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Athesia gegen Benko

Das Medienhaus Athesia will das Benko-Museumsprojekt am Virgl verhindern – weil Michl Ebner & Co. dem Land das alte Athesia-Haus Nr. 42 in der Museumstraße als neuen Sitz des Museumsquartiers verkaufen möchten. Die Hintergründe.

von Artur Oberhofer und Thomas Vikoler

Die Enthüllungen der TAGESZEITUNG über die Pläne des österreichischen Immobilieninvestors René Benko für die Verlegung des Ötzi-Museums auf den Virgl haben für großes Aufsehen gesorgt – und wohl auch schlafende Hunde geweckt.

Denn bereits nach wenigen Tagen wiederholte sich ein in Bozen wohlbekanntes Machtspiel: Zuerst lief der Kaufleuteverband Sturm gegen das Projekt und kündigte heftigen Widerstand an. Und dann kam der Gegenwind aus dem Weinbergweg. So wie die Kaufleute und Athesia vor zwei Jahren im Gleichschritt marschiert waren, um das Benko-Großkaufhaus in der Südtirolerstraße zu torpedieren, möchte diese Allianz nun das Benko-Museumsprojekt am Virgl kippen.

Am vergangenen Donnerstag widmete die Tageszeitung „Dolomiten“ den Benko-Plänen für den Virgl einen großen Aufmacher. Der Tenor: Achtung, jetzt reißt sich der nimmersatte Benko auch noch den Ötzi unter den Nagel!

Ein Auszug aus dem Artikel:

„Die Expertenkommission unter Vorsitz des Architekten Andrea Sega hat keine leichte Aufgabe, denn bereits in den vergangenen Tagen hagelt es Kritik an einem der eingereichten Vorschläge. Die Rede ist von René Benkos Idee, den Eismann Ötzi in ein neues Museum auf den Virgl zu verlegen.

Ein entsprechendes Projekt hat die Signa Holding hinterlegt.“

Das alte Athesia-Haus in der Museumstraße in Bozen

In dem Artikel wird dann betont, dass in den Wettbewerbsbedingungen klar festgeschrieben sei, dass das neue Museumszentrum sich in Zentrumsnähe befinden müsse.

Und tatsächlich, so schreibt die Tageszeitung „Dolomiten“, gebe es „zwei weitere Bewerber, die Immobilien vorschlagen, die näher liegen.“

Was das Tagblatt seinen LeserInnen verschwiegen hat: Bei einem der beiden „weiteren Bewerber“ handelt es sich um … Athesia!

Nach Informationen der TAGESZEITUNG hat sich neben René Benko und Pietro Tosolini (mit seinem Ex-INA-Gebäude nahe der Talferbrücke) auch Athesia an der sogenannten Marktrecherche für den Standort eines „Museumquartiers der Stadt Bozen“ beteiligt.

Athesia möchte dem Land das alte Athesia-Haus Nr. 42 in der Museumstraße verkaufen.

Über die drei eingereichten Projekte entscheidet bis Ende Jänner die vom Vermögensamt des Landes einberufene Bewertungskommission, bestehend aus Vertretern der Abteilungen Urbanistik, Hochbau und Tourismus, sowie jeweils einem Abgesandten der Gemeinde Bozen (Urbanistik) und der Körperschaft Südtiroler Landesmuseen.

Beim Vermögensamt des Landes sind also drei Angebote eingegangen: Der Tiroler Investor René Benko hat ein Museumskonzept auf dem Areal der ehemaligen Bergstation der Virgl-Bahn des norwegischen Star-Architekten Snøhetta vorgelegt.

Wenige Chancen räumen Insider dem Projekt von Pietro Tosolini ein.

Der Baulöwe hatte bereits mit dem Land über die Verlegung des Archäologiemuseums in das Ex-INA-Haus an der Talferbrücke verhandelt.

Man konnte sich aber nicht auf einen Kaufpreis einigen.

Also entschied sich die Landesregierung (im Mai vergangenen Jahres ) für eine sogenannte Markrecherche zur Ausfindigmachung eines Gebäudes oder Areals für die Errichtung eines regelrechten Museumszentrums: Darin sollen nicht nur das unter chronischem Platzmangel leidende Archäologiemuseum, sondern ein eigenes Museum für die Gletschermumie Ötzi und das Stadtmuseum der Gemeinde Bozen unterkommen. Insgesamt werden dafür laut Ausschreibung 10.000 Quadratmeter benötigt.

Das Ergebnis der Marktrecherche wird an die Landesregierung weitergereicht, die dann eine rein politische Entscheidung treffen wird: Ja oder Nein.

Apropos 10.000 Quadratmeter: Es ist kein Zufall, dass die Tageszeitung „Dolomiten“ in ihrem Bericht vom Mittwoch den Umstand anprangert, dass in der Ausschreibung von einer Fläche von 10.000 Quadratmetern die Rede ist. Es sei dies – so das Blatt – „eine Vorgabe, die in diesem Teil der Altstadt nur schwer zu erfüllen sein dürfte, was wiederum Benko in die Hände spielt“.

Bei Athesia ist man sich dessen bewusst, dass man in puncto Fläche nicht mit Benko mithalten kann. Das sogenannte alte Athesia-Haus in der Museumstraße kommt niemals auf die geforderten 10.000 Quadratmete3, schätzen Insider.

In der Ausschreibung ist allein für das Ötzi-Museum eine Fläche von 1.500 Quadratmetern vorgesehen, für das Archäologiemuseum weitere 1.500 Quadratmeter – und für das Stadtmuseum 3.000 Quadratmeter.

