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Der Verkäufer

Der Südtiroler Unternehmer Heiner Oberrauch hat einen Vormittag lang die Straßenzeitung zebra verkauft.

Straßenzeitungen wie zebra. gibt es auf der ganzen Welt. Einige von ihnen machen regelmäßig mit sogenannten „CEO-Sellings“ auf die Bedeutung ihrer Sozialprojekte aufmerksam. Dabei schlüpfen erfolgreiche Führungskräfte und Unternehmer*innen für einige Stunden in die Rolle von Straßenverkäufer*innen . Sie verhelfen ihnen und ihrem Produkt dadurch zu mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung und machen ihrerseits eine einzigartige neue Erfahrung.

Für die erste Südtirol-Ausgabe des „CEO-Sellings“ konnte die Herausgeberin OEW – Organisation für Eine solidarische Welt keinen geringeren gewinnen als Heiner Oberrauch, Eigentümer und Präsident der Oberalp-Gruppe zu welcher unter anderem die renommierten Outdoor-Marken Salewa und Dynafit gehören.  Mehr als zwei Stunden lang war er heute am Bozner Obstmarkt, in der Laubengasse und der Museumstraße unterwegs, um gemeinsam mit zebra.Verkäufer David Charles die Straßenzeitung anzubieten.

Im Vorfeld des Verkaufs-Experiments machte David Charles aus Nigeria Heiner Oberrauch mit den wichtigsten Regeln und Tipps für den Straßenverkauf vertraut. Im Laufe des Vormittags zeigte sich der zebra.Verkäufer überrascht in Anbetracht des ungeahnten Verkaufstalents seines neuen Kollegen. „Herr Oberrauch ist sehr aktiv und schnell und er kann gut auf die Leute zugehen“, sagte der 38-Jährige.

Oberrauch, der für den Tag mit einem eigenen Spezial-zebra-Ausweis ausgestattet wurde, war mit Motivation bei der Sache: „zebra. zu lesen, gibt eine neue Perspektiver, aber die Erfahrung als Verkäufer ist nochmal eine ganz neue. Es ist kein leichter Job.“ Dennoch sei er vielen Leuten begegnet, die die Zeitung mit einem Strahlen in den Augen wiedererkannten, einige wollen hingegen nicht angesprochen werden, andere suchten eine Ausrede. „Insgesamt hätte ich mir aber nicht so viele positive Reaktionen erwartet“, sagte der 62-jährige Unternehmer. Er sei mit Freude, aber auch mit einem etwas mulmigen Gefühl in den Verkaufs-Tag gestartet. Für die Zukunft von zebra.  wünsche er sich, dass die Straßenzeitung  noch mehr zu einem Teil von Südtirol wird.

Alessio Giordano arbeitet bei der OEW in der Beratung der Verkaufenden und war in Bozen mit dabei. Er bemerkte: „Gerade in Anbetracht des aktuellen politischen Klimas und in Momenten, in denen Menschen am Rand der Gesellschaft zunehmend marginalisiert und kriminalisiert werden, ist es für ein Sozialprojekt wie zebra. unschätzbar wertvoll, wenn sich erfolgreiche Menschen, die Rang und Namen genießen, an seine Seite stellen und damit ein Zeichen setzen.“

Der Verkauf von Straßenzeitungen bietet Menschen, die es schwer im Leben und kaum Zugang zum Arbeitsmarkt haben, eine sinnvolle Tätigkeit und eine kleine Verdienstmöglichkeit. zebra.Verkäufer*innen betteln nicht, sondern bieten ein Produkt an, das ihnen Zugang zur Südtiroler Lebens- und Arbeitsrealität, Selbstvertrauen, Anerkennung und Würde ermöglicht. Die aktuelle Ausgabe wird von rund 60 Verkäufer*innen angeboten,  die bei der OEW registriert und an ihren violetten Ausweisen erkennbar sind. Sie verkaufen die Zeitung zum Preis von zwei Euro. Davon geht ein Euro in die Produktion, ein Euro bleibt ihnen. Die Inhalte der Zeitung werden Großteils von Freiwilligen erarbeitet und lenken den Blick auf gute Nachrichten, ermutigende Geschichten und besondere Menschen in und aus Südtirol.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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