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Touch the Dolomites

Der Glasturm (Foto: Tscholl)

Der geplante Glasturm bei der Kölner Hütte polarisiert. Arnold Tribus sagt: Der magische Rosengarten braucht keinen Glasturm.

Der Rosengarten gehört auch zu Bozen. Wenn es Abend ist und die „Endosadira“ den Rosengarten in ein wunderschönes rotes Licht taucht, dann wird Bozen zu einer der schönsten Städte, magisch und bezaubernd schön.

Dank des Fluches von König Laurin, der seine Rosen mit einem Fluch belegte, der ihre Schönheit bei Tag und bei Nacht vor den Augen des Menschen verstecken sollte. Dabei vergaß er jedoch, die Dämmerung in seinen Fluch miteinzubeziehen, weshalb der Rosengarten heute noch im Sonnenuntergang rosenrot blüht. (Wenn ich über die Talferbrücke gehe und der Rosengarten in seiner vollen Pracht im Abendlicht erstrahlt, ärgere ich mich immer über den blöden und völlig sinnlosen Museumsturm, der den Blick verstellt.)

Nun will man aber dem Rosengarten bei der Kölner Hütte mit einem Glasturm, den man ganz elegant „Laurins Kristall“ nennt, obwohl es im Rosengarten gar keine Kristalle gibt, die Show rauben.

Wird natürlich nicht gelingen, denn vor der Erhabenheit des Rosengartens nimmt sich  jedes noch so raffinierte Kunstwerk winzig und geradezu lächerlich aus. Aber, man will das Gebiet touristisch aufwerten, das will auch die Liftgesellschaft „König Laurin“. Man will die Dolomiten neu inszenieren.Man soll sie berühren, auf englisch, versteht sich, Touch The Dolomites.

Und nachdem das so einfach gar nicht ist, greift man auf bekannte Vorbilder zurück und beauftragt einen anerkannten Architekten, in unserm Falle den sehr erfolgreichen Vinschger Werner Tscholl, der für ReinholdMessner Schloss Sigmundskron mit Umsicht und Raffinesse zum MMM-Museum adaptiert hat.

Einmal soll eine Zehner-Umlaufbahn die bestehenden Lifte zur Kölner Hütte ersetzen und dann soll es eine unterirdische Verbindung zum architektonischen Kunstwerk von Werner Tscholl, das Laurin Kristall aus Glas, geben.

Vor einigen Tagen diskutierten der Bürgermeister von Welschnofen, Markus Dejori, und der langjährige und verdiente Präsident des Alpenvereins, Georg Simeoni, in der Rai über das Projekt. Dejori hat sein Projekt mit großer Überzeugung und Vehemenz verteidigt, so als ginge es um das Überleben seiner Leute. Dabei will man ja nur die vielen Gäste, die den Karersee besuchen, mit dieser Attraktion zum weiterfahren animieren und touristisch ausbeuten. Verständlich, dass Touristiker mehr Leute auf die Berge karren wollen, aber man sollte dann nicht das Wort Nachhaltigkeit in den Mund nehmen, das ich schon gar nicht mehr hören kann.

Dass es sich um ein tolles undqualitativ hochwertiges Projekt handelt, dafür wurde ja ständig der ausgezeichnete Werner Tscholl bemüht, der doch nicht Schlechtes machen wird, er, der Architekt, der auch ein Philosoph ist. Erinnern Sie sich an die große Zaha Hadid (1950-2016), die auf dem Kronplatz das Messner-Museum geplant hat? Die aus dem Irak stammende Architektin und Professorin genoss ja Weltruhm, weshalb auch niemand zu fragen hatte, ob das Museum schön ist oder nicht, ob es da hinpasst oder nicht. Vor einem Genius hat man sich zu verneigen.

Auf dem Rosengarten ist das der Architekt Tscholl, vor dem wir uns zu verneigen haben. Ich war emotional und argumentativ auf der Seite von Georg Simeoni.

Aus ihm sprach der gesunde Hausverstand, ja das Unverständnis des Bergliebhabers, des Wanderers und Kletterers, der die Erhabenheit der Berge genießt, die Ruhe schätzt und dazu keinen Kristall braucht, der weder hinpasst und in der majestätischen Landschaft untergeht, also sinnlos ist. Simeoni vertritt die Südtiroler Bergfexen, aber auch viele naturverbundene Gäste, die ihren Rucksack schnüren, eine Wanderung machen und auf der Kölner Hütte dann ihren Knödel essen. Aber da stoßen zwei Welten aufeinander.

Auf der einen der sanfte, der gemütliche Tourismus, auf der anderen der immer mehr um sich greifende garstige Eventtourismus, der alles, aber gar alles vermarkten muss, auch einen der magischsten Orte unseres Landes.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (21)

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  • pingoballino1955

    Baut neben dem Glasturm noch einen Betonturm dazu,dann ist es im Duo noch scheusslicher! Wollt ihr alles kaputt machen???? Sind wir am Berg oder im Disneyland???

    • besserwisser

      „Touch the Dolomites“: der Name isch jo schon so peinlich, deswegen wern sies in englischmochn miassn …
      deutsch oder italienisch geht jo net, zemm muass sich der tiroler jo schamen dafür … weil irgend a franzose oder schweizer sogn thouch the matterhorn!
      kranke welt und selbtverleugnerisches südtirol!

