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„Wir haben nichts erfunden“

Das Wochenmagazin ff lässt sich von der angekündigten Presseklage nicht beeindrucken. Redakteur Karl Hinterwaldner legt im TAGESZEITUNG-Interview nach: Die Alfreider-Hütten am Grödner Joch hätten nicht in einer eingetragenen Gefahrenzone gestanden.

TAGESZEITUNG Online: Herr Hinterwaldner, sind mit Ihnen „die Gäule durchgegangen“, wie Daniel Alfreiders Anwalt Karl Zeller sagt? 

Karl Hinterwaldner: Was mir Herr Zeller in diesem Interview in Ihrer Zeitung alles vorwirft, ist bemerkenswert. Er sagt, ich hätte Dinge erfunden, ich hätte schlecht recherchiert, ich hätte drauflos geschrieben, ohne die Fakten und die Rechtslage zu untersuchen. Das sind schwerwiegende und beleidigende Anschuldigungen gegen mich als Journalisten, mich als Person und gegen das Wochenmagazin ff als solches. 

Anwalt Zeller sagt, Sie hätten mit Ihrem Artikel „Fake News“ verbreitet? 

Auch das ist eine schwerwiegende Unterstellung. Grundsätzlich ist es so, dass ff immer darauf achtet, die Fakten wiederzugeben. Auch im Falle von Alfreiders Hütten war das so. 

Das scheint nicht gelungen zu sein? 

Wir haben die Fakten wahrheitsgemäß wiedergegeben. Leider hat uns Daniel Alfreider, anders als von ihm im Interview mit Ihrer Zeitung behauptet, weder Dokumente noch Gutachten oder andere Unterlagen zur Verfügung gestellt. Alles, was er uns gegeben hat, waren elf Fotos. 

Was war auf diesen Fotos zu sehen? 

Zwei der Bilder zeigen seine Buben mit seinen Schafen. Zwei weitere seine Schafe mit den neuen Almhütten. Vier Bilder zeigen Schafe. Und die drei restlichen Bilder sollen seine alten Hütten unterhalb des Grödner Jochs zeigen. Doch sie sind qualitativ so schlecht, dass sie als Belege kaum infrage kommen. Erst nach mühevoller Recherche ist es uns gelungen, bessere Fotos der Hütten zu finden, die auch abgedruckt wurden. 

Anwalt Zeller sagt, Sie würden die Gesetzeslage nicht kennen … 

Er meint, Alfreiders Hütten hätten sich in einer Gefahrenzone befunden. Daher hätte er die Hütten auch weiter als die üblicherweise erlaubten 100 Meter verlegen können. Auf seinem Grundstück am Grödner Joch ist in der Gefahrenzonenkarte des Landes, online abrufbar unter dem Schlagwort „Geobrowser“, aber keine Gefahrenzone eingetragen. Sogar im positiven geologischen Gutachten steht nichts von einer Gefahrenzone. Dieses Gutachten wurde uns erst am Dienstag dieser Woche zugespielt … 

Warum haben Sie das Gutachten nicht einfach beim Landesgeologen angefordert? 

Haben wir. Doch der Landesgeologe hat uns schriftlich mitgeteilt, dass es im Amt keine Dokumentation für die entsprechenden Grundparzellen gebe. Also weder für die Hütten am Grödner Joch noch für die Hütte auf der „Mure von Corvara“. Wobei uns der Landesgeologe auch schriftlich mitgeteilt hat, dass auf der „Mure von Corvara“ zwischen 1994 und 2014/15 keine Hütte gestanden habe. 

In Alfreiders Dokumenten scheint aber eine Hütte auf! 

Stimmt. Aber auch dieses Dokument haben wir erst am Dienstag dieser Woche erhalten. Darin steht, dass der Feuerwehrkommandant der Gemeinde Corvara bestätigt, dass die Kochhütte zerstört wurde. Vor dem Gesetz ist er damit in Ordnung. Wir haben auch nie behauptet, dass Daniel Alfreider illegal vorgegangen ist. Wir haben vielmehr geschrieben, dass bei ihm solche Kubaturverschiebungen viel leichter gehen als bei normalen Bürgern. Als Beispiel dafür diente uns der Fall von Lorenz Oberbacher, der inzwischen leider verstorben ist. Er bemühte sich jahrelang um die Verschiebung seiner kleinen Hütte um 150 Meter. Das ist ihm verwehrt worden. 

Alfreider und Zeller sagen, das könne man nicht vergleichen. 

