Du befindest dich hier: Home » Politik » Die Mega-Geschäftsausfälle

Die Mega-Geschäftsausfälle

Jetzt befassen sich die Richter mit der Sperre der Straße zum Pragser Wildsee: Sieben Touristiker aus Prags haben Rekurs gegen diese Maßnahme eingelegt. Sie beklagen einen Geschäftsausfall von bis zu 80 Prozent.

von Silke Hinterwaldner

Es ist schon zum Verrücktwerden: Im Hochsommer kommen jeden Tag tausende Touristen in das Pragsertal, aber die Gastwirte dort profitieren davon kaum. Schlimmer noch, sagt Josef Ploner, Chef in der Speckstube Eggerhof, „seit der Straßensperre sitzen wir hier zu Mittag vor den leeren Tischen. Wir haben einen Geschäftsausfall von 80 Prozent zu beklagen“.

Gemeinsam mit sechs anderen Touristikern aus dem Tal hat er deshalb beschlossen, den Rechtsweg zu beschreiten. Das heißt: Die sieben Pragser haben gegen die im vergangenen Sommer in Kraft getretene Straßensperre zum See rekurriert. Zur Erinnerung: Im Rahmen des Programmes #dolomitesvives sollte nicht nur das Sellajoch, sondern auch der Pragser Wildsee verkehrsberuhigt werden. Zwischen 10.30 Uhr und 14.00 Uhr mussten die Besucher deshalb ihren PKW beim Auffangparkplatz in Schmieden abstellen, um mit dem Shuttlebus weiterzufahren.

Die Regelung sorgte im Tal gleich zum Start Mitte Juli für Verwirrung: Erst galt die Verkehrssperre tatsächlich um 10.30 Uhr, dann wieder wurde die Regelung aufgeweicht und man ließ die Autos weiterfahren, bis die drei Parkplätze direkt am See voll belegt waren. Alles in allem: Bereits im Sommer hatten die sieben Touristiker aus Prags die Anwälte damit beauftragt, gegen die Sperre vorzugehen.

Nun ist es soweit: Heute wird der Fall bei Gericht verhandelt. Streitparteien sind dabei offiziell die Gruppe um Josef Ploner und die Gemeinde Prags. Inhaltlich muss die Frage geklärt werden, wer eine solche Straßensperre verhängen darf und wer dies tatsächlich veranlasst hat. Wennschon, erklärt Amanda Cheneri, Anwältin der Touristiker aus Prags, hätte das Land das Verbot verhängen müssen. Und nicht die Gemeinde.

Friedrich Mittermair, Bürgermeister in Prags, zeigt wenig Verständnis für den Rekurs aus seiner Gemeinde. „Wir haben damit nichts zu tun“, sagt er, „die Gemeinde hat die Straße nicht gesperrt. Das ist Angelegenheit des Landes.“ In diesen Wochen und Monaten laufen derweil die Verhandlungen darum, wie man in Zukunft mit dem enormen Verkehr zum See umgehen will, weiter. Die Arbeitsgruppen und Kommissionen auf Gemeinde- und Landesebene suchen nach einer Lösung, die „sowohl rechtlich als auch praktisch gut funktioniert“, so Bürgermeister Mittermair. Details dazu wie eine neue Regelung aussehen könnte, will er noch nicht bekanntgeben. So weit sei man noch nicht.

Josef Ploner und seine Mitstreiter ärgern sich vor allem über eines: Mit der Sperrung der Straße zum See für den Individualverkehr kehren nur mehr sehr wenige Besucher in den Gaststätten ein, um zu Essen oder auch nur ein Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee zu bestellen. „Wenn die Shuttlebusse rappelvoll sind“, sagt Ploner, „steigt niemand aus, um bei und einzukehren. Diese Situation hat sich auch mit dem Verkauf der Voucher nicht gebessert.“ Mit Gutscheinen im Wert von 20 Euro hätten die Besucher vom Pragser Wildsee in die Restaurants der Umgebung gelockt werden sollen, aber das Interesse daran blieb bescheiden. Auch deshalb fordern die Touristiker: Man sollte zumindest über die Mittagsstunden die Straße für den Verkehr offenhalten. Immerhin sei gerade zu dieser Zeit genügend Platz auf den Parkplätzen direkt am See.

In der Zwischenzeit befassen sich nun die Gerichte mit den Verkehrssorgen der Pragser und den damit verbundenen wirtschaftlichen Problemen. Nach dem Gerichtstermin heute wird es noch einige Zeit dauern, bis zumindest in der Frage der Zuständigkeit für die Sperrung der Straße ein Urteil veröffentlicht wird.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (8)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • noando

    ein naturschutzgebiet (!) welches täglich von touristen überrannt und zugemüllt wird; ein parkplatz welcher an stelle eines waldes in einer nacht und nebelaktion angelegt wurde; totales verkehrschaos welches den einheimischen unmöglich macht normal den ort zu verlassen und wieder zurück zu kehren – aber, für profiteure der sehenswürdigkeit darf es nur eine richtung geben: mehr – pervers!

    ach ja, und der neue kreisverkehr bei der taleinfahrt 🙂 totaler blödsinn: unfälle vom ersten tag an.

    schließt die zufahrt zum see ab st. veit (aber erst direkt nach der speckstube von herrn ploner)! eine schranke wie bei der drei-zinne-passstrasse. ordentlich maut für die durchfahrt (€ 40,00 oder mehr). von der maut sollen die parkplatzbetreiber einen teil bekommen (herr ploner aus dem artikel hat ja parkplätze auch noch) und der rest soll der gemeindekasse zu gute kommen.

  • george

    Gastwirte als Hungerleider, hat es schon einmal gegeben und die nennen sich dann unverschuldet Verschuldete. Sie haben sich das selber eingebrockt mit ihrer Gier nach ständig noch mehr, jetzt sollen sie sich das auch selber auslöffeln.

    • andreas

      Schreibe doch nicht so einen Schmarrn.
      Was können die Häuser entlang der Straße denn dafür?

      Was würdest du sagen, wenn man dir durch politische Entscheidungen die Geschäftsgrundlage entzieht, unabhängig jetzt davon, was es ist?

      Nicht alle Geschäftsleute sind Gauner, wie manche anscheinend annehmen. Südtirols Wohlstand beruht auf solchen Leuten, welche investiert und Arbeitsplätze geschaffen haben. Mag sein, dass manche zu gierig wurden, der größte Teil ist aber vollkommen in Ordnung und will eigentlich nur in Ruhe arbeiten.

      Spare dir also bitte in Zukunft dein pauschales grünes Gelabber, was nichts mit dem Thema zu tun hat. .

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen