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Der Abtrünnige 

Heinrich Aukenthaler

Der Geschäftsführer im Südtiroler Jagdverband, Heinrich Aukenthaler, ist SVP-Mitglied. Trotzdem kandidiert er für die Freie Liste. Über die Gründe.

Tageszeitung: Herr Aukenthaler, Sie kandidieren für die Freie Liste. Was hat Sie dazu bewogen?

Heinrich Aukenthaler: Die Gemeindeverwaltung hat in der letzten Periode sehr gut gearbeitet und Projekte zügig umgesetzt. Ich habe in einigen übergemeindlichen Angelegenheiten mit den Gemeindeverwaltern zusammengearbeitet und habe gesehen, dass die Liste etwas bewegen kann. Ich wurde dann gefragt, ob ich kandidieren würde. Daraufhin habe ich erklärt, dass ich SVP-Mitglied bin und auf einer Einheitsliste antreten würde. Diese Einheitsliste kam dann aber leider nicht zustande. Ich wurde dann nochmals gefragt. Ich habe daraufhin erklärt, dass ich weiterhin SVP-Mitglied bleiben möchte. Sollte trotzdem eine Kandidatur für die Freie Liste gewünscht sein, würde ich mich jedoch zur Verfügung stellen. 

Fürchten Sie nicht einen Rausschmiss von der SVP?

Nein, davor fürchte ich mich nicht. 

Gab es Reaktionen seitens der Partei?

Ich habe bisher keine Reaktionen vernommen. Ich glaube auch nicht, dass meine Kandidatur so wichtig ist, sodass die Parteileitung darauf reagieren müsste. Ich habe immer schon die Position vertreten, dass es nicht sinnvoll ist, wenn sich in einer eher kleinen Gemeinde die Kandidaten in zwei Parteien aufspalten. Mir würde es gefallen, wenn alle zusammenstehen würden.

Haben Sie sich eine lange Bedenkzeit ausgebeten?

Ich habe mich erst vor Kurzem entschieden, weil ich doch sehr mit mir gerungen habe. Ich habe einen Beruf, der mich stark in Anspruch nimmt. Aber da ich im Sommer in Pension gehe, bin ich zum Schluss gekommen, dass die Tätigkeit in der Gemeinde zeitlich machbar wäre. 

Der Wolf ist ein sehr großes Thema in Freienfeld. Welche Position haben Sie? 

Ich teile absolut die Sorgen der betroffenen Bauern und der Bevölkerung. Man müsste immer schnell, rechtzeitig und gründlich die Bevölkerung informieren, wenn Wölfe auftauchen. Diese Forderung habe ich auch immer wieder bei den zuständigen Stellen deponiert. Wenn es an der Information mangelt, werden Befürchtungen und Ängste schneller größer und es kommt dann zu Einschätzungen, die nicht immer abgesichert sind. Um genau zu wissen, ob es sich um Wolfsrisse handelt, müssen Proben gemacht werden, auch bei Wildtierrissen. Das wurde bislang nicht getan. 

Gab es letzthin Wolfsrisse im Wipptal?

Es liegt auf der Hand, dass einige Tiere durch einen Wolf gerissen wurden. Das sieht man an den Fraßspuren. Wenn ein größeres Wildtier in einer Nacht verzehrt wurde, dann liegt ein Wolfsriss nahe. Immer wieder zirkulieren Mitteilungen in den sozialen Medien. Die Überreste der getöteten Tiere müssen untersucht werden, um Gewissheit zu haben. 

Welchen Umgang fordern Sie mit den Wölfen? 

Es muss ein Weg gefunden werden, mit dieser neuen Situation fertig zu werden. Wölfe vermehren sich enorm schnell. Im letzten Jahr haben wir angrenzend an Südtirol 50 junge Welpen registriert. Diese werden auch nach Südtirol kommen. Man muss etwas unternehmen. Die Landesregierung hat sicherlich das richtige getan, wenn sie im letzten Sommer ein einiges Gesetz verabschiedet hat, das die Möglichkeit eröffnet, problematische Wölfe zu entfernen. 

Sind auch Sie für ein wolfsfreies Südtirol?

Ich stelle mich nicht hinter Slogans. Ich bin für eine realistische Einschätzung der Sachlage. Wölfe sollen dort leben, wo sie genügend Platz und geeigneten Lebensraum finden und wo ihre Anwesenheit nicht mit den Erwartungen und Interessen der Bevölkerung kollidiert.

Interview: Erna Egger 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (8)

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  • andreas

    Großer Fehler anzunehmen, dass es in einer Gemeinde nicht 2 Parteien braucht.
    Was bei einem Einparteiensystem rauskommt, hat man doch bei der Freundlwirtschaft der SVP in den letzten 50 Jahren gesehen.
    Bist Gesinnungsgenosse vom Bürgermeister, geht alles viel leichter.

    Mit dieser Einstellung wäre besser er würde seine Rente genießen und sich aus der Politik raushalten. Diese Friede, Freude, Eierkuchen Mentalität ist nicht zielführend.

  • bettina75

    Hat sich da die Freie Liste Freienfeld etwa den Wolf im Schafspelz einverleibt …?

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