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„Nur nehmen und nichts geben“

Auf der 1. Mai-Kundgebung des ASGB in Völs wurde deutlich, wie sich die Politik, sprich: die SVP-ArbeitnehmerInnen und die Arbeiterschaft entfremdet haben.

von Artur Oberhofer

Man merkte es an der Körpersprache des ASGB-Chefs: Die Gewerkschaften wittern wieder Rückenwind. Die (erfolgreiche) Kundgebung der öffentlich Bediensteten von vor wenigen Wochen war für die sonst so zersplitterte, zerstrittene und lahme Arbeitnehmer-Bewegung in Südtirol wieder ein Erfolgserlebnis.

Eben diese Welle ritt Tony Tschenett denn auch bei der 1. Mai-Feier des ASGB in Völs.

Das kämpferische Motto der Veranstaltung: „Stärke zeigen“. Nur Stärke zeigend, könne man das Land Südtirol sozialer gestalten, so der ASGB-Chef.

Tony Tschenett richtete den Zeigefinger gegen die Politik. Und gegen die undankbare Wirtschaft. „Wie oft“, so schimpfte er in Richtung der Bosse, „haben wir uns auf Versprechen verlassen, die sich letztendlich als Wahlkampffloskeln entpuppt haben?“ Und weiter: „Waren es nicht wir Arbeitnehmer, die die Wirtschaftsförderungen in Krisenzeiten unterstützt haben, in der Hoffnung, Arbeitsplätze erhalten zu können? Haben nicht wir Arbeitnehmer auf Lohnerhöhungen verzichtet und verspätete Gehaltszahlungen mit Verständnis hingenommen?“

Und jetzt, da die Wirtschaft sich wieder konsolidiert habe, frage er sich, wo denn die Unterstützung der Wirtschaft für die Anliegen der Arbeitnehmer bleibe. „Nur nehmen und nichts geben, so funktioniert Sozialpartnerschaft nicht!“, giftete Tschenett. Und daher seien die Bediensteten alle enttäuscht und verärgert – egal ob im öffentlichen oder im privaten Sektor!

Es gehe ihm nicht darum, einen Klassenkampf auszurufen. Aber die Arbeitnehmer, so Tschenett, hätten schlicht und ergreifend ein Recht auf angemessene Förderungen. Im Vergleich zu den Bauern erhielten die Arbeitnehmer „beträchtlich weniger“. Deshalb, so der ASGB-Chef kämpferisch, „verlangen wir eine prozentual angemessene Verteilung“. Auch die IRAP-Senkung sei ein Zuckerle für die Wirtschaft gewesen, ein Zuckerle, welches die Gewerkschafen in Krisenzeiten mitgetragen hätten. „Aber wo bleiben, jetzt in der Hochkonjunkturphase, die Arbeitnehmer?“

Irgendwie hatte man in Völs den Eindruck, als trauere man beim ASGB den Zeiten nach, als die Arbeiterschaft in den SVP-ArbeitnehmerInnen noch Alliierte an vorderster politischer Front hatte.

Die Art und Weise, wie Tony Tschenett in Völs den SVP-Landesabgeordneten und SVP-ArbeitnehmerInnen-Chef Helmuth Renzler abkanzelte, ist ein klare Hinweis für die Entfremdung zwischen dem sozialen Flügel der Volkspartei und dem ASGB – beide Organisationen waren gegründet worden, damit die deutschen Linken nicht zu den Kommunisten überlaufen.

