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Der Lire-Schatz

Franz Mitterer führt seit 23 Jahren Hausräumungen durch. Dabei findet er die kuriosesten Sachen – wie 12 Millionen alte Lire in einem Buch.

von Markus Rufin

Der Einblick in eine Wohnung verrät viel über einen einzelnen Menschen. Eine Wohnung einer alten Frau ist beispielsweise daran erkennbar, dass es viele altmodische Möbel und kitschige Innenausstattung gibt.

Franz Mitterer kann das nur bestätigen. Er führt seit 23 Jahren ein Unternehmen, das Umzüge und Hausräumungen durchführt. Eine erfüllende Aufgabe, wie der Geschäftsführer von „Umzug Mitterer“ sagt.

Begonnen hat alles als Mitterer 1995 die Umzugsführer aufgekauft hatte. Zunächst kümmerte auch er sich vorwiegend um Umzüge. Später weitete er sein Unternehmen aus und führt seit einigen Jahren auch Hausräumungen durch.

Vor allem die Hausräumungen seien für ihn interessant. Aber wie läuft das überhaupt ab? „Meistens kontaktieren uns Verwandte eines Verstorbenen. Häufig ist der Verstorbene der Onkel oder die Tante“, erklärt Mitterer.

Wenn eine Wohnung aufgelassen wird, ist es Mitterers Aufgabe Haushaltsgegenstände, Möbel, Bekleidung und andere Dinge zu entsorgen. Dabei findet er die kuriosesten Sachen: „Die Wertgegenstände werden eigentlich immer von den Verwandten zuerst mitgenommen, aber hin und wieder finden wir ein besonders schönes Schmuckstück oder ein besonderes Bild.“

Diese Gegenstände behält Mitterer – mit der Erlaubnis der Angehörigen – dann selbst: „Ich verschenke sie dann meistens. Wir haben aber auch einen Flohmarktstand, wo wir diese Dinge verkaufen können.“

Gelegentlich gelingt Franz Mitterer bei Hausräumungen aber auch ein echter Sensationsfund, so wie vor einiger Zeit bei einer Wohnungsauflösung in Meran: „Wir haben die Wohnung einer verstorbenen Frau ausgeräumt, deren Sohn ebenfalls verstarb. In einem Buch haben wir dann plötzlich 12 Millionen Lire gefunden. Da waren wir schon baff.“

Mitterer hat die Verwandten, die ihn zur Räumung gerufen haben, natürlich sofort kontaktiert und sie über den Fund aufgeklärt. Allerdings bezweifelt der Unterlandler, dass die Familie etwas damit anfangen kann: „In Italien kann man das Geld sicher nicht mehr umtauschen.“

In all den Jahren hat Mitterer auch krasse Fälle erlebt, die ihn teilweise betroffen machen: „Das Schlimmste ist, wenn es keine Angehörigen gibt. Wir führen die Räumung dann mit gerichtlichen Beschluss durch.“ Die Wohnungen sehen in solchen Fällen häufig völlig verwahrlost aus, sodass Mitterer und seine Mitarbeiter mehrere Tage mit dem aufräumen beschäftigt sind. „Auf der anderen Seite gibt es aber auch schöne Wohnungen, die ordentlich interlassen werden. Dabei merkt man, dass sich jemand um den Nachlass und somit um die Person gekümmert hat“, berichtet der Unternehmer.

Ungefähr zwei Mal im Monat wird Mitterer zu einer Hausräumung gerufen. „Es kann aber auch sein, dass danach zwei Monate lang kein Auftrag mehr kommt.“ Hin und wieder ist auch ein berühmter Kunde dabei. „Ein Mal mussten wir beim Umzug eines bekannten Süßwaren-Herstellers mithelfen. Das war auch sehr beeindruckend“, erzählt Mitterer.

Wie lange eine solche Hausräumung dauert, hängt vor allem mit der Größe der Wohnung zusammen, meint Mitterer. „Wir haben sowohl Wohnungen mit 50 Quadratmeter als auch mit 150 Quadratmetern ausgeräumt.“

Das meiste, das Mitterer bei Hausräumungen entsorgen muss, kommt in den Recycling-Hof oder in den Sperrmüll. „Vor allem Bekleidung, Mobiliar und Haushaltsgegenstände bleiben übrig. Spenden sind nur schwer möglich, da die Angehörigen das meistens übernehmen. Daher wird viel weggeschmissen.“

In all den Jahren sei ihm auch aufgefallen, dass die Leute immer mehr Dinge wegwerfen: „Meistens behalten die Angehörigen die Gegenstände noch. Aber nach einigen Jahren werden wir dann wieder gerufen, weil sie die Sachen einfach nicht brauchen. Die meisten Leute wissen selbst nicht, wohn sie das ganze Zeug stellen sollen.“

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