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„Keine Alarmstimmung“

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Im Wipptal und in Brixen-Umgebung fehlen jeweils sechs Hausärzte, in Klausen-Umgebung sind drei Stellen frei. Warum in den Bezirken dennoch keine Versorgungsnot herrscht. 

von Erna Egger

Sechs Stellen für Allgemeinmediziner sind im Sprengel Brixen-Umgebung unbesetzt, weitere sechs Plätze sind im Wipptal vakant. Drei Hausärzte hingegen fehlen im Sprengel Klausen-Umgebung. Das geht aus einer aktuellen Liste hervor, die der Südtiroler Sanitätsbetrieb veröffentlicht hat. 

Wie groß ist die Sorge um die Grundversorgung in diesen Bezirken? „Ich sehe kein großes Problem“, beruhigt Primar Markus Markart. Er ist auch für die Hausärzte auf dem Territorium zuständig. Es herrsche keine Alarmstimmung, sagt er. 

„Auf dem Papier sind zwar Stellen frei, de facto besteht aber nicht der große Ärztemangel wie es aussieht“, kommentiert der Primar. 

Der Hintergrund: Laut nationalem Vertrag dürfen Hausärzte zwar nur mehr 1.575 Patienten betreuen, die derzeitigen Allgemeinmediziner haben jedoch bis zu 2.400 Patienten. Diese dürfen sie bis zu ihrer Pensionierung behalten. „Diese freien Stellen wurden aufgrund der Bevölkerungsanzahl berechnet. Die Patienten stehen aber nicht ohne Hausarzt da: Sie haben einen Hausarzt, der über 1.575 Patienten betreut“, erklärt Markart. 

„Es ist alles abgedeckt, jeder Bürger und jede Bürgerin hat die Möglichkeit, einen Arzt zu wählen“, betont auch Adriana Casagrande, die geschäftsführende Direktorin in der Abteilung Leistungen und Territorium.

Zurzeit befinden wir uns in Südtirol in einer Pensionierungswelle. Mit 70 Jahren müssen die Hausärzte zwingend in Ruhestand treten.

Das Problem stellt sich nach dem Abgang dieser Allgemeinmediziner: Geht ein Basisarzt mit 2.400 Patienten in Ruhestand, darf der neue Arzt nur 1.575 Patienten übernehmen, die restlichen 900 müssen auf andere Hausärzte umverteilt werden. 

Im März werden im Gesundheitssprengel Brixen-Umgebung sechs Stellen ausgeschrieben, im Gesundheitssprengel Wipptal werden ebenfalls sechs Stellen und im Gesundheitssprengel Klausen-Umgebung drei Stellen ausgeschrieben. Letztere Ausschreibung beinhaltet auch die Stelle vom Allgemeinmediziner Paul Gufler, der Mitte Februar nach Bruneck gewechselt ist. Marino Pasqualina wurde provisorisch beauftragt, sie hat die Patienten von Gufler übernommen, eine erneute Arztwahl war nicht notwendig. Sie kann auch noch von weiteren Patienten gewählt werden.

Wie sieht es aber zurzeit in den einzelnen Bezirken aus?

Am 28. Februar 2019 hat Antonio Fabiano vom Sprengel Brixen-Umgebung seine Tätigkeit beendet. In Brixen sind aber nach wie vor zwei Ärzte wählbar.

Am 30. September 2018 ist Guido Vischi in den Ruhestand getreten. Er hatte sein Ambulatorium in Vintl. Daher wurde im Sprengel Brixen-Umgebung eine der sechs freien Stellen mit Bindung ausgeschrieben. Das bedeutet für den neuen Arzt, dass er mindestens zweimal wöchentlich das Ambulatorium in Vintl öffnen muss.

Von weiteren Pensionierungen ist offiziell nichts bekannt.

„In den Ballungszentren ist es leichter, Ärzte zu finden. Auch in Klausen ist es nicht so schwierig, Nachfolger zu finden, da die Strecke von Bozen nach Klausen überschaubar ist“, berichtet Markart. 

Im Sprengel Wipptal werden indes zwei bereits provisorisch beauftragte Ärzte mit der Ausschreibung fix angestellt, weil sie alle Voraussetzungen erfüllen. Derzeit haben im Sprengel Wipptal vier Ärzte für Allgemeinmedizin die Patientenzahl erhöht, damit für alle Bürger die ärztliche Betreuung gewährleistet ist. „Im Wipptal hatten wir immer schon größere Probleme“, so Markart. In Freienfeld fehlt zurzeit ein Allgemeinmediziner. Außerdem bahnt sich kurzfristig eine weitere Pensionierung an: Stefan Gögele wird heuer 67 Jahre alt. Es wird angenommen, dass auch er bald in Ruhestand tritt. Damit wird die Stelle in Ratschings frei. 

„Die Leute brauchen aber keine Sorge zu haben, dass sie in unmittelbarer Zeit ohne Hausarzt dastehen, zumindest nicht in unserem Einzugsgebiet“, unterstreicht Markart. 

Zur generellen Problematik um den Hausärztemangel sagt er: „Die Ärzte würden gerne mehr Patienten betreuen, als ihnen das Gesetz heute zugesteht.“ Er würde eine Erhöhung der Patientenanzahl befürworten. 

 

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