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„Haar in der Suppe“

Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner entschuldigt sich für das Fake-Foto. Aber er verteidigt die blutrünstige Wolf-Broschüre – auch wenn seiner Schwägerin am Frühstückstisch der Appetit vergangen ist.

TAGESZEITUNG Online: Herr Rinner, der Bauernbund macht mit Fake-Fotos Propaganda gegen die Großraubtiere. Hat der SBB so etwas notwendig?

Siegfried Rinner: Der Bauernbund hat gar nichts notwendig, für die Bergbauern ist es notwendig, dass auf das Thema aufmerksam gemacht wird …

Und dafür sind dem Bauernbund alle Mittel recht?

Schauen Sie: In dieser Broschüre sind viele Bilder abgedruckt. Und wenn wir nun ein Bild falsch zugeordnet haben, dann ist dies ein Fehler, der passieren kann. Das ändert aber nichts an der Aussage und an den Botschaften der Broschüre.

Wurde das Bildmaterial vor der Veröffentlichung denn nicht überprüft?

Doch, wir haben es schon überprüft, aber dieses eine Foto ist uns durch die Lappen gegangen. Das tut uns leid. Das ändert aber, wie gesagt, nichts daran, dass der Wolf mit der Almwirtschaft nicht kompatibel ist und die Weidetiere geschützt werden müssen. In dieser Broschüre sind noch 30, 40 andere Fotos drinnen. Wenn sich jemand die Mühe macht, das Haar in der Suppe zu suchen, dann darf man annehmen, dass er auch die anderen Bilder überprüft hat und diese offensichtlich korrekt sind. Wie gesagt: Dieser Fehler macht die Botschaft nicht weniger glaubwürdig …

Aber wie soll man den Bauernbund mit seiner Argumentation in Sachen Großraubwild ernst nehmen, wenn sich jetzt herausstellt, dass er mit denselben Mitteln operiert wie unseriöse Facebook-Gruppen?

Wir sind ein seriöser Verband und die Broschüre ist seriös gemacht. Wenn ich mich nicht irre, ist das beanstandete Foto bereits vorher zirkuliert, ich glaube, ich habe es vorher bereits in den „Dolomiten“ gesehen …

Nichtsdestotrotz ist es nachweislich ein Fake-Foto …

Das mag schon sein, aber ich werde wegen dieses Fotos sicher niemanden ans Kreuz nageln, schließlich habe ich die Broschüre freigegeben.

Aus der Broschüre „Der Wolf“ trieft regelrecht das Tierblut heraus, sie ist voll mit grausigen Postern von gerissenen Tieren …

Das ist die Realität!

Sind Sie über die Aufmachung und über die grafische Gestaltung dieser Broschüre glücklich?

Das ist die Realität! Wir brauchen nichts schönzufärben. So wie andere Broschüren über den braven Wolf machen, zeigen wir den Wolf so, wie ihn unsere Bergbauern wahrnehmen – mit all den Konsequenzen.

Glauben Sie nicht, dass auch viele Ihrer Mitglieder die Broschüre und die Bildauswahl als abstoßend empfinden?

Sicher sind diese Bilder abstoßend und vielleicht ist die Broschüre nicht ideal als Beilage zur Morgenzeitung. Auch meine Schwägerin hat gesagt, ihr sei beim Frühstück der Appetit vergangen …

Das war also gewollt?

Den Bergbauern vergeht auch der Appetit.

Wie viel hat sich der Bauernbund dieses Sonderheft kosten lassen?

Das sage ich nicht.

Das würde aber viele Ihrer Mitglieder sicher interessieren.

(lacht) Den Mitgliedern sage ich es auch.

Interview: Artur Oberhofer

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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