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„Ich verneige mich“

Der Internationale Tag des Ehrenamtes stellt die Leistung der Freiwilligen ins Rampenlicht. Zurecht, findet Maria Hochgruber Kuenzer.

Der Internationale Tag des Ehrenamtes stellt die Leistung der Freiwilligen ins Rampenlicht. Zurecht, findet Maria Hochgruber Kuenzer als Mitglied des Präsidiums des Südtiroler Landtages: „Lasst uns all jene würdigen, die ehrenamtlich für das Wohl unserer Gesellschaft sorgen.“  Ohne Ehrenamt wäre es um den Lebensstandard und das Gemeinwohl in Südtirol viel schlechter bestellt. Hochgruber Kuenzer betont aber auch: „Ohne Ehrenamt wären die vielen Freiwilligen selbst um Erfahrungen und um persönliche Sinngebung ärmer.“

Das Ehrenamt bietet den Freiwilligen im Sinne des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber „die Welt der Beziehungen“. Gemäß Bubers Prinzip des Dialogs von Ich und Du in der Sinnstiftung für das Leben, ohne materiellen Zweck, ohne Gier und „nur, wo alles Mittel zerfallen ist, geschieht die Begegnung“ (Martin Buber).

Was Menschen unentgeltlich leisten, ist in Zahlen nicht fassbar. „Als vor einigen Wochen die Unwetter ganze Wälder niedergestreckt und Gewässer überflutet haben, wurde uns einmal mehr vor Augen gehalten, wie wir ohne Feuerwehren und Zivilschutz da stehen würden: Wir wären den Unwettern ohnmächtig ausgeliefert,“ so Hochgruber Kuenzer. Es hat sich gezeigt, dass das Ehrenamt manchmal sogar den Einsatz des eigenen Lebens bedeuten kann. „Herr Costas Tod soll uns auch den Respekt vor dem Ehrenamt lehren. Ich verneige mich vor Familie Costa, deren Mann, Vater, Sohn und Bruder Giovanni während seines ehrenamtlichen Einsatzes sein Leben verloren hat.“
Allzu vielen sei gar nicht bewusst, wie viel Engagement, Know-how, Motivation, Zeit und auch Verzicht zugunsten des Ehrenamtes geleistet wird.

Südtirols Bildungswesen, die soziale Ader des Landes, die Gesundheit der Bevölkerung. seine Landschaft, die Erziehung für die Jugend sowie die Erholung in Freizeit werden vom Ehrenamt erweitert, ergänzt und damit bereichert. „Das Ehrenamt ermöglicht es, dass mit den Ressourcen jedes einzelnen, gebündelt mit denen von anderen, Spitzenleistungen erreicht werden. Da kann man erst richtig feststellen: Allein erreicht man weniger als im Team, zusammen werden wir größer.“

Maria Hochgruber Kuenzer weiß mehr als tiefgründig, was Bäuerinnen über die Organisation SBO alles freiwillig leisten, und zieht einen Vergleich: „So, wie die Bäuerinnen das Gefüge der Landwirtschaft sozial, kulturell und wirtschaftlich zusammenhalten und ständig weiterentwickeln, genauso stellen Frauen und Männer aller gesellschaftlichen Gruppierungen jeweils in ihrem Bereich den Kit unserer Gesellschaft dar.“

Aktuell sind 2.333 ehrenamtliche Organisationen in Südtirol registriert, tatsächlich aktiv sind noch mehr: In 3.000 Organisationen engagieren sich Ehrenamtliche derzeit. Hinzuzufügen sind Organisationen, die das Gemeinwohl fördern: Mit angestellten Mitglieder vergrößern sie ihre ehrenamtliche Wirkung. 110 dieser Organisationen gibt es aktuell. Und dann gehören noch die Sozialgenossenschaften, aktuell 220, dazu, die Südtirols Gesellschaft mitgestalten und ohne persönliche Gewinnoptimierung mit viel Ehrenamt Mehrwerte generieren.

Frauen und Männer bringen sich außerhalb ihrer Erwerbstätigkeit ein, „bitte spricht da niemand von Gratisarbeit“, fordert die Landtagsabgeordnete den korrekten sprachlichen Umgang ein. Ehrenamt ist nicht billig und nicht gratis, die unmittelbare Währung für die Leistungen sind Respekt und Ehre, die sich Freiwillige nicht nur am Tag des Ehrenamtes verdienen.

Der gesellschaftliche Benefit des Ehrenamtes soll und er wird auch belohnt: mit Erfahrungen und Aktivitäten, für die Beruf oder Familie keine Gelegenheit bieten. Im Ehrenamt liegt die Chance, andere Facetten leben zu können. Manche können sich zurecht fragen: „Um wie viel hätte ich selbst ohne mein ehrenamtliches Engagement weniger?“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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