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Ein Jahr Wartezeit

Die Vormerkzeiten für fachärztliche Visiten in den Krankenhäusern sind seit Florian Zerzers Amtsantritt nicht gesunken – im Gegenteil. Jetzt werden weitere Maßnahmen diskutiert.

von Heinrich Schwarz

Es will nicht funktionieren: Die ohnehin schon sehr langen Vormerkzeiten für Facharztvisiten in Südtirols Krankenhäusern konnten auch ein Jahr nach dem Abgang von Generaldirektor Thomas Schael nicht reduziert werden. Im Gegenteil: Die Situation hat sich verschlimmert. Gegenüber dem Vorjahr betragen die Wartezeiten bei deutlich mehr Leistungen über 200 Tage. In einigen Fällen sind es mittlerweile sogar schon mehr als 300 Tage – und in einem Fall sogar über 400 Tage.

Eigentlich sollten 60 Tage – mit wenigen Ausnahmen – das Maximum sein.

Inzwischen drängt auch der Staat mit der 5-Stelle-Gesundheitsministerin Giulia Grillo verstärkt darauf, die maximalen Vormerkzeiten schnellstmöglich einzuhalten. „Am Beispiel der Wartezeiten zeigt sich, dass die Autonomie nicht immer hilft, sondern – im Gegenteil – die Situation noch weiter verschlechtert“, sagte der 5-Stelle-Landtagsabgeordnete Diego Nicolini am Dienstag nach einem Treffen mit der Ministerin.

Für welche aufschiebbaren, also nicht-dringenden Leistungen sind die Vormerkzeiten derzeit am längsten?

Ganze 407 Tage (Stichtag der letzten Vormerkzeiten-Erhebung war der 26. Juni 2019) muss man auf eine Brust-Echographie in der Radiologie-Abteilung des Krankenhauses von Schlanders warten.

Dahinter folgen physiatrische Visiten an gleich drei Krankenhäusern des Landes, für die man rund ein Jahr Geduld haben muss: in Meran, Bruneck und Innichen. Die physiatrischen Visiten sind der Fachbereich, der wohl den größten Anstieg der Wartezeiten zu verzeichnen hat – und zwar flächendeckend: Auch in Sterzing wartet man 328 Tage, während für die anderen Spitäler keine Daten vorliegen.

Für eine venöse gefäßchirurgische Visite in Schlanders müssen sich die Patienten 343 Tage gedulden, für eine endokrinologische Visite in Brixen 335 Tage.

Neben den physiatrischen Visiten gibt es drei weitere Bereiche, bei denen es flächendeckend sehr lange Vormerkzeiten gibt: Augenvisiten, Koloskopie und pneumologische Visiten (siehe auch Grafik).

„Es fehlen in sehr vielen Bereichen einfach Ärzte und Pflegepersonal. Das ist der Hauptgrund, wieso die Vormerkzeiten zum Teil wieder länger wurden“, erklärt Florian Zerzer, seit Oktober letzten Jahres neuer Generaldirektor des Sanitätsbetriebes.

Die Gegenmaßnahmen, über die seit Jahren geredet wird, scheinen bisher keine Früchte getragen zu haben: die Personalanwerbungskampagne, die wieder mögliche Facharztausbildung nach österreichischem Modell, der verstärkte Zukauf von Leistungen privater Strukturen, die Strafen für unentschuldigtes Fernbleiben von Facharztvisiten und der Ausbau der einheitlichen Landesvormerkstelle.

Jetzt sollen es „zusätzliche Maßnahmen“ richten, sagt Florian Zerzer. Es sei ein breiteres Spektrum an Maßnahmen notwendig. „Das Land muss nach Vorgaben des Staates einen Plan zum Abbau der Vormerkzeiten entwickeln. Wir haben im Betrieb dazu eine Task Force eingerichtet, die analysiert, wo und welche Maßnahmen die Situation verbessern können“, erklärt der Generaldirektor.

Das entsprechende Maßnahmenbündel soll „in naher Zukunft“, so Zerzer, gemeinsam mit dem Gesundheitsassessorat vorgestellt werden. Derzeit werde noch daran gearbeitet.

Wartezeiten von weniger als 60 Tagen können derzeit übrigens nur in sehr wenigen Bereichen garantiert werden: etwa bei chirurgischen Visiten, gefäßchirurgischen Visiten, hämatologischen Visiten, Infektionskrankheiten-Visiten und onkologischen Visiten.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (14)

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  • criticus

    @kurt
    Das mit Geld einsacken wird auch teilweise stimmen. Doch wir gehören leider einem Staat an, der bei jeder Gelegenheit eine Verbesserung im Sanitätsbereich (und auch in anderen Bereichen) verhindert. Siehe die Anerkennung der österreichischen Ärzteausbildung. Was das Problem Post angeht, möchte ich mich schon gar nicht äußern. Einem Staat dem die Jugend seit Jahren davonrennt sollte endlich einmal umdenken und zum Wohle der Bevölkerung arbeiten. Vor nicht langer Zeit hat man über den PD gehadert, was machen Die besser?

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