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Der Hilfeschrei

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Südtirols Bauwirtschaft schlägt Alarm: Die derzeit schwache Ertragslage entspreche nicht mehr dem zu tragenden Risiko. Den öffentlichen Auftraggebern wird eine Mitschuld daran gegeben.

von Heinrich Schwarz

Der fünfseitige offene Brief von „Leitbild Bau Südtirol“ (eine Plattform der gesamten Bauwirtschaft) und der Bau-Fachgewerkschaften an die Politik liest sich wie ein Hilfeschrei.

Im Brief heißt es einleitend: „Die Bauwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren erholt und ist nun wieder zu einer der tragenden Säulen der Südtiroler Wirtschaft geworden. Dieser Aufschwung ist auch den großen Anstrengungen der Politik zu verdanken, die viele Projekte auf den Weg gebracht hat. Das Leitbild Bau bedankt sich bei Ihnen allen diesbezüglich sehr. Dennoch wird die momentane Aufbruchsstimmung durch eine schwache Ertragslage getrübt.“

Aufgrund der hohen Konkurrenz, auch von außerhalb der Provinz, sowie einer Steigerung der Kosten für Rohstoffe, Material, Dienstleistungen und Löhne, entspreche die Ertragslage nicht mehr dem zu tragenden Risiko. „Die Unternehmen – ob Planer, Bauunternehmer, Anlagenbauer oder Baustoffhändler – können infolgedessen nicht mehr zielgerichtet investieren, wodurch negative Auswirkungen für Südtirol und die Wertschöpfungskette Bau entstehen“, schreibt das Leitbild Bau.

Einer der Gründe liege in der mangelnden Wertschätzung gegenüber dem gesamten Bausektor: „Zu Unrecht hat sich das Image der Berufe in der Bauwirtschaft in den vergangenen Jahren stark verschlechtert. Die Arbeitsplätze werden als minderwertig, schmutzig und schlecht bezahlt angesehen. Dies entspricht allerdings schon lange nicht mehr der Realität, nicht zuletzt, da die Digitalisierung auch im Baugewerbe stark zugenommen hat. Dadurch ergeben sich interessante Berufsmöglichkeiten mit vielseitigen Herausforderungen für die Mitarbeiter.“

Das Leitbild Bau übt aber auch Kritik an den öffentlichen Auftraggebern. Im offenen Brief heißt es, dass die Erstellung einer Kosten- und Massenberechnung klaren gesetzlichen Vorschriften unterliege, wonach die vom Land veröffentlichten, gültigen Preisverzeichnisse verwendet werden müssen. „Nicht gerechtfertigt ist daher die Zuhilfenahme verallgemeinerter Abänderungen der Positionen der amtlichen Preisverzeichnisse zu dem Zwecke, den Wert des Bauauftrages künstlich zu verringern“, so das Leitbild Bau.

MEHR DAZU LESEN SIE IN DER DIENSTAG-AUSGABE DER TAGESZEITUNG.

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Kommentare (14)

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  • carlotta

    was haben sie sich von einer Blase erwartet? früher oder später platzt sie, genauso wieder die Toursimusblasen platzen wird. grundsätzlich ist es immer die gleiche Spirale.
    1. jemand sieht die Dollari in den Augen und möchte gscheid Geld scheffeln
    2. man krazt alle Beiträge die man bekommen kann zusammen und baut gross und teuer. Sei es bei den Bauunternehmen privat oder öffentlich, sei es bei den Hotelier
    3. dann braucht man allerdings Personal und hier haben wir einen Haken, denn man kann dem Personal nicht wirklich gut zahlen, sonst bleibt einem selber ja NIX, deswegen
    4. werben wir Arbeiter aus Süditalien oder den Ostblockländern an – aber nicht Ungarn oder Tschechen, nein, nein, die haben schon verstanden, dass hier nix mehr zu holen ist. Wir holen die Menschen die sich auch um ein paar Kreutzer freuen.. Albaner, Ukraine usw.
    so, nachdem das jetzt alles passt , gehts munter drauf los.. de sellen olle lai buggeln und mir cashen…
    ist es diesen werten Unternehmen eigentlich bewusst, dass einzig und allein der normal arbeitende Südtiroler dieses System erhält und stützt??? also wenn ihr nicht endlich den eigenen Leuten mehr Geld zahlt und dadurch das System – von dem ihr alle Beiträge erhält- mithelft, wird bald die nächste Blasen platzen!

    • angelus

      @carlotta
      Das Problem, welches Sie hier beschreiben ist kein „Südtiroler“ Problem sondern ein globales, denn es ist das Resultat unseres Wirtschaftssystems. Da der Konsument nicht bereit ist einen höheren Preis zu bezahlen, ist es für das Unternehmen nicht möglich höhere Löhne auszuzahlen. Dadurch ist das Einkommen des Konsumenten wiederum nicht „hoch genug“ um für das Produkt einen höheren Preis zu zahlen. Und so geht der Kreislauf weiter.
      Was Ihren Punkt 4 angeht, so kann ich Ihnen sagen, dass 90% der Südtiroler Gastronomen sehr gerne einheimisches Personal einstellen würden. Es ist schlichtweg so, dass dass auf dem Arbeitsmarkt Vollbeschäftigung herrscht, während der Bedarf an Personal weiter steigt.

  • robby

    Lächerliches Gejammere. Ich baue Anlagen in Sizilien. Die Preise der Baufirmen und im Baunebengewerbe sind im Durchschnitt um 20% niedriger. Die Qualität passt und steht jener in Südtirol in nichts nach.
    Die Angebote von Ingenieuren sind um ca. 50% geringer als in Südtirol. Bauleitung und Bauaufsicht kosten um 60% weniger. Und auch die Baumaterialien sind um 10 – 15% billiger. Ich frage mich: wie machen die das?
    Und dass mir keiner mit der angeblichen Schwarzarbeit kommt. Die müssen auch den Nachweis der Meldungen und der Zahlung der Sozialabgaben beibringen.
    Aber der Firmenchef fährt einen alten Pick-up und keinem neuen BMW M 5.

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