  • hoi_du

    … warum braucht der BM von Welschnofen in der „unberührten“ Zone ein solches fragwürdiges und sinnloses Bauwerk … in Welschnofen dürften in der Zwischenzeit genügend gerodete Flächen sein (Sturmschäden), welche nach einer optischen, qualitativen und kreativen Aufwertung schreien …

  • george

    Die haben wohl alle einen „totsch“, die so etwas befürworten.

  • george

    Da kann ich nur sagen: Pfui Herr ‚paco‘! Sie zerreden alles, auch noch die alten Sagen, indem sie einfach schreiben, „der Neubau soll auf neue Weise etwas über die Dolomiten erzählen, so wie es in alten Zeiten die Sagen taten“. Etwas daher erzählen? Die alten Sagen muss man nicht neu erfinden und jetzt plötzlich versuchen durch ein neues „Klimbim“ pädagogisch und methodisch zugänglich zu machen. Und die Dolomiten auf diese Weise erst recht nicht! Diese sind schon geologisch, petrographisch, mineralogisch, wandertourenmäßig, bergsteigerisch usw. zugänglich gemacht und werden auf diese künstliche Weise, wie Sie das möchten, nur mehr verblendet und verbrämt, anstatt offengelegt. Eure Emotionen könnt ihr im Tal herunten ausspielen genug, wenn euch das „Enrosadira“ des Gebirgstockes schon so sehr verzaubert. Von unten seht ihr es besser und könnt es auch besser erklären, beschreiben und Gefühle erwecken. Aber damit wird das eigentliche Wesen der Dolomiten ohnehin nicht erfasst. Als Wissenschaftler, der sich mit diesem Gestein, der Landschaft dort und der Flora und Fauna seit je her beschäftigt und auch bergsteigerisch unterwegs ist, kann ich vor einer solchen Herangehensweise, wie ihr das jetzt betreiben wollt, nur warnen und muss Herrn Tribus für seinen kritischen Bericht danken.

    Verbleibe mit besorgten Grüßen.
    (und meinen Bekanntheitsgrad muss ich nicht groß an die Glocke hängen)

  • andreas

    Hier handelt es sich wohl um eine Diskussion zwischen Pseudophilosophen und Pragmatikern mit komplett unterschiedlichen Interessen.
    Österreich und die Schweiz macht es doch vor, wie man mit spektakulären Objekten wie Hängebrücken, Gondeln mit Glasboden oder Sitzplätze auf den Gondeln die Menschen für einen Ort begeistert.
    Natürlich kann sich Südtirol selbstgefällig jeder Art von neuer Tourismuswerbung verweigern, mittel- und langfristig werden wir mit dieser Haltung aber einen Rückgang der Wirtschaftsleistung verzeichnen.

    Wenn sich durch den Glaskubus mehr Menschen für die Sagen des Rosengarten interessieren, sehe ich das als positiv. Wenn sich damit auch noch ein Geschäft machen lässt, um so besser, dies sichert die Zukunft der Bevölkerung.

  • george

    Mit Pseudophilosoph und Pragmatiker hast du dich , ‚andreas‘ schon einmal richtig benannt, allerdings ein „Pseudopragmatiker“.
    Und was das Geschäft anbelangt, so können diese Geschäftemacher, die meinen immer damit wirksame Wirtschaftsleistunng für Alle – unter diesem Deckmantel ist es allerdings primär für die Wenigen selbst gedacht – zu erbringen, dieses Geschäft viel besser vor der Kulisse, sprich unten im Tale, als in der Kulisse erbringen. Massenhaft „Halbschuhtouristen“ in diese Höhe zu karren um ihnen neuzeitliche Märchen und lau aufgewärmte Sagen zu erzählen, widerspricht ohnehin jeglicher Landschaftspflege und der wirklichen (praktisch angewandten) Natur dort in der Höhe.

    • andreas

      @alsobi
      Du meinst die Ideologie der bärtigen nachhaltigen Hipster setzt sich durch?

      @george
      Was hast du gegen „Halbschuhtouristen“, dass du so abschätzig über sie schreibst? Muss man in Kletterausrüstung mit der Seilbahn zur Hütte rauf und runter fahren?
      Gerade solche Selbstgefälligkeit wie deine ist für ein Tourismusland eigentlich kontraproduktiv. Wo waren eigentlich deine neunmalklugen Vorschläge, als die Lifte am Karerpass still standen?

  • george

    @andreas
    Was sollen deine dummen „neunmalklugen“ Fragen bewirken? Hatte etwa ich die Verantwortung oder Schuld, dass die Lifte am Karerpass still standen?
    Und von Bewegung im Gebirge zeigst du wirklich wenig Ahnung oder willst du nur bestimmte Dinge kaschieren um nicht zugeben zu müssen, wie abwegig das Hinauflotsen von Tausenden Leuten in solche Gegenden ohne entsprechendes Fußzeug ist. Du weißt genau, dass die nicht im Glasturm bleiben würden und oben in die Umgebung ausschwärmen, wo dann öfters welche im abgründigen Gebiet vom Bergrettungsdienst abgeholt werden müssen. Stell dich doch nicht so dumm an! Die „Selbstgefälligkeit“ kannst du dir hinter die Ohren schreiben.

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