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Der Flughafen-Schatz

Der Flughafen Bozen

Warum Investoren die Strategie ins Auge fassen, die Flughafen-Gesellschaft zu kaufen, sie an die Wand zu fahren und trotzdem Geld abzukassieren. Und warum der Bozner Flughafen ein Fall für den Rechnungshof werden könnte.

von Heinrich Schwarz

Die Geschichte um den Bozner Flughafen wird wohl noch um einige Kapitel reicher. Der TAGESZEITUNG liegen Informationen und Unterlagen vor, die große Sprengkraft in sich bergen.

Was bekannt ist:

Weil sich die Südtiroler bei der Flughafen-Volksbefragung im Juni 2016 gegen eine Fortführung der öffentlichen Finanzierung des Airports aussprachen, bereitete das Land den Ausstieg aus der Flughafen-Gesellschaft ABD Airport AG vor. Vor einem Monat startete die 60-tägige Ausschreibung der Gesellschaft, die zu 100 Prozent dem Land gehört.

Die Ausschreibungssumme beträgt 3,8 Millionen Euro. Der Betrag ist so niedrig, weil der Käufer aufgrund der Konzessionspflichten den Flugbetrieb weiterführen muss, der zumindest in den nächsten Jahren sicher noch jährliche Verluste in Millionenhöhe verursachen wird. Und weil der Käufer über die Flughafen-Immobilien nicht frei verfügen kann. Sie sind für den Flugbetrieb zweckgebunden.

Für jene, die sich seit geraumer Zeit für den Kauf des Airports interessieren und den Betrieb wieder auf Vordermann bringen wollen – die Unternehmer Josef Gostner und Ingemar Gatterer –, ist der Preis von 3,8 Millionen aber trotzdem zu hoch. Eben wegen der einzukalkulierenden Verluste der nächsten Jahre – und weil die Verlängerung der Landebahn noch einmal vier bis fünf Millionen Euro kosten würde.

Die Dokumente und Informationen, die der TAGESZEITUNG vorliegen, lassen die 3,8 Millionen Euro jetzt allerdings in einem neuen Licht erscheinen.

So zeigt ein Blick auf die Jahresbilanz 2017 der ABD, dass die Flughafen-Gesellschaft über eine erhebliche Summe an liquiden Mitteln verfügt. So hatte die ABD am 31. Dezember 2017 Bankguthaben in Höhe von 4,8 Millionen Euro.

Diesen Geldschatz soll es nach wie vor in dieser Höhe geben.

Das heißt: Das Land verkauft eine öffentliche Gesellschaft um 3,8 Millionen Euro, die fast fünf Millionen Euro auf der Bank liegen hat.

Die gesamte Bilanzsumme der ABD beträgt rund 40 Millionen Euro. Ein großer Teil davon entfällt auf Grundstücke und Anlagen, über die man nicht frei verfügen kann. Einige Grundstücke – die Obstwiesen, die vor Jahren für die damals geplante Erweiterung der Landebahn angekauft wurden – könnten aber womöglich verkauft werden.

Nach Informationen der TAGESZEITUNG gibt es Investoren, die tatsächlich die Strategie ins Auge fassen, die Flughafen-Gesellschaft zu kaufen und danach die Bankguthaben sowie jene anderen Vermögenswerte, die liquide gemacht werden können, einzusacken.

Dafür müsse die ABD nur gegen die Wand gefahren und zugesperrt werden, sodass der Flugplatz vom Staat übernommen wird. „Unter Angabe bestimmter Gründe ist es unternehmenstechnisch gar nicht mal so schwer, die Gesellschaft an die Wand zu fahren, ohne damit Verluste einzufahren“, so ein Insider, der die Pläne dieser Investoren in groben Zügen kennt. Er sagt: „Wenn es jemand schlau anstellt, dann finanziert er sich trotz der Verpflichtung zur Führung des Flughafens den Kauf durch die Bankguthaben und verkauft dann noch die Gründe.“

Sollte dieses Szenario tatsächlich möglich sein, gibt es dennoch einen Haken. Ein potenzielles Risiko, das der ganzen Operation den finanziellen Anreiz wieder nehmen könnte: der Rechnungshof.

Dieser könnte die Frage aufwerfen, wie das Land dazu kommt, bei einer so hohen Bilanzsumme den Kaufpreis der ABD auf 3,8 Millionen Euro festzulegen. Insbesondere, wenn allein schon die liquiden Bankguthaben, die zu 100 Prozent öffentliche Gelder sind, die Verkaufssumme übersteigen. Diese Geldmittel könne ein privater Käufer frei verwenden.

Die Investoren, die derzeit Spekulations-Szenarien durchspielen, sehen das Risiko, dass sie in ein eventuelles Verfahren des Rechnungshofes involviert werden, falls sich herausstellt, dass es rund um den Geldschatz Unregelmäßigkeiten gibt. Jahrelange Rechtsstreitigkeiten um das Geld wären nicht auszuschließen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (21)

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  • andreas

    @einereiner
    Die Gebäude sind zweckgebunden und bei Schließung übernimmt die ENAC. Da baut gewiss keiner Wohnungen, dort werden die höchsten Grundstückspreise Südtirols bezahlt, wenn dann bauen Industriebetriebe. Vor ein paar Monaten wurde erst eine Klinik mit ein paar Operationssälen eröffnet.
    Gostner braucht den Flughafen, er hat dort einen Hangar mit ein paar Flieger stehen, finanzielle Probleme hat er auch nicht und er könnte ihn als Hobby betreiben..

    • leser

      Anderle
      Meinst du nicht, dass es reicht, die ebners, die gatterers immer zu beglücken und auf bürgergeld zu millionären zu machen nun ausreicht
      Wenn gostner es nicht notwendig hat. Wie du sagst, warum kauft er sich seinen spielplatz nicht von seinem geld und warum mischt der altlandeshauptmann immer noch und uberall mit?

  • besserwisser

    Die nehmen uns alle nur mehr bei di e…..
    Die kennen sich bei ihren eigenen worthuelsen bald nicht mehr aus.
    Fakt ist: man will den flughafen nicht zurückstufen obwohl das volk das will. Da koennen sie sich noch so drehen und wenden wie sie wollen …
    Liebe svp, der tag wird kommen. Irgendwann ist zahltag!

  • morgenstern

    Bei aller Kritik, darf man die soziale Komponente solcher defizitären öffentlichen Einrichtungen nicht außer acht lassen, dabei denke ich an die direkt bzw. indirekt damit verbundenen Versorgungsposten die das „System“ immer wieder braucht um seinen Fortbestand weiterhin zu garantieren.

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