vorhaben in Dortmund und Berlin verweisen.

„Der gesamte Prozess soll damit objektiviert werden“, sagt Landeshauptmann Arno Kompatscher, der Zuständige für die Landesmuseen in der Landesregierung.

Die Firma aus der Bundesrepublik soll, begleitet von zwei getrennten Kommissionen, Kriterien für die Standortsuche ausarbeiten. Und sich gegebenenfalls selbst nach geeigneten Immobilien/Arealen umsehen.

Die Landesregierung hatte im April ja beschlossen, dass trotz der abgeschlossenen Marktrecherche mit drei Angeboten (neben jenem von Signa auch jene für das Ex-INA-Haus von Pietro Tosolini und für das Athesia-Gebäude in der Museumstraße) weitere Standortvorschläge eingebracht werden könnten. Außerdem wurden Zweifel an der Finanzierbarkeit eines neuen Museumsquartiers geäußert. Denn neben dem Ötzi, dem ihn beherbergenden Archäologiemuseums, sollte auch das Bozner Stadtmuseum dort untergebracht werden.

Hier hat also auch die Gemeinde ein Wort mitzureden. Der inzwischen abgetretene SVP-Vizebürgermeister Christoph Baur erklärte den Virgl als Museumsstandort für tabu. Sein Nachfolger Luis Walcher ist da weniger kategorisch. Bürgermeister Renzo Caramaschi sprach sich mehr oder weniger deutlich für die Vigl-Lösung aus.

Doch einstweilen haben die Firma aus Deutschland und die beiden Kommissionen das Wort: Eine Kommission besteht aus Technikern des Landes und der Gemeinde Bozen, in der zweiten werden die Sozialpartner versammelt. Also Gewerkschaften und die Vertreter der Wirtschaftsverbände. Auf diese Weise werden auch die Bozner Kaufleute in den Standortfindungsprozess mit eingebunden. Deren erklärtes Ziel es ja bekanntlich ist, die Übersiedlung von Ötzi auf den Virgl zu verhindern.

Doch auch für die zweite Runde – deren Ergebnis für das Land  wiederum nicht bindend sein wird – gilt das Benko-Projekt nach einem Entwurf der norwegischen Architekten  Snøhetta als Favorit.

Doch bis zu einer Standort-Entscheidung – falls es sie überhaupt geben wird – wird wohl sehr viel Zeit benötigt. Zudem will man beim Land vermeiden, dass das Thema Ötzi-Museum den anstehenden Bozner Gemeinderatswahlkampf bestimmt. Die Gemeinderatswahlen finden im Mai kommenden Jahres statt.

Und sowohl beim Land als auch bei der Stadt wurde im vergangenen Frühjahr betont: Die Errichtung eines Museumsquartiers für Bozen ist nicht prioritär.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (4)

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  • george

    Lasst doch diese Leiche endlich in Ruhe. Begrabt sie endlich in anständiger Weise oder verbrennt sie und sammelt die Asche in einer Urne, ihr habt ja eh schon alles untersucht, was an diesem Skelett zu erforschen war. Zeigt endlich den notwendigen Respekt vor solchen Überresten unserer Vorfahren.
    Ihr werdet doch nie alles erfahren, was hinter diesem „Mann im Eis“ verborgen ist.

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