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Bozner Betten

Tausend zusätzliche Betten und scharfe Kontrollen gegen Schwarz-Vermieter: Der neue Bozner Wirtschaftsstadtrat Stephan Konder will in wenigen Wochen ein Tourismusentwicklungskonzept für die Stadt vorlegen.

Von Thomas Vikoler

Bozen war einmal touristisch höher entwickelt als im Jahre 2018.

Im Jahre 1972 gab es in der Stadt offiziell 3104 Gästebetten, im Jahre 1991 waren es 3145. Der Höchststand, denn bis zum vergangenen Jahr sank die Zahl der Betten auf 2.644.

Dazu kam in den vergangenen Jahren allerdings ein Trend, den die Stadtverwaltung bisher nicht sonderlich im Blick hatte: Die Vermietung  von Wohnungen und Zimmer über Online-Plattformen wie Airbnb, teilweise inoffiziell. Laut einer Erhebung des Tourismusberatungsunternehmens Kohl & Partner (Alois Kronbichler) in Zusammenarbeit mit der Universität Bozen gab es in Bozen im März dieses Jahres 220 derartige Vermieter. Weil die Zahl der vermieteten Betten pro Anbieter bei 3,9 liegt, geht die Untersuchung von 800 Betten in diesem Segment in Bozen aus.

Im Vergleich zu anderen Städten sei das vergleichsweise wenig, sagt Stephan Konder (SVP), seit wenigen Wochen Stadtrat für Wirtschaft und Tourismus. In Meran gibt es 190 Airbnb-Anbieter, in Trient 370, in Innsbruck gar 600. Dennoch kündigt Konder an, diesen Bereich in nächster Zeit genauer unter die Lupe zu nehmen. Auch in Gestalt von gezielten Kontrollen darüber, ob die Vermietung tatsächlich versteuert wird und entsprechend die Kurtaxe abgeliefert ist.

Konders Vorgänger Christoph Baur sah darin offenbar kein großes Problem, es wurden lediglich eine Handvoll Kontrollen durchgeführt. Mehrere Hotels der Stadt hatten sich über unlauterer Konkurrenz aus dem neuen Markt-Segment beschwert.

Die Erhebung der Airbnb-Vermieter geschah im Rahmen der Erstellung eines Tourismusentwicklungskonzept, wie es ein Landesgesetz seit 2007 vorsieht. Bozen ist hier also gehörig im Rückstand und in den vergangenen Tagen wurde die Forderung an die Stadtverwaltung laut, auf dem Tourismussektor endlich regulierend einzugreifen.

Der Anlass: Der Stadtrat hat vor einer Woche den Durchführungsplan für das Ex-Telecom-Areal zwischen Voltastraße und Siemensstraße genehmigt, wodurch auch der Bau eines Hotels ermöglicht wird. Geplant ist ein niederpreisiges „Smart Hotel“, was beim Bozner HGV nicht unbedingt goutiert wird. Hotels sollten wennschon im Stadtzentrum errichtet werden.

Dabei gibt es aktuell in Bozen – neben dem „Smart Hotel“ – aktuell sechs Hotel-Projekte: Etwa ein Marriot-Hotel mit 120 Betten (drei Sterne) in der Buozzistraße, ein Residence mit 125 Betten in der Schlachthofstraße, ein Hotel mit 28 Betten im Hafner-Turm in der Industriezone. Drei Betriebe sollen hingegen im Stadtzentrum entstehen: Der Neubau des Ex-Hotels Alpi in der Südtirolerstraße im Rahmen des Projekts Waltherpark von René Benkos Signa (Kategorie: 4S), ein kleineres Fünf-Sterne-Hotel der Podini Holding in der Hörtenberg-Straße und das ebenfalls klein dimensionierte Vorhaben der Hoteliersfamilie D’ Onofrio in der Kapuzinergasse.

Würden diese Projekte realisiert, bekäme Bozen rund 500 zusätzliche Betten.

Um Bozen mittelfristig als Tourismusstadt zu positionieren, bräuchte es laut Konder eine wesentlich größere Bettenkapazität: „Wir möchten als Stadtverwaltung, dass sich insbesondere der Kongresstourismus stärker entwickelt“. SVP-Vizebürgermeister Luis Walcher betont jedenfalls, dass die Besucher von Bozen nicht weiter auf Hotels in den umliegenden Gemeinden ausweichen müssten.

Die Ziel-Zahl, die Konder in Bezug auf die weitere Tourismusentwicklung nennt, lautet 3.500. Auf so viele Betten sollte die Landeshauptstadt mittelfristig aufstocken, um wirtschaftlich konkurrenz- und vor allem aufnahmefähig zu werden. Bedeutet also rund 500 zusätzliche Betten zu den bestehenden und den geplanten.

Etwas tun könnte man freilich auch etwas bei der Aufenthaltsdauer der Gäste der Landeshauptstadt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt derzeit bei 2,1 Tagen, im Landesdurchschnitt bleiben die Gäste 4,4 Tage.

Bozen verzeichnete im vergangenen Jahr bei 338.00 Ankünften an die 693.000 Nächtigungen.

In einigen Wochen will Stadtrat Konder dem Stadtrat jedenfalls das Tourismusentwicklungskonzept vorlegen, das Bozen seit Jahren fehlt. Absegnen muss es am Ende die Landesregierung.

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