Das muss man sich erst anschauen. Wie gesagt: Weder Alfreiders Hütten am Grödner Joch noch Oberbachers Hütte unterhalb des Weilers Rönn standen in einer eingetragenen Gefahrenzone. Im Gutachten des Landesgeologen für Alfreiders Hütten steht, dass der Aufbau an Ort und Stelle zwar möglich wäre, aber nur durch massive geotechnische Eingriffe, die mit einem sehr hohen finanziellen Aufwand verbunden wären. 

Bei Oberbacher hingegen … 

Oberbacher hatte ähnlich wie Alfreider gute Argumente für eine Verlegung seiner Hütte: Standort neben einem Skilift und einer Skipiste, Gefahr für die Skifahrer, Unerreichbarkeit der Hütte für ihn im Winter, geologische Instabilität. Doch das Amt für Landschaftsschutz ging gar nicht auf die Argumente ein und schrieb, dass sich jede landschaftliche Begutachtung des Projektes erübrige, weil es im Wiederspruch zu den geltenden Bestimmungen stehe. Eine Verlegung um 150 Meter sei zu weit. 

Karl Zeller sagt, die absolute Höhe sei, dass ff behauptet, Alfreider habe die Bauleitplanänderungen in Bezug auf die Kochhüte als Gemeinderat selbst mitbeschlossen? 

Anwalt Zeller sagt, die Bauleitplanänderung in Bezug auf die Kochhütte habe der kommissarische Verwalter vorgenommen – der übrigens Heinrich Huber hieß, einst Referent von Altlandeshauptmann Luis Durnwalder. Allerdings steht im offiziellen Amtsblatt Nr. 18 vom 3. Mai 2011, dass die Änderung mit „Ratsbeschluss Nr. 39 vom 19. November 2010“ durchgeführt worden sei. 

Sie haben geschrieben, Daniel Alfreider habe die Baukonzessionen erhalten. Das stimmt nicht, sein Vater hat sie bekommen. 

Formell stimmt das. Die Baukonzessionen wurden auf den Vater Alfreiders ausgestellt. Aber wir haben bereits in unserer Titelgeschichte über Alfreiders Luxusbauernhof vom 21. Dezember 2017 darauf verwiesen, dass die Grundstücke, Gebäude und das Hotel der Familie Alfreider im Juni 2016 in die Alfreider GmbH eingebracht worden sind. Laut Handelskammerauszug sind Vertreter dieser GmbH Daniel Alfreider, sein Bruder und sein Vater. Es stimmt also nicht, wenn Anwalt Zeller behauptet, diese Hütten würden Riccardo Alfreider gehören. Sie gehören der GmbH. Außerdem … 

Außerdem?

Außerdem spricht Alfreider in den Interviews davon, übrigens auch in der TAGESZEITUNG, dass er selbst die federführende Kraft hinter den Verlegungen ist. Er sagte zum Beispiel: „Was ist falsch daran, dass ich die Hütten wieder aufgebaut habe, die sonst zerfallen wären?“ Oder: „Ich baue einen Stall und einen Stadel.“

Interview: Artur Oberhofer

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (22)

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  • pingoballino1955

    Na dann klagt mal schön??????

    • tiroler

      Der Feuerwehrkommandant sagt, die Kochhütte wurde zerstört. Im Gefahrenplan schien aber keine auf. Die Staaatsanwaltschaft ermittelt auch. Kooomisch. So ganz sauber scheint die Sache nicht zu sein. Unwahrscheinlich ist auch dass die FF einen Fakeartikel bringt und sich somit bewusst strafbar macht. Dass Zeller den Oberchef als Anwalt als Anwalt nimmt ist auch seltsam. Etwas ist faul, das wissen alle Beteiligten. Als Landesrat isr Alfreider jedenfalls nicht tragbar. Auch nicht schlimm, denn es gibt mit Valazza ja noch einen Ladiner im Landtag

  • besserwisser

    fakt ist: die jungs scheinen ganz schön unruhig zu sein. und wenn man die leute in corvara fragt was gleich und gleicher ist dann bekommt man ganz andere antworten …
    danke ff, tageszeitung und salto! (für die athesia schient dies ja kein thema zu sein)

  • sepp

    hütten abreissen der gute herr zurücktreten wie in jder Demokratie üblich zumindest in länder wo Demokratie herrscht ist es so

  • sepp

    leitlan nehmts enk in brandy und Zeller als Rechtsverdreher noa kennts tien wos wellts hobs olm recht a wen as in unrecht seid

  • george

    Alfreider und Zeller saßen beide als SVP-ler im selben Parlament zu Rom. Da wird keine Krähe der anderen ein Auge aushacken, sondern möglichst alles unter den Teppich kehren, was zuzudecken möglich ist. Und Angriff gegen die ff ist hierin anscheinend dabei noch die beste Verteidigung.

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