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Das neue Waldhaus

Das Waldhaus, das älteste Bildungshaus Südtirols, konnte dank umfänglicher Renovierungsarbeiten seinen Betrieb aufnehmen.

In den vergangenen Wochen ist im Haus der Familie am Ritten eine umfassende Bauphase zu Ende gegangen: Das Waldhaus, das älteste Bildungshaus Südtirols, konnte dank umfänglicher Renovierungsarbeiten seinen Betrieb aufnehmen.

In der vor zwei Jahren geweihten Waldkirche kamen neue liturgische Gegenstände dazu. Bischof Ivo Muser hat am gestrigen Samstag das neue Waldhaus und das Kruzifix und den Tabernakel von Josef Rainer in der Waldkirche gesegnet.

Rund 14.000 Menschen besuchen Jahr für Jahr das Haus der Familie am Ritten. Es verzeichnet jährlich 25.000 Nächtigungen und gibt 77.000 Essen aus. Das Bildungszentrum in Lichtenstern besteht aus drei Häusern – dem Haupt-, Wiesen- und Waldhaus und einer Kirche: Im Haupt- und Wiesenhaus finden im Laufe eines Jahres rund 600 Eigen- und Gastveranstaltungen statt. Das neu renovierte Waldhaus hingegen, das älteste Bildungshaus Südtirols, soll künftig nicht nur für Eigenveranstaltungen genutzt, sondern kann auch als Selbstversorgerhaus gebucht werden: Gruppen versorgen sich selbst und setzen eigene Bildungsschwerpunkte. Das Angebot wird dadurch vollständiger, sozialer und für Selbstversorger günstiger.

Das Waldhaus von Lichtenstern war schon vor dem 1. Weltkrieg als Waldschenke ein beliebter Ausflugsgasthof. Ab 1947 fanden dort erste Fortbildungskurse statt. Anfang der 1950er-Jahre kaufte die Diözese das Grundstück und betraute die Caritas-Socialis-Schwestern mit der Führung des Hauses. Bis in die 1970er-Jahre hinein besuchten viele SüdtirolerInnen die beliebten Werkwochen, Exerzitien, Glaubens- und Ehevorbereitungskurse. 1973 wurde das Bildungshaus aufgrund von Auslastungsschwierigkeiten und dringendem Renovierungsbedarf geschlossen. Die Wende kam 1983, als die Diözese Bozen-Brixen die Anlage dem Katholischen Familienverband Südtirol (kfs) mit dem Auftrag anvertraute, ein Bildungs- und Begegnungszentrum für Familien daraus zu machen. Der Trägerverein „Haus der Familie“ entstand. Er baute 1984 das neue Haupthaus unweit des bestehenden Waldhauses.

Im Lauf der vergangenen Jahrzehnte wurde beim dritten Haus, dem Waldhaus, eine Generalsanierung notwendig. Von September 2018 bis Frühjahr 2019 wurde generalsaniert, den modernen Erfordernissen angepasst und behindertengerecht gestaltet. Jetzt hat es ein Stockwerk mehr, ist auf fünf Ebenen benutzbar und wurde mit einem Aufzug versehen. Im Tiefparterre befindet sich ein Werkraum, im Erdgeschoss blieb die Stube mit der alten Täfelung als multifunktioneller Bildungsraum erhalten. Zwei Sitzungsräume und ein Zimmer kamen dazu. Im ersten Obergeschoss sind eine Küche, ein Aufenthaltsraum und drei Zimmer untergebracht, im zweiten Obergeschoss wurden fünf Zimmer und im dritten Obergeschoss ein Matratzenlager eingerichtet. Alle Zimmer haben ein Bad. Die angenehme Atmosphäre von früher blieb erhalten.

Wenn man in Südtirol vom Haus der Familie erzählt, haben viele Menschen das Waldhaus im Kopf. Daher war es den Verantwortlichen des Hauses der Familie rund um Präsident Heiner Oberrauch, Vizepräsident Harald Mengin und Direktor Elmar Vigl bei der Umbauplanung besonders wichtig, das Gesicht des Hauses und die alte Bausubstanz zu erhalten. Das ist dem Architektenteam Dietmar Dejori und Ezio Moschen gelungen. Das Erscheinungsbild sei in seiner Einzigartigkeit erhalten geblieben. Die Gesamtkosten des Umbaus beliefen sich auf 1,1 Millionen Euro, rund 600.000 Euro davon wurde öffentlich finanziert. In Rekordzeit haben Rittner Handwerksbetriebe die Arbeiten umgesetzt.

Vereinspräsident Heiner Oberrauch nutzte die Segensfeier am Samstag, um sich bei allen Beteiligten für die exzellente Umsetzung zu bedanken. Das neue Waldhaus ist in den kommenden Monaten bereits ausgebucht. Das sei einerseits auf die herrliche Lage am Ritten zurückzuführen, aber auch auf die Qualität der Angebote und das Wohlgefühl der Menschen, die im Haus der Familie zu Gast sind. Der gute Geist von Lichtenstern sei in allen Häusern des Bildungszentrums zu spüren, aber die „Lichtenstern 1“ als Hausnummer für das Waldhaus sei Programm. Als ältestes Bildungshaus Südtirols trage es Geschichte und Auftrag in sich. „Es gibt auch in Südtirol Familien, die durch das enge soziale Netz fallen“ betont Heiner Oberrauch. Viele trauten sich nicht, um Unterstützung zu fragen. Das spüren die MitarbeiterInnen des Hauses immer wieder. Daher wolle das Haus der Familie künftig verstärkt mit Einrichtungen wie Sozialsprengel, dem Hilfsfonds des KFS „Familie in Not“ oder La Strada – der Weg“ zusammenarbeiten, um diese Menschen zu erreichen. Direktor Elmar Vigl betonte, dass mit dem Waldhaus ein Ort wiederbelebt wurde, der es den Menschen erlaube, sich in ihrer Einzigartigkeit zu spüren oder sich wieder zu entdecken. Erholung, Erlebnis und Entwicklung wolle das Rittner Bildungszentrum als Ganzes und das Waldhaus im Besonderen bieten.

Vor fast genau zwei Jahren hat Bichof Ivo Muser die neu gestaltete Waldkirche von Lichtenstern geweiht. Die zum Bildungszentrum gehörige Kirche direkt an der Rittner Freudpromenade wird von den Gästen des Hauses und von Spaziergängern gerne und viel genutzt. Der Bildhauer Josef Rainer hat sie in den vergangenen Monaten mit einem Kruzifix und einem Tabernakel vollständig gemacht. Toni Fiung als geistlicher Leiter des Hauses der Familie freut sich über die Bereicherung. Er hat Bischof Ivo Muser bei der Segnung des Waldhauses und der Weihe der neuen liturgischen Gegenstände unterstützt. Ab Herbst wird Toni Fiung in das Bildungszentrum auf den Ritten ziehen und die Gäste und MitarbeiterInnen des Hauses mit Rat und Tat begleiten.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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