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Glitch & Data

Simon Perathoner ist ein „abnormaler“, das heißt, kein Holz bearbeitender Grödner Künstler. Seine Materialien sind die neuen Technologien. Zu sehen im Kreis für Kunst und Kultur in St. Ulrich. 

In seinen Werken arbeitet Perathoner mit neuen Technologien, er kodiert und transkodiert Bilder, mischt digitale Kodexe, transformiert Hardware in Kunstobjekte und macht “Glitches”, d.h. er baut Fehler in die digitalen Sequenzen ein, die dann Inhalte verändern und eine Art persönlichen Stil hervorbringen. Grundsätzlich ist Simon Perathoner ein Fotograf, der über die Fotografie selbst nach- denkt, ihn interessiert das Wesen der Mediums, das Konzept der Kodexe. Gerade aus dieser Reflexion schafft er Objekte und Installationen, die auf den ersten Blick nicht unmittelbar dem Medium der Fotografie zuzuschreiben sind.
Vilélm Flusser behauptete, dass der Fotoapparat nur das macht was der Fotograf will, der Fotograf jedoch das wollen muss was der Fotoapparat leiste kann. Auch wenn der Fotograf das Objekt frei wählen kann, bleibt er dennoch der Funktion des Apparats ver- pflichtet. Die Farben der Landschaft die wir auf den Fotos sehen, sind im Grunde nichts anderes als chemische Zusammensetzungen, welche der Fotoapparat, laut seiner Pro- grammierung, auf seine Art und Weise mischt.

Simon Perathoner

Inhaltlich beschäftigt sich Simon Perathoner genau mit dieser Diskrepanz zwischen der Technik und dem Sichtbarem. Auf den ersten Blick scheint er die Betrachter*innen hinter das Licht zu führen, dann aber nimmt er sie an der Hand und geleitet sie mittels Spuren und Anregungen zu wichtigen Überlegungen. Der Titel des Werkes „Vista da Rasciesa del Sassolungo innevato in una giornata di sole d’inverno – Val Gardena“ suggeriert z.B., dass eine Landschaftsaufnahme zu sehen ist, das Bild aber zeigt eine Serie von schwarzen und weißen Lettern, den sogenannten Binärkode – die Essenz der digi- talen Fotographie. Für „Brain_Equivocation\Turin“ hat Perathoner in Turin 5047 digitale Fotos der Stadt gemacht und sich dazu entschieden die Bilder nicht so zu präsentieren, wie wir es von Fotografien gewohnt sind. Er zeigt nicht die Bilder an und für sich, sondern die Hardware auf welcher diese gespeichert sind. Diese befindet sich in einer Vitrine, ist also nicht zugänglich und von den Fotos gibt es keine Abzüge oder Kopien, sie bestehen einzig und allein als RAW-Datein auf der eingeschlossenen Festplatte. Gerade den Titeln der Werke von Simon Perathoner kommt eine wichtige Bedeutung zu, da sie einerseits offenbarend als auch evokativ sind, sie bieten eine erste Deziffrierungs- möglichkeit, fordern zum Nachdenken auf und laden ein den Prozesscharakter und die Performativität der Werke nachzuvollziehen. „Glitch & Data“ ist die erste Einzelausstellung von Simon Perathoner im Gröden.

Die von Camilla Martinelli kuratierte Kunstschau eröffnet am Freitag, 21. Juni um 20.30 Uhr im Kreis für Kunst und Kultur in St. Ulrich und bleibt mit einer Unterbrechung zwischen dem 5. und 8.Juli bis zum 21. Juli zugänglich. Am 09. Juli eröffnet die Ausstellung er- neut, mit zum Teil anderen Werken. Zugänglich ist die Ausstellung täglich von 16 bis 19 Uhr und von 20 bis 21.30 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos. Bei der Eröffnung am 21. Juni vollzieht Hannes Egger eine spezielle performative Einführung, indem er mit ein eigens für die Ausstellung geschaffenes Werk von Simon Perathoner interagiert. Es handelt sich um eine Adaptierung des bekannten Videospiels Super Mario World, in das der Künstler die Werke der Ausstellung integriert hat um da- mit eine weitere Ebene der Digitalisierung zu schaffen.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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