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Die Berufung

Roman Crazzolara übernimmt erste Stiftungsprofessor für Kinderonkologie an der Medizinischen Universität Innsbruck.

Am Mittwoch fand an der Kinderklinik Innsbruck die Vorstellung der ersten Stiftungsprofessur für Kinderonkologie der Medizinischen Universität Innsbruck statt. Die Stiftungsprofessur entstand in Zusammenarbeit mit der Kinder-Krebs-Hilfe Tirol und Vorarlberg. Stiftungsprofessor Roman Crazzolara (45) präsentierte die Schwerpunkte seines Lehr- und Forschungskonzepts.

Auftrag der Stiftungsprofessur ist es, den Bereich der Kinderonkologie in Wissenschaft, Lehre und Krankenversorgung in Innsbruck nachhaltig zu stärken. Aktuellste Forschungsergebnisse sollen krebskranken Kindern und Jugendlichen im Sinne bestmöglicher Behandlungen zur Verbesserung der Lebensqualität und Heilung unmittelbar zu Gute kommen. Ermöglicht wurde die Stiftungsprofessur zur vertieften kinderonkologischen Forschung durch eine finanzielle Unterstützung der Kinder-Krebs-Hilfe für Tirol und Vorarlberg in Höhe von 500.000 Euro.

„Es ist wirklich außergewöhnlich, dass wir als ehrenamtlich wirkender Verein in der Lage sind, diese Stiftungsprofessur mit 500.000 Euro mitfinanzieren zu können. Deshalb gilt mein aufrichtiger Dank unseren Mitgliedern und allen Spenderinnen und Spendern. Die Spendengelder werden Behandlung und Heilung krebskranker Kinder weiter verbessern“, erklärt Ursula Mattersberger, Vizepräsidentin der Kinder-Krebs-Hilfe Österreich und Obfrau für Tirol und Vorarlberg.

Herausragender Experte übernimmt Stiftungsprofessur

Mit dem gebürtigen Südtiroler Roman Crazzolora konnte ein international anerkannter Experte für Kinderonkologie für die Stiftungsprofessur berufen werden. Der Vater dreier Kinder ist, nach Forschungsaufenthalten u.a. am Millennium Institute der Universität Sidney, seit 2009 an der pädiatrischen Hämatologie, Onkologie und Stammzellentransplantation der Universitätsklinik Innsbruck tätig.

„Wir haben mit Roman Crazzolara einen engagierten und mehrfach ausgezeichneten Spezialisten für das Fach Pädiatrie mit dem Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie berufen. Er wird unter anderem in der Forschung neue Akzente setzen und damit einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Therapien für krebskranke Kinder leisten“, erklärt die Vizerektorin für Forschung und Internationales, Christine Bandtlow. „Es ist mir ein großes Anliegen dem Verein und allen Spenderinnen und Spendern, die mit ihrer Unterstützung die Schaffung dieser Stiftungsprofessur ermöglicht haben, meinen aufrichtigen Dank auszusprechen. Es ist uns dadurch möglich, die Kinderonkologie in der Wissenschaft, Lehre und Krankenversorgung nachhaltig zu stärken.“

Alexandra Kofler, Ärztliche Direktorin des Landeskrankenhaus Innsbruck, dankt der Kinder-Krebs-Hilfe Tirol und Vorarlberg für ihre einzigartige Finanzierung und zeigt sich über die Berufung ebenfalls hoch erfreut: „Dank der finanziellen Unterstützung der Kinder-Krebs-Hilfe ist es möglich, mit Roman Crazzolara einen Kinderonkologen an uns zu binden, der in seinem Fach herausragt. Nicht nur in fachlicher Hinsicht, sondern auch in menschlicher, was gerade in diesem Bereich mindestens so wichtig ist“, so Kofler.

Mit der Einrichtung der Stiftungsprofessur für Kinderonkologie erfüllt sich auch ein Herzenswunsch für Thomas Müller, Direktor der Kinderklinik Innsbruck: „Bei meinem Antritt als Klinikdirektor vor zwei Jahren war die Stärkung der Kinderonkologie ein Ziel mit hoher Priorität. Die Kinder-Krebs-Hilfe Tirol und Vorarlberg und ihre großzügigen SpenderInnen und die Medizinische Universität Innsbruck haben in kurzer Zeit diesen Herzenswunsch im Sinne unserer krebskranken Kinder erfüllt. Dafür bin ich unendlich dankbar“, äußert Müller.