Also versucht man bei Athesia, aus den Flächen-Not eine Tugend zu machen und den Fokus auf das Standort-Kriterium zu lenken.

In dem „Dolomiten“-Artikel wird behauptet, dass in der Ausschreibung festgeschrieben sei, dass die Immobilie, in der das künftige Museumsquartier der Stadt Bozen untergebracht werden soll, sich „in der Nähe des Stadtzentrums von Bozen bzw. der bereits bestehenden Museen befinden“ müsse.

Das erste Snohetta-Projekt für den Virgl

Das würde, theoretisch, für die Athesia-Immobilie und gegen die Verlegung des Museumszentrums auf den Virgl sprechen.

Der Ausschreibungstext ist aber keineswegs so eingrenzend. Denn für die Lage des künftigen Museumsquartiers werden – unter dem Subkriterium: „Lage im städtischen Umfeld“ – nur maximal 10 von insgesamt 100 Punkten vergeben.

Wobei es im Ausschreibungstext wörtlich heißt:

„Folgende Lösungen werden besser bewertet:

  • Lage im historischen Stadtzentrum
  • und/oder in der Nähe von deren Knotenpunkten
  • und/oder Touristenströmen, bedient von öffentlichen Verkehrsmitteln oder Parkplätzen, Bushalteplätzen, Vorhandensein von Empfangsstrukturen.“

Das bedeutet: Zwar liegt der Virgl außerhalb des historischen Stadtzentrums, aber er liegt in der Nähe von anderen Knotenpunkten – und wäre beispielsweise vom Zugbahnhof aus mit der Seilbahn schneller zu erreichen als die Museumstraße, so wie dies der Benko-Statthalter in Bozen, Heinz Peter Hager, immer erklärt hat.

Rendering der von Snohetta geplanten Bergstation der Virgl-Seilbahn

Was die Tageszeitung „Dolomiten“ ebenfalls nicht erwähnt hat: Weitere zehn Punkte werden für „großzügige Flächen, Raumqualität und Verwendbarkeit auch für andere Veranstaltungen“ vergeben, weitere zehn Punkte für architektonische und funktionelle Kriterien (Qualität, Ausmaß, Angemessenheit der Flächen und Möglichkeit der Aufteilung und flexiblen Führung).

Im alten Athesia-Haus in der Museumstraße wäre es – so sagen Insider – ziemlich eng. Die Athesia-Verantwortlichen sollen auch versucht haben, die Podini-Holding in das Projekt miteinzubinden, die eine angrenzende Immobilie besitzt, mit der man auf die geforderten 10.000 Quadratmeter gekommen wäre. Doch die Podini-Holding lehnte ab.

Dem Athesia-Konzern geht es also darum, eine Immobilie, mit der man offenbar nichts mehr anzufangen weiß, dem Land zu verkaufen.

In den lokalen Kaufleutevereinigungen hat Athesia –  ähnlich wie beim Benko-Großkaufhaus-Projekt – Alliierte gefunden, wobei anzumerken ist, dass es in der Museumstraße kaum mehr Kaufleute, sondern fast ausschließlich nur mehr Ketten gibt, die dort ihre Waren anbieten.

Sicherlich: Würde die Wahl der Bewertungskommission auf das Benko-Projekt auf den Virgl fallen, würde sich die historische Achse Lauben/Museumstraße in das geplante neue Geschäftsviertel um die Südtirolerstraße verschieben.

René Benko und seine Mitstreiter schwärmen von ihrem Projekt in höchsten Tönen. Architektonisch sei das Snøhetta-Projekt außergewöhnlich. „So etwas hat Südtirol noch nicht gesehen“, heißt es aus dem Umfeld von Heinz Peter Hager.

Die Betreiber des Benko-Projektes gehen davon aus, dass die Besucherzahlen für das Ötzi-Museum von derzeit knapp 290.000 Personen pro Jahr auf 500.000 hochgeschraubt werden können, wenn das Museumsquartier am Virgl errichtet werden sollte. „Diese Leute fahren mit der Seilbahn in wenigen Minuten hoch, blicken auf die Altstadt und bekommen dann Lust, diese zu besuchen“, so heißt es aus dem Benko-Lager. Nun bleibt abzuwarten, wie die Expertenkommission sich entscheidet. Dann liegt der Ball bei der Stadt Bozen und beim Land.

Rendering der Talstation der Virgl-Seilbahn

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (10)

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  • giftzwerg

    Hot der medienmogul amol uen gfuntn, dern sein Plotz untern Tisch zoag!

    • pingoballino1955

      leider nicht,weil die Menschen zu dumm und zu feige dazu sind,es könnte dann ja ein unangenehmer Artikel in der „Dolomiten“ stehen,vor dem haben alle Angst,vor allem die,die auch DRECK am STECKEN“ haben,und dies sind nicht wenige!

  • sepp

    oaner wos in die Weinberg schnecken amol Paroli biettet guet so do guete ebner will groass obkassieren suscht wen ihn schun soviel um des Museum isch konn er des haus woll in land schenken hot ginui obkassiert werd sowieso wieder amol a foll das er in LB und lachhammer sog wos zutien isch so long die weinbergschnecken nett ausgerotten sein werds sich in südtirol nix ändern

  • paul1

    Will man nicht den Verkehr aus der Stadt bringen? Ich glaube auch Gehbehinderte oder Rollstuhlfahrer würden sich über das Ötzi Museum am Virgl freuen.

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