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Verschwundene Spenden?

Wirbel unterm Kirchendach: Wurden in der Pfarrei Natz Spendengelder veruntreut? Beim Pfarrerwechsel wurde die Kassagebarung überprüft – und dabei sind Unregelmäßigkeiten aufgetreten. 

von Erna Egger 

Die Gläubigen auf dem Hochplateau in Natz, Raas, Elvas und Viums warten auf Aufklärung. Sie wollen wissen, wohin ihre Spendengelder geflossen sind.

Seit Anfang März sind in Dörfern Gerüchte im Umlauf, wonach Spendengelder verschwunden sind. Wer diese Gerüchte noch nicht zu Ohren bekommen hatte, wurde spätestens bei den Heiligen Messen am Palmsamstag und Palmsonntag informiert.

Die Pfarrei Natz, zu der auch die Ortschaften Raas, Elvas und Viums gehören, und die seit der Inkorporierung im Jahre 1157 vom Kloster Neustift bzw. den Chorherren kirchlich betreut wird, sah sich zum Handeln gezwungen: Im Auftrag des Prälaten Eduard Fischnaller und des Pfarrers Christian Breunig hat die Pfarrgemeinderatspräsidentin Paula Baumgartner am Sonntag bei den kirchlichen Feiern in Natz und Elvas eine knappe Stellungnahme verlesen. Das Mitglied des Pfarrgemeinderates Robert Tauber hat bereits bei der Messe am Samstag selbiges Statement in Raas vorgetragen.

Der Wortlaut:

„Liebe Mitchristen der Pfarrei Natz, aufgrund ungeklärter bzw. teilweise schwer nachvollziehbarer Vorgänge hat sich der Vermögensverwaltungsrat der Pfarrei Natz dazu entschieden, eine Revision in Auftrag zu geben. Diese Revision wird augenblicklich durch externe Mitarbeiter durchgeführt. Dem Vermögensverwaltungsrat ist daran gelegen, dass die Finanzen der Pfarrei wohl geordnet sind und transparent verwaltet werden. Es handelt sich um anvertrautes Geld, das teilweise einer Zweckbindung unterliegt und einzig im Interesse der Spenderinnen und Spender verwendet werden darf, bzw. dem Pfarrleben der Pfarreibelange dienen soll. Um dies gewährleisten zu können, hat sich der Vermögensverwaltungsrat für die Revision entschieden, die auch im Hinblick auf den Pfarrerwechsel als angebracht erschien. Über die Ergebnisse der Revision wird der Vermögensverwaltungsrat, wenn sie ihm dann vorliegen, selbstverständlich zeitnah informieren. Bis dahin bitten wir Euch um ein wenig Geduld. Im Namen der Mitglieder des Vermögensverwaltungsrates, Pfarrer Christian.“

Die Überprüfung des Kassastandes erfolgte im Rahmen des Pfarrerwechsels, „um einen sauberen Übergang zu gewährleisten“, lautet es im Kloster Neustift.

Der Chorherr Artur Schmitt war ab September 2007 zunächst als Aushilfspfarrer und dann ab 1. September 2009 als Pfarrer der Pfarrei Natz tätig. Nach fast 27 Jahren in Südtirol verließ er im Jänner das Kloster Neustift, um nach Bergisch Gladbach zu übersiedeln und dort neue seelsorgerische Tätigkeiten zu übernehmen. Differenzen mit dem Prälaten sollen zu diesem Schritt beigetragen haben.

Mit 1. Februar hat nun der Chorherr Christian Breunig die Pfarreien übernommen.

„Wenn ein Pfarrerwechsel stattfindet, dann kontrolliert die Diözese alles nach. Bei dieser Kontrolle sind dann Unstimmigkeiten aufgetreten“, bestätigt Prälat Eduard Fischnaller.

Den Gerüchten zufolge sollen Gelder, die bei Heiligen Messen in den Klingelbeutel geworfen wurden, und auch Spenden, die im November bei der alljährlichen Sammlung am Caritas-Sonntag gespendet wurden, nicht mehr auffindbar sein.

Auch sollen Beträge, die im Jänner von den Sternsingern gesammelt wurden, verschwunden sein.

Die Diözese soll sich in der Pfarrei gemeldet haben, weil die Gelder der örtlichen Sternsingeraktion nicht überwiesen wurden.

Die Angaben über die Höhe der fehlenden Summe gehen weit auseinander: In den Dörfern werden Beträge zwischen 10.000 und 100.000 Euro kolportiert.

Diese Summen wollen die Mitglieder des Pfarrgemeinderats nicht kommentieren, auch weil man nicht wisse, was der Wahrheit entspreche. „Wir können dazu nichts sagen. Man kann nicht von Summen sprechen, weil die Revision noch nicht abgeschlossen ist“, wehrt der Prälat ab.

„Wir sind jedoch um lückenlose Aufklärung bemüht. Das sind wir unseren Gläubigen schuldig“, kommentiert Robert Tauber.

Unter Verdacht geraten ist ein Mitglied des sechsköpfigen Vermögensverwaltungsrates, der Kassier hatte die Kassagebarung über und hatte somit Zugang zu den Geldern und dem Konto der Pfarrei. Die Mitglieder haben ihm blind vertraut und die Kassagebarung ohne Vorbehalte genehmigt. Er wurde mittlerweile bis zur Aufklärung der Vorwürfe seines Amtes enthoben.

In der Pfarre will man jegliche Vorverurteilung vermeiden.

Der Prälat Fischnaller hat indes den Raiffeisenverband als unabhängiges Gremium beauftragt, dieser wird die Überprüfung der Kassagebarung vornehmen. „Ich will eine ordentliche Überprüfung. Es handelt sich um eine akribische Arbeit. Ich hoffe, dass die Überprüfung nächste Woche abgeschlossen werden kann“, so der Prälat.

Sollten sich eine Veruntreuung von Geldern bewahrheiten, muss der gesamte Vermögensverwaltungsrat sowie der ehemalige Pfarrer Artur Schmitt und auch Prälat Fischnaller dafür haften. Da Pfarrer Breunig nämlich noch nicht die italienische Staatsbürgerschaft besitzt, ist Prälat Fischnaller als Rechtsperson zivilrechtlich für die Pfarrei verantwortlich.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (5)

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  • erich

    Die Kirche ist keinen Tau besser als andere Sekten auch. Die Maxime war und bleibt Kapitalbeschaffung. Alle Südtiroler Klöster verfügen über sehr viele Immobilien und Ländereien, die sie über Jahrhunderte einverleibt??? haben. Machen sie Investitionen dann werden, Land, Gemeinden, Banken und gutgläubige Bürger angeheuert.

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