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Schweinischer Streit

Ein Hotelier  in Villanders verweigert der Gemeinde die Enteignung eines Areales für eine provisorische Zufahrt. Nun wurde das Areal zwangsgeräumt.

von Markus Rufin

Vor eineinhalb Wochen wurde in der Gemeinde Villanders ein Areal zwangsgeräumt, das in den letzten 30 Jahren für viel Stunk gesorgt hat. Es geht um ein Areal des Untertheimerhofes.

Die Zwangsräumung wurde durch eine Verordnung des Bürgermeisters Walter Baumgartner veranlasst. Grund dafür sind Hangsicherungsarbeiten, die oberhalb des Hotels durchgeführt werden sollen.

Seit mehreren Jahren (!) befindet sich die Gemeindeverwaltung in Verhandlung mit dem Besitzer des Hofes, Franz-Josef Rabensteiner. Denn um die Hangsicherungsarbeiten durchzuführen, muss eine provisorische Zufahrt gebaut werden.

In den letzten Jahren wurde das Projekt einige Mal abgeändert, weil Rabensteiner selbst Zweifel an den jeweiligen Varianten hatte. Der derzeit vorliegenden Variante stimmte Rabensteiner aber zu und so wurden sämtliche Genehmigungen und Gutachten eingeholt.

Der Weg war also frei für den Bau der Zufahrtsstraße. Aber Rabensteiner wollte sein Grundstück einfach nicht abtreten. Er schlug der Gemeinde nochmal ein anderes Projekt vor. Anstatt den Zufahrtsweg über sein Areal laufen zu lassen, solle man den Weg doch über die Gemeindestraße bauen.

Die Gemeinde lehnte aber ab. „Wir haben bereits ein Projekt, das alle Genehmigungen und Gutachten hat. Wir würden bei einem neuen Projekt nur noch mehr Zeit und Geld verlieren. Hier geht es letztendlich auch um die Sicherheit unserer Bürger“, meint Bürgermeister Baumgartner. Deshalb ordnete er die Zwangsräumung des Areals an.

Das kuriose daran: Rabensteiner hatte sich drei Tage vor der Zwangsräumung einige Schweine gekauft. Denn wenn auf dem Areal Tiere gehalten werden, könne man auch nicht das Areal beschlagnahmen. Doch Baumgartner war darauf vorbereitet.

Der Untertheimerhof befindet sich nämlich seit Jahrzehnten im Streit mit der Nachbarschaft und der Gemeindeverwaltung von Villanders. Auch die Vorliebe, in heiklen Situationen einfach Schweine zu kaufen, ist im Fall Untertheimer nicht neu.

Zur Erinnerung: Begonnen hat alles mit dem Bau eines Kondominiums, bei dem der Besitzer des Untertheimerhofes ein Stück Grund unfreiwillig abtreten musste, um eine Zufahrtsstraße zu bauen. Weil im Vorfeld eine andere Vereinbarung getroffen wurde, kaufte sich Rabensteiner einige Schweine – aus Zorn, wie es in der Nachbarschaft heißt – und setzte diese den Anrainern vor die Nase.

Seitdem beklagten sich die Bewohner des Kondominiums wegen den Gestank, der durch die Schweine entsteht. Was folgte waren Protestaktionen, Anzeigen und Rekurse. „Es ist unvorstellbar, wie viele Aussprachen es mit Politikern, Amtsdirektoren, Landesämtern, Schlichtungsstellen oder der Volksanwaltschaft gab“, fasst Bürgermeister Baumgartner zusammen.

Noch 2018 sorgten einige tote Schweine im Untertheimerhof für Aufsehen (siehe Foto). Seit einigen Monaten besitzt Rabensteiner aber keine Schweine mehr. Erst aufgrund der bevorstehenden Zwangsräumung kaufte sich der Besitzer des Untertheimerhofes wieder sechs Schweine – drei Tage vor der Zwangsräumung.

Bürgermeister Baumgartner rechnete damit, dass Franz-Josef Rabensteiner alles daran setzen wird, um die Zwangsräumung zu verhindern und rückte daher mit Amtstierarzt und Forstbehörde an.

Der Amtstierarzt Alberto Covi beschlagnahmte die sechs Schweine, anschließend wurden diese versteigert. Auch die Forst war als Ordnungskraft anwesend, denn die Verwaltung befürchtete, dass Rabensteiner notfalls sogar seinen Traktor auf das Areal abstellt. So weit kam es aber nicht.

„Es war viel Arbeit, aber die Konfiszierung an sich war kein Problem mehr“, berichtet Baumgartner.

Die Zwangsräumung zeigt eines ganz besonders: Der Graben zwischen Untertheimerhof und Gemeinde könnte tiefer nicht sein. Das bestätigt auch Baumgartner: „Es ist unglaublich, wie viel Schwierigkeiten wir mit ihm haben. Das ist seit Jahrzehnten so und es wird immer schwieriger.“

Nun scheint aber zumindest ein Teil des Streites gelöst zu sein. Ob es dabei bleibt, muss man erst noch abwarten.

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