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„Übertragung eindämmen“

Keuchhusten im Kindergarten von St. Vigil in Enneberg: Offiziell spricht man von einem Fall, inoffiziell sollen mittlerweile fünf Kinder erkrankt sein. Wann Keuchhusten zur gefährlichen Krankheit wird, warum es eine Antibiotikaprophylaxe braucht und wozu die Impfung dient.

von Silke Hinterwaldner

Das Schreiben aus dem Gesundheitsbezirk Bruneck erfolgte am 28. Februar, also am Donnerstag kurz vor Beginn der Faschingsferien. Dagmar Regele, Primarin im Dienst für Hygiene und öffentliche Gesundheit, weist darin die Eltern darauf hin, dass in einer Kindergartengruppe in St. Vigil in Enneberg ein Fall von Keuchhusten aufgetreten ist. „Um eine weitere Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern“, heißt es in der Mitteilung, „muss, auch wenn Ihr Kind geimpft ist, sofort mit einer Antibiotikaprophylaxe begonnen werden und das Kind darf keine Gemeinschaftseinrichtung mehr besuchen.“

Eine solche Nachricht sorgt bei Eltern immer für Unsicherheit. Auch im Gadertal wurden viele von ihnen bei der Kinderärztin vorstellig und wollten zumindest genau Auskunft darüber, warum alle Kinder mit Antibiotika behandelt werden müssen – auch die geimpften. Außerdem heißt es im Gadertal, dass es mittlerweile nicht nur den einen Fall Ende Februar gegeben habe, sondern zumindest fünf weitere Kinder an Keuchhusten erkrankt sind. Offizielle Bestätigung gibt es dafür allerdings keine.
Und, was besonders wichtig erscheint: Das erkrankte Kind befindet sich bereits auf dem Weg der Besserung.

Dagmar Regele erklärt die Hintergründe:

Tageszeitung: Frau Regele, wie viele Fälle von Keuchhusten gibt es jetzt in St. Vigil in Enneberg?

Dagmar Regele: Bei uns wurde offiziell nur der eine Fall gemeldet. Es ist aber allgemein bekannt, dass es gerade bei Keuchhusten eine große Dunkelziffer gibt, da nicht alle Fälle gemeldet werden.

Welche Gefahren birgt eine Keuchhusten-Erkrankung?

Bei Keuchhusten sollte man versuchen die Überragung einzudämmen. Wir haben seit einigen Jahren eine Impfung, die angeboten wird. Gleichzeitig soll das Antibiotikum die Übertragung eindämmen. Aber zwingen dazu kann man die Leute freilich nicht. Wir können lediglich eine Empfehlung aussprechen. Dies gilt ganz besonders für Familien, in denen es kleine Kinder gibt oder Menschen, die bereits vorbelastet sind. In diesen Fällen ist die Antibiotikaprophylaxe besonders wichtig.

Warum müssen auch gegen Keuchhusten geimpfte Kinder eine Antibiotikaprophylaxe machen?

Das verunsichert im ersten Moment. Aber man muss unterscheiden zwischen dem persönlichen Schutz und der Übertragung. Eine geimpfte Person erkrankt mit großer Wahrscheinlichkeit nicht, aber sie kann trotzdem als Träger fungieren.

Warum treten immer noch Fälle auf, obwohl jene gegen Keuchhusten zu den Pflichtimpfungen gehört?

Wir haben nicht ideale Durchimpfungsraten für die Sechsfachimpfung. Ältere Kinder holen dies langsam nach, sodass die Durchimpfungsraten in den letzten Jahren bei knapp unter 90 Prozent liegen.

Wie oft wird bei Ihnen ein Fall von Keuchhusten gemeldet?

Wir bekommen nicht viele Meldungen. Wie gesagt: Man kann nicht sagen, wie hoch die Dunkelziffer ist. Wenn ein gesundes, älteres Kind oder eine erwachsene Person an Keuchhusten erkrankt, dann sollten keine großen Komplikationen auftauchen. Aber bei Kindern unter einem Jahr oder vorbelasteten Personen kann diese Krankheit zum Tode führen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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