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Die Reue-Geste

Das Oberlandesgericht senkt die Haftstrafe r einen nigerianischen Flüchtling, der im August 2017 in Bozen zwei Joggerinnen sexuell attackierte, von zwölf auf zehn Jahre. Der Verurteilte wirft sich im Gerichtssaal auf den Boden.

Von Thomas Vikoler

Ein junger Mann mit weißem Hemd, der ein Bankbeamter sein könnte, wartet im stickigen Vorraum des Verhandlungssaales am Oberlandesgericht Bozen auf sein Urteil: Obere V., inzwischen 20 Jahre alt, stammt aus Nigeria und war im August 2016 im Ex-Lemayr-Gebäude in Bozen Süd als Flüchtling untergebracht.

Seit seiner Verhaftung wegen des Verdachts der mehrfachen sexuellen Gewalt ist er Insasse des Gefängnisses von Trient.

Sein Fall erlangt durch einen anderen unerwartete Aktualität: Anfang Mai dieses Jahres wurde an einem Radweg an der Mündung der Talfer in den Eisack in Bozen eine 15-jährige Schülerin vergewaltigt. Um 14.00 Uhr nachmittags. Die Suche der Polizei nach den beiden vom Opfer als dunkelhäutig beschriebenen Tätern verlief bisher ergebnislos. Einziges Ermittlungsergebnis: Die DNA eines der Täter wurde isoliert, konnte bisher aber nicht zugeordnet werden.

Im Falle von Obeme V. verlief die Ermittlung wesentlich rascher:

Der Flüchtling wurde über eine DNA-Probe als jene Person identifiziert, der am 6. August 2017 gegen 6.00 Uhr früh am Linken Eisackufer eine 16-jährige Joggerin überfallen hatte. Laut Anklage bog er ihren Arm auf den Rücken und zwang sie mit einem Messer in die nahen Büsche. Der war er das Mädchen nieder, zog ihr den Slip aus und versuchte sie zu vergewaltigen.

Nach seiner Festnahme Ende August gestand Obeme V. auch einen zweiten Zwischenfall zwei Tage später. Diesmal war eine erwachsene Boznerin das Opfer. Sie war um 5.50 Uhr, wiederum auf dem Radweg am Eisackufer, beim Joggen von einem Mann gewürgt und zu Boden gedrückt worden. Auch diesmal versuchte sie der Täter in die Büsche zu ziehen, was aber nicht gelang, weil an Passant vorbeikam.

Ursprünglich verdächtigte die Polizei Obeme V. an einer Straftat beteiligt gewesen zu sein, die sich am 11. Juni 2016 abends in Bozen ereignet hatte. Eine Frau war von drei Männern überfallen und vergewaltigt worden. Zu diesem Vorfall wurde keine Anklage gegen den Mann erhoben, der ursprünglich als – zum Tatzeitpunkt – minderjährig eingestuft worden war.

Eine Knochenanalyse ergab, dass er 18 Jahre alt war.

Im November vergangenen Jahres wurde der Geständige am Landesgericht zu zwölf Jahren Haft und zur Zahlung von 100.000 bzw. 35.000 Euro Schadenersatz an die Opfer verurteilt.

Die Berufung gegen das Urteil hat sich für ihn ausgezahlt. Ein Strafsenat des Oberlandesgerichts unter dem Vorsitz von Silvia Monaco setzte die Haftstrafe nach rund einstündiger Beratung von zwölf auf zehn Jahre herunter. Die Urteilsbegründung steht noch aus. 

Dort wird sich zeigen, ob eine unerwartete Reue-Geste bei der Bemessung der Strafe eine Rolle spielte: Obeme V. erklärte bei der Verhandlung am Donnerstag, dass ihm seine Taten leid täten.

Um dies zu unterstreichen, warf sich der Mann im Gerichtssaal auf den Boden.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (10)

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  • carlotta

    Auf den Boden werfen, als ein Zeichen der Reue ?!?!?
    Bäh bäh!!!!
    Und des mit die drei Typen de die Frau vergewaltigt hoben, hat men a nia nix gheart!!!
    I will gor nit wissen, wo’s mir olls nit hearn.
    Beim Foll vom 15. Jährigen Mädchen hatten mir a nix wissen gederft Ober Sem wor jemand auf Facebook schneller!

  • tiroler

    Sorry, aber wurde von diesen Übergriffen in den Medien damald nichts gebracht?

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