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Merkwürdige Empfehlungen

Die Südtiroler Freiheit legt eine neue Ausgabe ihres Merkheftes für Schüler vor. Voll mit antiitalienischer Propaganda.

von Maximilian Steffen

Auch in diesem Jahr erscheint das umstrittene Merkheft der Südtiroler Freiheit. Laut dem Fraktionsvorsitzenden Sven Knoll wird das Heft unter den Schülern beliebter. Am Anfang belief sich die Auflagezahl noch auf 1000 Hefte – heuer sind es 2500, die von der Jungen Südtiroler Freiheit in Südtirol und Tirol kostenlos verteilt werden. „Wir wollen aufklären und nicht verkaufen“, betont Knoll.

Die Aufklärung ist von vermeintlich neutralen Informationen über Volkssagen, Dialektwörter und Persönlichkeiten wie dem katalanischen Separatisten Charles Puigdemot umgeben. Tatsächlich enthält die „geballte Ladung Tirol-Patriotismus“, wie sie die Macher des Merkheftes umschreiben, mehr oder weniger offene antiitalienische Propaganda. Italiener kommen in dem Merkheft ausschließlich als identitätsraubende Faschisten vor. Auf vielen Seiten des Merkheftes ist der Tiroler Adler mit Verbotsschild zu sehen. Verboten werden sollen etwa italienische Ortsnamen wie „Silandro“ oder „Colle Isarco“.

Was den Sprachgebrauch angeht, informieren die Macher des Merkheftes, welch „große Bedrohung von mehrsprachigen Schulen oder Sprachexperimenten wie CLIL (gemischtsprachiger Fachunterricht) ausgeht, bezüglich des Erhalts der eigenen deutschen Kultur, Sprache und Identität.“

Es komme, so erfahren die Leser, zu einer immer stärker werdenden Assimilation an das Italienische: „Es wird den Schülern schleichend infiltriert, dass das Italienische in Südtirol „normal“ ist, obwohl die Kultur im deutschen Süden Tirols niemals italienisch war. So wird die italienische Sprache zur Gewohnheit, bis Südtirol zu einer gewöhnlichen italienischen Provinz wird“, heißt es wörtlich in einem Text mit dem Übertitel „Nein zu Sprachexperimenten an Schulen“.

Das Merkheft beinhaltet auch zweifelhafte musikalische Empfehlungen: Etwa das „Deutschsüdtiroler Trutzlied“, das vor hundert Jahren von der Salzburgerin Ehrentraut Lanner geschrieben wurde. Im Text heißt es: „Uns starrt von Feindeshorden, des Brenners Scheidewand und trennt vom deutschen Norden Deutschsüdtirolerland – ob es zerrissen werde, dass heißes Herzblut sprüht, es bleibt Tirolererde, es bleibt der deutsche Süd.“

Auch für das neue Album „Auf zum Schwur“ der Tiroler Rockband „Vermaechtnis“ wird geworben. Das Album mit Liedern wie „Und starrt von Feindeshorden“ oder „Am Schlern ein Schutzhaus steht“ wird auch auf rechtsradikalen Musikplattform angeboten.

Am Ende des Heftes finden sich Aufkleber, von denen man offensichtlich erwartet, dass sie von Schülern in Umlauf gebracht werden. Die Slogans: „Freiheit für Südtirol“ , „Kein Bock auf Rom“, „Süd-Tirol – viel zu Schade für Italien“, „Wir sind keine Italiener.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (41)

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  • andreas

    Im zivilisierten Teil des Landes werden Schüler mit diesen Aufklebern als Außenseiter und als komisch angesehen.
    Dies deshalb, weil sie wohl von ihren Eltern instrumentalisiert werden um das Zeug, welches keiner will, zu verbreiten.

    Politik, in dieser einseitigen Form, hat in der Schule nichts zu suchen.

    Wäre STF etwas schlauer, würden sie es moderater gestalten.
    Es geht ihnen wohl nicht um Informationen, sondern Hetze.

  • noando

    was soll man auch von diesen kindsköpfen erwarten. mit plakaten und merkheften kommt diese randgruppe wenigstens zu ein paar schlagzeilen und etwas aufmerksamkeit (ähnlich der ortstafelaktion: hauptsache pr). zu den themen gülle, wolf, wirtschaft sind die statements der stf uninteressant – bringt ja nichts. wäre so, als ob man einen knecht fragen würde, wie viel der liter milch laut kostenrechnung kosten müsste. „die verjüngungskur“ der stf – eine lächerlicher ansammlung an möchtegern-politiker, welche nicht verstehen, dass sie von klotz und knoll vorhergeschoben werden (genauso wie die kinder von den eltern instrumentalisiert werden). die judäischen volksfront sollte sich fragen, warum sie aus dem rechtsruck der gesellschaft, der jüngeren vergangenheit nicht profitieren konnte (ja sogar einen landtagssitz verloren hat). jeder, der die stf ein bisschen beobachtet, weiss warum (beispiel katalonien). aber ja, ich kann es mir dann eben auch nie verkneifen, meinen senf zum kika-tv dazuzugeben. im grunde eben das, was sie provozieren wollte.

    ps: aber das grinsen von herrn kollmann ist eine ernst zu nehmende konkurrenz für das grinsekatze-lächeln von frau ladurner

  • noando

    @malwasneues – ja, dann war ich eben auch einmal beleidigend. ich habe einfach keine lust mehr, bei der bindestrichpartei sachlich und objektiv zu diskutieren. zu oft probiert und immer wieder zum selben schluss gekommen: zu tief sitzt bei stf-anhängern der hass, sodass objektive argumente an dessen aufnahmefilter scheitern. zb: wozu einen kollmann erklären, dass katalonien nicht richtig vorging, wenn der wunsch der südtiroler unabhängigkeit jede logik und vernunft übersteigt und herr kollmann sich selbes vorgehen für südtirol wünscht – @thefirestarter wie sie ja richtig schreiben

    außerdem ist es genau die stf, welche andersdenkende als heimatverräter deklariert (mir geschehen), und sachlichen diskussionen aus dem weg geht, wenn es nicht in ihren kram passt. da werden propagandatechniken angewandt, die an vorgehensweisen von vor etwas mehr als 80 jahren erinnern (oder aktuell an strache). apropos, ich habe es hier schon öfters gesagt: wenn eine partei, nicht nur die stf, generell eine gruppierung, wie zb auch die schützen, es bevorzugt wegzuschauen (und stimmen und mitglieder tollerieren), anstelle sich von rechtsextremen elementen zu distanzieren, geht bei mir der respekt verloren.

    zudem: @derrick hat ein schönes kommentar geschrieben. hinzufügen könnte man dann auch noch den wohnsitz außerhalb der provinz des parteivorstehenden.

    was ist jetzt eigentlich dreister oder erbärmlicher? ein stf-merkheft kindern in die hand zu drücken, oder meine beleidigende kritik?

    und bzgl geistigen horizont: wenn meine wenigen ressourcen (wie sie ja vermuten) reichen, um nicht rechts abzurutschen, oder solche aktionen wie dieses merkheft, als reine provokation, als übertragung der elterlichen wünsche an die (unschuldigen) kinder, erkannt wird, frage ich mich, wie es um den horizont der befürworter steht.

    sie beschweren sich über die kommentare, geben aber nicht bekannt ob sie diese aktion gut heissen – darf man fragen ob sie dieses merkheft ihren kindern geben würden?

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