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Walking in Beuys Wood

Hannes Egger, Kunsthalle Beuys (Foto: Roberta Segata)

Hannes Egger geht im Museo d’Arte Contemporanea in Cavalese mit Joseph Beuys im Wald spazieren und macht die Besucher zur Beute.

Die Ausstellung von Hannes Egger im Museo d’Arte Contemporanea in Cavalese ist als Rundgang aufgebaut, ähnlich einer schamanischen Reise in der das Zusammentreffen von Mensch/Tier/Natur ein Prozess der Heilung und des Bewusstseins für den zeitgenössischen Menschen darstellt. Es werden Gedanken und Überlegungen evoziert, die aufgrund der vor kurzem stattgefundenen tragischen Umweltereignisse im Dolomitengebiet besondere Aktualität haben.

Den Ideen und Gedanken des deutschen Künstlers Joseph Beuys folgend, lässt Hannes Egger das Publikum zum Hauptdarsteller der Ausstellung werden. Er ruft die Besucher auf, sich durch die künstlerische Erfahrung, mit der eigenen natürlichen Dimension auseinander zu setzen.
Die Ausstellung beginnt mit einer Durchschreitung, einer Wanderung, zwischen den Bäumen eines möglichen bzw. imaginären beuyschen Waldes. In diesem sind die Rollen vertauscht: Die Besucher sind Beute und nicht Jäger, sie sind nicht die Beobachter, sondern die Beobachteten, die von zwischen den Bäumen versteckten Fotofallen eingefangen werden. Der Mensch-Tier bewegt sich durch den Wald ohne sich dieser gewahr zu werden.

Die Anwesenheit und Abwesenheit von Beuys ist eine Konstante der Ausstellung, die etwa im Zusammentreffen zwischen Mensch und Wolf in einer Audioinstallation wiederkehrt. Die Geräusche und Wörter lassen an die bekannte Performance I like America and America likes me – in der Beuys eine Woche mit einem Coyoten verbrachte – erinnern.

Die künstlerische Arbeit von Hannes Egger lässt viel Raum für die Imagination, es kommen keine Bilder vor, sondern evokative Symbole und Stimmen. Auf diese Art und Weise werden die Besucher zu Co-Autoren, die Mittels Vorstellung, Hören und Spielen die Sichtbarkeit des Unsichtbaren ermöglichen.
Der Künstler als Anthropologe hebt die strickte Trennung zwischen Menschlichem und Tierischem auf. Laut Claude Lévi-Strauss ist gerade diese Trennung die Voraussetzung für die anschließende unheilvolle Ein- und Aufteilung der Menschen.

Im Obergeschoss hingegen hat Egger die Kunsthalle Beuys aufgebaut. Es handelt sich um ein Chalet aus gebrauchten Hölzern, ähnlich einer Waldhütte, welche ausgewählte Fotographien des deutschen Künstlers beherbergt. Es entstehen visuelle Verbindungen zwischen Museum und Museum, die Anwesenheit von Beuys konkretisiert sich immer wieder, wodurch – typisch für die Arbeitsweise von Egger – Beuys zum Gastkünstler wird.

Schließlich präsentiert der Künstler die Aktion Ausfegen, die er in ein energetisches Reinigungsritual für die Ausstellungsräumlichkeiten verwandelt hat und somit die ökologische Frage mit jener nach der Transparenz und Klarheit in demokratischen Gesellschaft verknüpft.
Um das Bewusstsein gegenüber der Gegend und die Interaktion mit den Menschen vor Ort zu fördern erweitert sich die Ausstellung in den Außenraum. Im Park Delle Pieve entsteht Bee Island eine große Installation, des von Joseph Beuys inspirierten Studenten Nicolò Valente.

Termin: Eröffnung am 22. Dezember um 17.30 Uhr im Museo d’Arte Contemporanea in Cavalese. Die Ausstellung bleibt bis 24 März 2019 zugänglich.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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