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Die deutschen Lega-Hochburgen

In allen fast rein deutschsprachigen Gemeinden übersteigt das Lega-Ergebnis den Italiener-Anteil deutlich. 45 Extrem-Beispiele im Überblick.

von Heinrich Schwarz

In 95 der 116 Südtiroler Gemeinden ist der Anteil der Lega-Wähler bei der EU-Wahl deutlich höher als der Italiener-Anteil laut Sprachgruppenzählung. Jene 21 Gemeinden, in denen das nicht der Fall ist, sind dabei ausschließlich Gemeinden mit einem eher hohen Italiener-Anteil von mindestens 13 Prozent.

Das heißt im Umkehrschluss: In allen Südtiroler Gemeinden mit einer relativ geringen Anzahl an italienischsprachigen Einwohnern haben viele Deutschsprachige die Lega angekreuzt. Also eine Partei, die keinen deutschsprachigen Kandidaten auf ihrer Liste hatte und auch nicht als interethnische Partei wahrgenommen wird.

Überhaupt erzielte die Lega in nur sechs Gemeinden weniger als fünf Prozent der Stimmen. In 52 (!) Gemeinden ist die Salvini-Partei zweistellig.

Die TAGESZEITUNG  hat sich auf die Suche nach Gemeinden gemacht, in denen der Lega-Stimmenanteil den Italiener-Anteil besonders weit übersteigt. Diese Suche stellte sich als einfach heraus. Über 70 Gemeinden schafften es in die engere Auswahl (die ladinischen Gemeinden, in denen die Lega einen großen Erfolg feierte, sind dabei nicht einmal mit eingerechnet).

Sehr viel schwieriger war es deshalb, Gemeinden herauszufiltern, in denen der Lega-Italiener-Unterschied im Verhältnis zu anderen Gemeinden nicht ganz so groß ist, um eine überschaubare Tabelle erstellen zu können. In der obenstehenden Tabelle sind immerhin noch 45 Extrem-Beispiele zu finden.

Zu betonen ist, dass die prozentuelle Verteilung der Sprachgruppen auf die letzte Volkszählung von 2011 zurückzuführen ist. Der Italiener-Anteil in den einzelnen Gemeinden kann sich seither also geändert haben – nach oben oder nach unten. Auch ist zu sagen, dass bei weitem nicht alle Italiener die Lega gewählt haben. Also ist der Anteil der deutschsprachigen Lega-Wähler sicher noch höher als aus der Tabelle hervorgeht.

Ein krasses Beispiel ist die Gemeinde Ulten. Dort leben – zumindest war es im Jahr 2011 so – 0,5 Prozent Italiener. Die Lega erhielt bei der EU-Wahl aber 11,1 Prozent der Stimmen. 152 Ultner kreuzten die Lega an, 49 davon schrieben auch Salvini auf den Wahlzettel.

Damit ist die Lega in Ulten hinter der SVP die zweitstärkste Partei. Sie erhielt fünf Stimmen mehr als die Liste +Europa mit Renate Holzeisen vom Team Köllensperger. Die Grünen kamen in Ulten gar nur auf 4,2 Prozent.

In Lüsen schaffte es die Lega bei einem Italiener-Anteil von 1,4 Prozent auf 9,5 Prozent der Stimmen. In Stilfs entfielen bei 1,5 Prozent Italiener-Anteil 9,0 Prozent der Stimmen auf die Lega. Im Ahrntal sind es 0,9 zu 7,8 Prozent. In Tisens 2,0 zu 13,8 Prozent.

Klare Unterschiede zwischen den Bezirken sind nicht zu erkennen. Die Lega erzielte in allen peripheren, deutschen Gebieten des Landes sehr gute Ergebnisse.

Sicher war das Nicht-Antreten der deutschen Rechtsparteien mit ausschlaggebend für den Erfolg der Lega. Allerdings ist es unbestreitbar, dass Salvini auch bei deutschsprachigen Südtirolern immer mehr Zuspruch erfährt und die erste Wahl ist. Das war schon bei der Landtagswahl im Herbst zu beobachten, wenn auch in einem geringen Ausmaß als jetzt. Die TAGESZEITUNG fand damals über 30 Gemeinden, in denen das Lega-Ergebnis den italienischen Einwohner-Anteil deutlich überstieg.

In Prags etwa kam die Lega bei der Landtagswahl auf 3,6 Prozent, in Ulten auf 2,2 Prozent, in St. Martin in Passeier auf 2,7 Prozent, in Lüsen auf 4,6 Prozent, in Tisens auf 4,5 Prozent und in Stilfs auf 3,8 Prozent.

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