Vier Schwerpunkte der Stiftungsprofessur für Kinderonkologie

Gegenstand der Stiftungsprofessur ist die angewandte Forschung und die Betreuung der sog. Survivors (therapierte krebskranke Kinder und Jugendliche). Besondere Schwerpunkte sollen in den Bereichen „patientenorientierte Medizin“, „sekundäre und tertiäre Prävention und Nachsorge“ sowie „Unterstützung neuer Therapien“ und „Sichtbarkeit der Lehr- und Forschungstätigkeit“ gesetzt werden. „Ich freue mich über die persönliche Chance, die hervorragende bisherige Arbeit der Kinderklinik Innsbruck weiter zu entwickeln und die vertiefte kinderonkologische Forschung und Lehre konsequent und nachhaltig auszubauen“, erklärt Crazzolara.

Patientenorientierte Medizin

Crazzolara erläutert, dass für eine erfolgreiche Therapie, neben medizinischen Informationen zum Krankheitsbild, auch entscheidend sei, wie sich das Kind bzw. der Jugendliche fühle. Das Wissen über persönliches Befinden und subjektive Parameter wie Schmerzen, Erschöpfung oder soziale Krankheitsfolgen gewinnen für die Evaluation onkologischer Therapien zunehmend an Bedeutung. Gerade bei Kindern und Jugendlichen sei eine Befragung zum eigenen Krankheitsempfinden, zusätzlich zu den Eltern, sinnvoll und notwendig.

Die routinemäßige Erhebung dieser Daten (sogenannte Patient-Reported Outcomes, PROs) biete mehrere Vorteile: die Identifikation von Beeinträchtigungen, die Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation, die umfangreichere Beurteilung des Behandlungserfolgs und die direkte Abstimmung von Interventionen auf die individuellen Bedürfnisse. Dazu würden gut validierte Instrumente (sog. Patient Reportet Outcome Measures, PROMs) und adäquate Softwarelösungen eingesetzt, die Vitalfunktionen der kleinen PatientInnen unkompliziert aufzeichnen und überprüfen, nicht nur im stationären Bereich, sondern auch wenn das Kind zuhause ist.

Ausbau von sekundärer und tertiärer Prävention und Nachsorge

Im Rahmen der Stiftungsprofessur sollen die eigentliche Früherkennung (Sekundärprävention), die Verhinderung eines Rezidivs bzw. Rückfalls (Tertiärprävention) und die Behandlung von Langzeitfolgen weiter ausgebaut und inhaltlich vertieft werden. Auch die lückenlose Überleitung der Jugendlichen in die Erwachsenenmedizin soll hier tragend sein.

Unterstützung von neuen klinischen Therapien

Über die Durchführung und Teilnahme an Studien zu neuen Therapien soll das Wissen über die Langzeitfolgen von Krebserkrankungen im Kindes- und Jugendalter erhöht werden. „Die Erkenntnisse helfen uns, zum einen noch bessere Behandlung anbieten zu können, aber viel mehr noch, um Schwierigkeiten während der Therapie besser in den Griff zu bekommen“, so Crazzolara. Neue Medikamente, Wirkstoffe und Therapien sollen zum Wohle der erkrankten Kinder und Jugendlichen eingesetzt werden, um den internationalen Spitzenwert der 5-Jahres-Überlebensrate von heute auf über 80 Prozent anzuheben. Österreich liegt hier nach EUROCARE-5-Studie im Spitzenfeld.

Verstärkte öffentliche Sichtbarkeit für Lehr- und Forschungstätigkeit

Als weiteren Schwerpunkt strebt Crazzolara die Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Krebserkrankungen im Kinder- und Jugendalter an. Auch Forschungserkenntnisse der Medizinischen Universität und der tirol kliniken sollen regelmäßig veröffentlicht werden.

Stiftungsprofessur ermöglicht Chancen für bessere Therapien

Die Stiftungsprofessur für Kinderonkologie ermöglicht krebskranken Kinder und Jugendlichen neue Chancen auf noch bessere Therapien. Sie startete mit Juni 2019 und ist mit zwei wissenschaftlichen MitarbeiterInnen auf fünf Jahre begrenzt.

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