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Frohe Weihnachten!

„Das Christkind spricht das Kindliche in uns an, egal ob man glaubt oder nicht“, sagt Arnold Tribus. Die TAGESZEITUNG-Redaktion wünscht allen Lesern frohe Weihnachten!

von Arnold Tribus

Man ruft sich in diesen Tagen „Frohe Weihnachten“ zu. Es mag banal sein und blöde Gewohnheit, und doch ist es etwas anderes, als wenn man zu einem Menschen Grüß Gott, Grüß Dich, oder Servus, oder Pfiati oder Hallo sagt oder guten Tag wie jene, die sich mit dem Grüß Gott nicht als provinzielle und zudem wohl auch noch gottesgläubige Tiroler outen wollen.

Es mag im „Frohe Weihnacht“ auch ein ironischer Unterton mitklingen, der aussagt, dass man die Eier voll hat von der ganzen Weihnachtsduselei, den Konsum- und Glühweinrausch, dem Christkindlmarkt. Und trotzdem geht es zu Herzen, das „Frohe Weihnachten“, vor allem jenen Menschen, die partout mit Weihnachten nichts zu tun haben wollen, weil sie darüber stehen und sich der Weihnacht versperren, weil sie gottlos sind.

Es trifft vor allem die Hartgesottenen im Herzen, die Gefühlsmachos und die Einsamen, die an Weihnachten dann bitterlich traurig sind, sich verkriechen und besaufen oder in ihrer Einsamkeit die Telefonseelsorge anrufen, über die sie während des Jahres nur lachen können.

Da kann man glauben was man will: Es ist eine andere Zeit, die Weihnachtszeit, da liegt etwas in der Luft. Wäre alles normal, würden nicht plötzlich Leute in die Kirchen eilen, um sich vom Lichterglanz und dem festlichen Gesang der Chöre betören zu lassen, von der Magie eines Domes.

Weihnachten finden auch die Gottlosen Unterschlupf und Zuflucht im Hause Gottes, dann am nächsten Tag wird er weiterhin nicht an den lieben Gott glauben, aber Weihnachten machen wir eine Ausnahme, denn Weihnachten ist Tradition und Event, schließlich gehören das Kirchenfest und das weltliche Kulturfest ja zusammen: Tannenbaum, Lichter, Kerzen, Kekse, Zelten, Geschenke und das Weihnachtsevangelium, das in seiner dramatischen Einfachheit immer noch rührt: Weil in der Herberge kein Platz für sie war.

Auch wer nicht an Gott glaubt, feiert aber Jahr für Jahr die Geburt seines Sohnes. In den Kirchen stehen sie dann, die Weihnachtschristen und Gottlosen, und brummeln heilige Nacht vor sich hin, oh Du selige, sie bewegen die Lippen in Erinnerung an eine schöne Zeit, die Texte hat man ja nicht ganz vergessen, sie sind im Hirn gespeichert, sie können jederzeit zurückgerufen werden.

Weihnachten ist wohl die Sehnsucht nach etwas, das jenseits der Ratio liegt, jenseits der Welt, etwas, das über die Bescherung und den Glühwein hinausgeht, den Weihnachtsempfang und das Firmenessen.

Zu Weihnachten haben die Familien wieder Hochkonjunktur, wo es kriselt, tritt ein weihnachtlicher Scheinfriede ein, ach wie wäre es schön, wäre alles wieder wie früher, könnte man sich vertragen und lieben. Warum wohl die Weihnacht dieses Bedürfnis nach Liebe und Harmonie wachruft, nicht nur in den Familien.

Das familiäre Weihnachtsritual mag noch so spießig und unerträglich sein, fehlte es, dann wäre nicht Weihnachten.

Wenn Mutter keinen Stress hätte und wenn der Vater pünktlich nach Hause käme, anstatt mit seinen Kollegen noch den x-ten Glühwein zu trinken, bis er von den Nelken zugedröhnt ist, dann wäre ja nicht Weihnachten.

Weihnachten ist eine Huldigung der Liebe, Suche nach Heil, denn Weihnachten ist kein Fest der klugen Worte, sondern ein Fest der Seele und des Gefühls. In einer kalten und herzlosen Zeit, in einer Zeit der Egoisten und Ellbogen, der Herzlosen und Neider, des Leistungsdruckes und der Zukunftsangst, wird die Sehnsucht nach Gefühl immer größer. Und die Weihnacht bietet das für kurze Zeit und ganz offiziell: Wir sollen gut sein.

Das Christkind spricht das Kindliche in uns an, egal ob man in die Kirche geht oder nicht, glaubt oder nicht, das Christkind ist die andere Dimension, das Unfassbare.

Ich warte auf das Erscheinen des Christkindes. Es ist dies eine natürliche, naive Weihnachtsfrömmigkeit, die frohe, schlichte, innere Botschaft.

Ihnen Frohe Weihnachten!

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

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  • andreas

    Ich finde die selbstgefälligen und sozialkritischen Moralpredigten zu Weihnachten immer wieder amüsant.
    Der Papst meint, wir fressen zu viel, der Bischof, wir schreiben zu viel Blödsinn, der Tribus meint, dass wir scheinheilig sind und kurtl bestätigt den Bischof. 🙂
    Also, danke Tribus, ihnen auch frohe Weihnachten.

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