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Der Scheich auf der Alm

Mehrere Hubschrauberflüge am Tag und nächtliche Partys: Auf der Seiser Alm sorgt ein Scheich aus Katar, der sich gleich ein ganzes Hotel gemietet hat, für Aufregung. Und warum gibt es für ihn Ausnahmegenehmigungen im Naturschutzgebiet?

von Thomas Vikoler

Es gibt reiche Gäste, die sich in einem Fünf-Sterne-Hotel einquartieren. Und solche, die sich gleich ein ganzes Fünf-Sterne-Hotel mieten. Auf einer Alm, mit Blick auf Lang- und Plattkofel. Ein für Südtirol eher neuer touristischer Trend, etwa in Österreich und der Schweiz bereits länger zu beobachten.

Auf der Seiser Alm sorgt jedenfalls seit vergangenem Freitag, dem Tag seiner spektakulären Ankunft, ein besonderer Gast für Aufregung.

Er kam mit einem Hubschrauber, der direkt vor dem Hotel landete. Es folgten einige weitere Helikopter-Flüge für seine Entourage. Das Hotel wurde teilweise mit einem Sichtschutz versehen, um die Gäste vor den Blicken der übrigen Alm-Besucher abzuschirmen (das Hotel, Alpina Dolomites, liegt direkt gegenüber der Bergstation der viel genutzten Umlaufbahn Seis-Seiser Alm). An der Zufahrt zum Hotel ist eine Schranke aufgestellt worden. Am Hotel stehen mehrere größere Plastikzelte, in denen am vergangenen Samstag laut gefeiert wurde.

Die Gäste eines benachbarten Hotels beschwerten sich nach Mitternacht über den ungewohnten Party-Lärm.

Und wer ist es, der sich diesen Luxus-Urlaub auf 1.800 Metern Meereshöhe, für knapp zwei Wochen (Zimmer lassen sich wieder ab 1. September buchen), gönnt?

Laut Informationen der TAGESZEITUNG handelt es sich um einen Scheich aus dem öl- und gasreichen Golf-Staat Katar.

Hugo Bernardi, Inhaber des Hotels Alpina Dolomites auf der Seiser Alm, will den Namen seines sicherlich zahlungskräftigen Gastes nicht preisgeben. Privacy. Der Hotelier, der auch das Hotel Grödnerhof in St. Ulrich betreibt, ist aber bemüht, die Anwesenheit des Scheichs auf der Seiser Alm zu relativieren: „So etwas gibt es im Hotel Palace in Meran beinahe jeden Tag. In diesem Fall war es aber tatsächlich notwendig, einige Genehmigungen einzuholen“.

Denn die Seiser Alm – auch der Hotel-Standort in Compatsch – ist ein Landschaftsschutzgebiet, in dem es eigentlich verboten ist, mit einem Hubschrauber zu landen und zu starten. Dafür braucht es eine Ausnahmegenehmigung, die in diesem Fall wohl erteilt wurde.

Mit welcher Begründung?

Darüber war bisher wenig in Erfahrung zu bringen. Außer dass auch das Regierungskommissariat in die Genehmigungsphase für die täglichen Helikopterflüge mit eingebunden. Was darauf schließen lässt, dass die Flugerlaubnis aus Sicherheitsgründen erteilt wurde.

Der Scheich aus Katar genießt demnach besonderen Schutz und muss fliegen, um sich nicht einer Gefahr auszusetzen.

Auch die Gemeinde Kastelruth und die Forstwache haben für den Gast aus dem Golf-Staat und sein Personal mehrere Genehmigungen ausgestellt, etwa zum Befahren der untertags von 9.00 bis 16.00 Uhr gesperrten Seiser-Alm-Straße.

Für „normale“ Touristen, die 18 Euro für die Hin- und Rückfahrt mit der Umlaufbahn oder für den Parkplatz in Compatsch zahlen müssen, ein schwer nachvollziehbares Privileg. Die Genehmigung der Hubschrauberflüge für den Scheich und seine Entourage regt vor allem Umweltschützer, aber auch andere Hoteliers auf der Alm, auf.

Vielleicht geht es ja darum, diese neue Gästeschicht nicht zu verschrecken, die nun offenbar Südtirol entdeckt hat. Der monarchisch von einem Emir regierte Golfstaat Katar, in dem 2022 die Fußball-WM stattfindet, verzeichnet mit 124.000 Dollar das weltweit höchste Durchschnittseinkommen weltweit. Das Land wurde für seine Unterstützung des islamischen Terrorismus kritisiert. Geld aus Katar steckt u.a. in Autokonzernen wie VW und BMW.

Im Hotel Alpina Dolomites auf der Seiser Alm stiegen in der Vergangenheit zahlreiche Promis ab, darunter das Show Girl Michelle Hunziker und die Influencerin Chiara Ferragni. Und, angeblich, auch der Schauspieler George Clooney.

Vielleicht hat das den Scheich aus Katar auf die Idee gebracht, in dem Fünf-Sterne-Hotel abzusteigen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (36)

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  • tiroler

    Eine erstklassige Wertschöpfung für Südtirol. Es ist nunmal so, dass Scheichs weltweit diejenigen Gäste sind, die am meisten ausgeben. Man muss das positiv sehen. Die ganze Welt füttert sie mit Ölmilliarden, in diesem Falle kommt auch wieder Geld zurück. Nicht zu vergessen wer alles mitverdient dabei ausser dem Hotel Piloten, Diener, Butler, der ital. Staat, die ganzen Begleitdamen aus halb Europa, Bodygards usw.
    Geld regiert die Welt

  • andreas

    Hohe Gebühren für Hubschrauberflüge und Fahrten auf die Alm verlangen, dann hat auch die Gemeinde etwas davon und gut ist.
    Die Seiser Alm ist nun mal die schönste Alm von Südtirol und die Hotels und Chalets sind auch international in der Spitzenklasse.
    Wer von den Kritikern würde nein sagen, wenn man z.B. in 2 Wochen statt 300.000 Euro eine Million einnehmen könnte?
    Dafür würde ich sogar einen Salvini für 2 Wochen aufnehmen.
    Ach doch nicht den Tölpel, Renzi aber schon. 🙂

  • besserwisser

    nachhaltiger tourismus.

  • equalizer

    „Pecunia non olet“, wussten schon die Römer. Leider sieht das unser Südtiroler Völkchen genauso. Aus wirtschaftlichen Überlegungen sind wir sogar bereit unsere Sprache, die Traditionen, ja sogar unsere Identität und Würde aufzugeben. Einfach beschämend charakterlos.
    „Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles. IHR ARMEN!“ liest man schon in Goethe’s Faust.

  • guyfawkes

    @Redaktion
    „Das Land wurde für seine Unterstützung des islamischen Terrorismus kritisiert.“
    Das sind falsche Behauptungen der sunnitischen Nachbarländer (vor Allem VAE und Saudi Arabien).
    Kein europäisches Land bringt Kuwait mit Unterstützung des Terrorismus in Verbindung.
    Bitte korrigieren.

  • tiroler

    Das Volk braucht sich nicht aufzuregen. Das ist eben eine andere Liga und man muss es zur Kenntnis nehmen und akzeptieren. Punkt.

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