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Der verlorene Südtiroler

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Ein 28-jähriger Südtiroler wird nach einem Jahr Obdachlosigkeit in Mailand von seiner Mutter und seinem Bruder heimgeholt. Er hatte offenbar sein Gedächtnis (und sich selbst) verloren.

von Thomas Vikoler

Die Stadtpolizei von Mailand vermeldet einen Ermittlungserfolg der besonderen Art: Ein Südtiroler, der in die Obdachlosigkeit abgerutscht war, wurde von seinen Angehörigen identifiziert und nach Hause geholt.

„Ich gehe mit ihnen“, soll der 28-jährige Mann freudig erklärt haben, als ihn die von der Stadtpolizei verständigte Mutter und der Bruder vor einigen Tagen in Mailand abholten.

Was seit seinem Verschwinden Anfang 2018 passiert ist, lässt sich lediglich ansatzweise rekonstruieren. Denn der deutschsprachige Südtiroler hatte offenbar sein Gedächtnis verloren. Eine Amnesie, die ihn in die Obdachlosigkeit abrutschen ließ.

Denn als der Mann am Montagnachmittag von zwei Besuchern aus Südtirol in der Nähe des Sforza-Schlosses wiedererkannt wurde, trug er einen langen verwilderten Bart und schaute auch sonst aus wie ein Clochard.

Ein Zufallstreffer zweier Bekannter bei einem Kurzurlaub in der lombardischen Hauptstadt. Das Paar, das in Südtirol in Nachbarschaft mit der Schwester des Mannes wohnt, erkennt den 28-Jährigen trotz des verlotterten Aussehens wieder. Es spricht ihn an, er läuft irritiert davon.

Die beiden Besucher geben aber nicht nach und folgen dem Obdachlosen. Schließlich wenden sie sich an die Stadtpolizei in der Custodi-Straße, wie die Internet-Seite der Mailänder Zeitung „Il giorno“ berichtet.

Die Ordnungshüter überreden den Obdachlosen, ihnen auf die Wache zu folgen. Dort stellen sie fest, dass er keinen Ausweis bei sich hat und generell keine Anzeichen macht, sich an seine Herkunft und seinen Wohnort zu erinnern.

Die beiden Bekannten geben den Stadtpolizisten schließlich die Telefonnummer der Schwester, die erfährt, dass ihr vor gut einem Jahr verschwundener Bruder in Mailand lebend aufgefunden worden ist.

Der 28-Jährige war Anfang 2018 nach Mailand gefahren, um dort eine Freundin zu besuchen. Seitdem verlor sich von ihm jegliche Spur, berichtet die Mailänder Stadtpolizei.

Schließlich die Heimholung: Mutter und Bruder fahren umgehend nach Mailand, der Sohn/Bruder erkennt beide umgehend und lacht.

Er hat seine Erinnerung offenbar, zumindest teilweise, wiedererlangt.

„Eine Familienzusammenführung in kurzer Zeit. Da sieht man, wie wichtig die Anwesenheit der Stadtpolizei in den Straßen ist“, frohlockte die Mailänder Vizebürgermeisterin Anna Scavuzzo.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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