Tony Tschenett sagte in Richtung Helmuth Renzler:

„Auf den Tag genau vor einem Jahr hast du eine Forderung deponiert: nämlich 150 Euro netto mehr auf dem Lohnstreifen für die Lohnabhängigen. Du, der an der Machtzentrale am Magnagoplatz sitzt, erkläre uns, wie es mit dieser Forderung aussieht!? Bisher hat noch keiner von dieser Forderung profitiert, sie scheint verpufft zu sein. Oder erinnerst du dich an den 28. November 2017, als du vor laufenden Kameras versprochen hast, mit dem Nachtragshaushalt würde beschlossen, dass all jene Betriebe, die entweder keinen Landeszusatzvertrag unterzeichnen oder kein eigenes Betriebsabkommen unterzeichnen, welches festlegt, dass ein Teil der IRAP-Senkung an die Lohnabhängigen geht, nicht mehr das Privileg der IRAP-Senkung erhalten? Auch dieses Versprechen – übrigens eine Forderung des ASGB – wurde nicht eingehalten.“

„Sauer aufgestoßen“ ist dem ASGB-Chef auch die Aussage des SVP-Abgeordneten Gert Lanz, der in Bezug auf die Forderung, schleunigst Geldmittel für Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst zweckzubinden, lapidar gemeint hatte, Kinder fragten auch nicht um zwei Lutscher, wenn sie einen wollen. „Diese präpotente Art und Weise nehmen wir nicht hin – das ist eine Frechheit“, polterte Tony Tschenett in Völs.

Der ASGB-Chef wandte sich auch direkt an den Landeshauptmann.

Wörtlich sagte Tony Tschenett:

„Auch Sie, geschätzter Landeshauptmann, haben anlässlich Ihrer Haushaltsrede Ende Februar – ich zitiere Sie – gesagt: ,Gerade angesichts der Altersentwicklung und der zunehmenden

Schwierigkeiten, geeignetes Fachpersonal zu finden, setzen wir auf die Digitalisierung und Optimierung der Verfahren. Es geht darum, technisch so aufgestellt zu sein, dass die Verwaltungsarbeit künftig auch mit weniger Arbeitskräften bewältigt werden kann.‘

Mit diesen Aussagen, gekoppelt mit der Tatsache, dass Sie zwei Millionen Euro für Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst zweckbinden wollen, brauchen Sie sich nicht wundern, dass die Kundgebung im öffentlichen Dienst stattgefunden hat. Glauben Sie denn, solche Aussagen und die Aussicht auf eine lächerliche Lohnerhöhung wird zu einer Eindämmung des Mangels an Fachpersonal beitragen? Eine Eindämmung des Fachkräftemangels erreicht man damit, indem man als Arbeitgeber für die nötige Attraktivität sorgt, also komplett gegenteilig verfährt.“

Gedankt hat Tony Tschenett den Teilnehmern der Kundgebung für gerechtere Löhne im öffentlichen Dienst. „Man hat gesehen, dass die Menschen bereit sind, auf die Straße zu gehen“, so stellte der ASGB-Vorsitzende mit Genugtuung fest, „dabei liegt diese Art, Forderungen zu stellen, eigentlich nicht in der DNA des Südtirolers.“

Er hoffe, dass diese eindrucksvolle Kundgebung den politisch Verantwortlichen die Augen geöffnet habe. „Ansonsten folgt die nächste Kundgebung – dies ist keine Warnung, sondern ein Versprechen“, so Tony Tschenett.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (33)

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  • pingoballino1955

    Renzler-Lanz-LH-bla bla!!!

  • leser

    Asg chef tschennett
    Vielleicht ist das probkem wohl das, dass eine grqerkschaft sich mit der politik verbündet und dadurch zum deren duener wird
    Es sollte doch so sein, dass man duese leute vor sich her treibtund ihnen jeden 5ag ihr fehkverhalten vor die nase reibt
    Es scheint so, dass du dabei bist , die eigenschaften vom schorscheke anzunehmen dessen kruechspuren wur heute noch sehen

    • adobei

      @ Leser: liest du deinen Text bevor du ihn veröffentlichst? Leser, aber kein Schreiber!

      • leser

        Wenn du nicht verstehst was ich schreibe liegt es nucht an der grammatik sondern an deinen scheuklappen
        Hier kriegt man keinen preis für due rechtschreibung

        • george

          ‚leser‘, ihre Bildung scheint wohl gegen „Null“ hinzugehen. Das zeigt auch ihr präpotentes Verhalten, den wirklichen Lesern so einen verworrenen Text zuzumuten. Eine gute Kommunikation verlangt auch eine gute Sprachfähigkeit.

