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„Niemand hat daran geglaubt“

Italien hält dank des 4:3-Sieges gegen Österreich die Klasse. Erfolgsgarant dafür war der Kalterer Andreas Bernard. Der Goalie im Interview.

Tageszeitung: Andreas, haben Sie sich von der Feier am Sonntag gut erholt?

Andreas Bernard: (lacht) Ja, das habe ich. Wir haben gestern gleich nach dem Spiel gefeiert, als wären wir Weltmeister geworden. Aber das war auch gerechtfertigt. Wir hatten alle große Freude und haben anständig gefeiert. Das war ein super Gefühl. Die letzten zehn Tage waren für alle schwierig, wir haben aber immer daran geglaubt, dass wir die Klasse halten können. Wir haben gezeigt, dass wir gegen die besten Mannschaften der Welt spielen und gewinnen können. Jeder Spieler hat ein großes Kämpferherz. Wir haben in den ersten sechs Spielen nur ein Tor geschossen und gestern gleich deren vier. Das zeigt den Charakter der Mannschaft.

In den ersten sechs Spielen musste Italien eine Schlappe nach der anderen hinnehmen. Insgesamt 48 Mal zappelte die Scheibe im eigenen Tor. Das muss vor allem für Sie als Goalie schlimm gewesen sein. Haben Sie sich solche Kanterniederlagen erwartet?

Nein, das habe ich mir so nicht erwartet. Klarerweise hat es gegen Schweden oder Russland immer hohe Niederlagen gegeben, aber dass der Leistungsunterschied so groß ist, habe ich mir nicht gedacht. Das hat aber auch mit unserer Spielweise zu tun gehabt. Wir haben viel riskiert, wir haben versucht auch vorne das Spiel zu gestalten und dementsprechend waren wir hinten offen. Gegen Top-Spieler wie Alexander Owetschkin kann man sich keine Fehler erlauben, weil sie die besten Spieler der Welt sind. Wir haben gesehen, dass wir noch weit hinten sind und viel lernen können. Ich glaube, nächstes Jahr wissen wir, dass wir es besser machen müssen und die Fehler abstellen müssen.

Im entscheidenden Spiel gegen Österreich hat Italien dann gewonnen. Was war der ausschlaggebende Punkt für den Sieg?

Ich glaube, Österreich ist rein spielerisch gesehen deutlich besser. Wir waren im Spiel krasser Außenseiter. Beim Hockey kommt es aber nicht nur auf das spielerische an. Letztendlich haben wir mehr an den Klassenerhalt geglaubt als unsere Gegner. Wir wollten auch merh und das hat man gesehen. Was wir geleistet haben, ist unglaublich. Das hat sich niemand erwartet. So wie wir am Sonntag gespielt haben, hätten wir gegen jeden Gegner spielen müssen, dann hätte vielleicht noch mehr herausgeschaut.

Vor allem für Sie persönlich ist die WM aber ein voller Erfolg. Teilweise wurden Ihre Leistungen als Weltklasse beschrieben. Haben Sie Ihre Leistung selbst so gesehen?

Das stimmt, ich glaube, ich habe nach den Spielen noch nie so viele Interviews wie jetzt gegeben. Es war eine super Erfahrung hier dabei zu sein. Es war ja meine erste Top-Division-WM. Dementsprechend bin ich froh, dass sie erfolgreich gelaufen ist. Das ist auch eine große Werbung. Aber  es war nicht nur meine Leistung alleine, die herausragend war. Normalerweise kommen haben wir bei unseren Spielen nicht so viele Fans, aber dieses Mal haben uns alle angefeuert. Auch die gegnerischen Fans haben gehofft, dass wir ein Tor schießen. Gestern haben uns Schweizer, Schweden und unsere eigenen Fans angefeuert. Das war ein schönes Gefühl.

Was war Ihr persönlich bestes Spiel: Jenes gegen Österreich, wo sie fünf Penalty-Versuche abgewehrt haben, oder das Spiel gegen Lettland in dem Sie 62 Schüsse pariert haben?

Ich würde schon sagen, dass das Spiel gegen Lettland überragend war. 62 Schüsse hält man nicht alle Tage. Ich wollte aber unbedingt einen Punkt gegen Lettland holen. Bei der letzten WM in Köln haben wir gegen die Letten nur knapp verloren. Dementsprechend habe ich mir auch Chancen ausgerechnet. Ich hätte mir aber nie vorgestellt, dass ich so viele Schüsse pariere. Der Sieg gegen Österreich ist aber doppelt so viel wert. Ich bin einfach froh, dass wir gewonnen haben.

Derzeit suchen Sie noch nach einem Verein. Wie geht es für Sie persönlich weiter?

Ich bin gestern in Helsinki gelandet und werde jetzt einige Tage bei meiner Familie bleiben. In zwei Wochen mache ich Urlaub in Italien. Ich hoffe dann, relativ schnell zu hören, welche Angebote mir vorliegen. Schauen wir also mal, wohin es geht.

Interview: Markus Rufin

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