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Dreiste Betrüger

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Immer wieder werden Südtiroler Opfer von dreisten Betrügern. Mit welcher schamlosen Taktik diese aktuell vorgehen.

von Eva Maria Gapp

Es war an einem kalten Nachmittag, als Hannes einen unerwarteten Anruf bekam: „Hallo, ich bin an Ihrem Sofa und Wohnzimmerschrank interessiert, die Sie im Internet inseriert haben. Stehen diese noch zum Verkauf?“ – sagte eine Frau mit weicher Stimme. Hannes dachte sich nichts dabei. Er hatte die Möbelstücke ja wirklich zum Verkauf angeboten. „Sie machte mir einen guten Eindruck. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Sie hätte sich in die Möbel verliebt und zeigte großes Interesse. Sie war auch sofort bereit, diese zu kaufen und erkundigte sich nach dem Preis“, sagt Hannes*.

Es lief alles normal ab. Es war auch nicht das erste Mal, dass Hannes etwas im Internet verkaufte. Auch über die Höhe der Summe war man sich schnell einig. 1.000 Euro sollte alles kosten. Und sie war sogar dazu bereit, eine Anzahlung zu tätigen. Als Beweis, dass sie es ernst meinen würde. „Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass sie andere Absichten hätte“, sagt Hannes. Doch was dann passierte, zog Hannes den Boden unter den Füßen weg. Noch am Abend bekam Hannes einen Anruf der Frau: „Um die Anzahlung tätigen zu können, gehen Sie bitte zum nächsten Bankomatschalter und folge Sie meinen telefonischen Anweisungen. Dann wird alles klappen.“ Hannes zog sofort los, steckte seine Karte in das Gerät und gab eine Nummernkombination ein, wie es die Frau am Telefon sagte. Auch die anderen telefonischen Anweisungen befolgte er.

Zugleich teilte sie ihm mit, dass das Geld nun am Montag sicher auf seinem Konto sein wird. Dabei war sie stets zuvorkommend und höflich: „Sie sagte mir, ich brauche mir keine Sorgen zu machen. Sie hätte das schon öfters gemacht und immer wäre alles gut gegangen.“ Doch das Gegenteil passierte: Anstatt ihm das Geld gut zu schreiben überweist Hannes, also der Verkäufer sein eigenes Geld auf eine aufladbare Karte, die der Betrügerin gehört. Wie er darauf reinfallen konnte, weiß er bis heute nicht. „Es ging alles so schnell“, sagt er. Er erstattet umgehend Anzeige und sperrt seine Bankomatkarte. “Doch schlimmer als das Geld verloren zu haben, ist der Umstand, dass ich mich ausgenutzt und verraten fühle“, sagt er. Für ihn bricht eine Welt zusammen. „Wie konnte ich mich nur so um den Finger wickeln lassen?“, sagt er.

Hannes ist dabei aber nicht alleine. Er ist einer von vielen, die in Südtirol immer häufiger Opfer von genau diesen Betrügern werden. „Es ist eine neue Taktik, mit der die Betrüger derzeit in Südtirol vorgehen. Sie haben es gezielt auf Menschen abgesehen, die Waren im Internet verkaufen. Das sind Profis, die in kürzester Zeit das Vertrauen der Menschen gewinnen und ausnutzen“, sagt der Oberinspektor Ivo Plotegher von der Post- und Kommunikationspolizei in Bozen. Auch die Verbraucherzentrale kennt diese zunehmenden Betrugsfälle. Hannes möchte mit seiner Geschichte die Öffentlichkeit warnen, damit andere Menschen nicht auch in die Falle der Betrüger geraten.

*Name von der Redaktion geändert

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