          • leser

            Jergile
            Die bildung kann man bei qualität von volksvertretern unbesorgt beiseitelegen, denn wenn man einen grossteil von den bürgern tagtäglich beim arsch nimmt verdienen diese damen und herren auch keinen respekt

        • george

          Nennen Sie mich nicht ‚Jergile‘ und zollen Sie mir den notwendigen Respekt, sonst muss ich Sie einen „Tscheggl“ nennen.

  • unglaublich

    Die Leistung der Arbeitnehmervertreter der SVP ist unterunterunterirdisch. Die Leistung der Gewerkschaften ist nur unterunterirdisch.
    Würde man ein Fußballergebnis zwischen Unternehmervertreter/Bauernvertreter (Wirtschaft ist kein richtiger Name, denn zur Wirtschaft gehören alle, besonders die Arbeiter und Angestellten) und Arbeitnehmervertreter bemühen, so würde es 20:0 für die Unternehmer u.a. stehen.

  • rowa

    ach, die sogenannten Arbeitnehmervertreter in der SVP existieren doch wohl nur vor den Landtagswahlen mit markigen Sprüchen, danach verschwinden sie wieder bis zu den nächsten, wo sie dann wieder als Stimmenfänger auftreten.

  • ostern

    Die Arbeitnehmer erhalten weniger und die Bauern ERHALTEN mehr.
    Die Bauern zahlen weniger(Steuern) und die Arbeitnehmer zahlen mehr.
    Ist das die Politik der SVP? Dann wundern sich die Vetreter dieser Partei
    über den Mitgliederschwund.

  • sabine

    Die Wirtschaft floriert – auch dank öffentlicher Förderungen und Maßnahmen – aber vom neuen Reichtum wird nicht weitergegeben. das kanns wohl nicht sein.

    • leser

      Sabinele
      Die öffentliche förderung ist dich nur diebstahl vom gemeinen bürger und ist ein von der regierungspartei erfundenes system, geld an treue systemschafe zuzuordnen
      Man sollte förderungen zumindestens ein kleinwenig krutusch sehen

  • meintag

    Eine Lokalpartei hält sich eine Gewerkschaft. Eine Lokalzeitung hält sich die Lokalpartei. Da die erwähnte Partei mit Schulden überhäuft ist hat die Zeitung und die Wirtschaft welche unisono mit deren Kammer in derselben Hand liegen leichtes Spiel um die arbeitende Bevölkerung zu kontrollieren und mit kleinem Gehalt zu binden. Wie lange sich die Leute das noch gefallen lassen ist eine Frage der Zeit bis die fehlende soziale Umverteilung zur Explosion führen wird.

    • pingoballino1955

      meintag……………..wenn die so weitermachen,brauchen sie sich nicht zu wundern,wenn in naher Zukunft auch in Südtirol die „GELBWESTEN“ auftauchen und randalieren könnten.

  • heinz

    Warum akzeptieren Renzler und die Arbeitnehmer den Rechtsruck der Svp mit Lega und Forza Italia? Warum treten die Arbeitnehmer nicht aus der Volkspartei aus? So seid ihr doch nur der Steigbügelhalter für den Bauernbund, HGV und den LVH.

    • leser

      So ist es heinz
      Aber dafür hat beispielsweise ein renzler und vuele andere nicht die intelligenz, das selbstbewusstsein und schon gar nicht den weitblick

    • meintag

      Führungsqualitäten sind den politischen Arbeitnehmervertretern schon lange abhanden gekommen. Sie sind Mitläufer und „Handlaufheber“ um der Mehrheitspartei den Machtanspruch zu erhalten.
      Es müsste endlich Zeit sein der Arbeitsschicht volle Wahrheiten mitzuteilen und klar aufzuklären wo das Steuergeld landet. Es nützt nicht immer mit Rom oder Mailand zu kommen. Der Landeshaushalt kommt mehrheitlich den Arbeitgebern zu Gute. Wieviel Steuern bezahlt der grösste Landwirt die Laimburg an Steuern und wieviel fliesst dort hin?

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