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Die Belohnung

Nach der „Erpressung“ durch Arnold Schuler haben zwei der drei Rinderzuchtverbände fusioniert – und werden jetzt finanziell belohnt. Der Zusammenschluss mit dem dritten Verband könnte noch mehr Geld in die Kassen bringen.

von Heinrich Schwarz

Langsam aber sicher erreicht die Politik ihr Ziel. Sie drängt seit vielen Jahren auf eine Fusion der drei Südtiroler Rinderzuchtverbände, um Kosten zu sparen. Die Verbände sind zwar alle im Haus der Tierzucht in Bozen angesiedelt, arbeiteten aber immer komplett unabhängig voneinander. Zwei Verbände, der Fleckviehzuchtverband und der Rinderzuchtverband, vollzogen schließlich im April dieses Jahres die Fusion.

Im Vorfeld hatte Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler ordentlich nachgeholfen. Und zwar mit einer Erpressung, die er selbst lieber als „Druck“ bezeichnet: Anfang 2016 kürzte die Landesregierung den jährlichen Sockelbeitrag für die Verbände schrittweise von 150.000 auf 80.000 Euro, falls die gesamte Verwaltungstätigkeit nicht zusammengelegt wird. Im Falle einer Fusion hingegen versprach sie für drei Jahre eine Erhöhung des 150.000-Euro-Beitrages um zehn Prozent.

Der Beschluss hatte heftige Proteste der Verbände zur Folge – insbesondere vom Rinderzucht- und vom Fleckviehzuchtverband, während der Braunviehzuchtverband für eine Fusion offenstand. Umso überraschender war es, dass gerade erstere Verbände am Ende eine Fusion vorantrieben – ohne den Braunviehzuchtverband.

Auf den Vollversammlungen im Frühjahr hieß es, dass man nicht des Geldes wegen, sondern aus Überzeugung fusioniere, um die Struktur zu stärken. Tatsache ist aber auch, dass die beiden Verbände laut der Bauernbund-Zeitschrift „Landwirt“ aufgrund der Beitragskürzungen im Vorjahr Verluste schrieben und auf Rücklagen zurückgreifen mussten.

Der Braunviehzuchtverband reagierte erwartungsgemäß verärgert, nicht in die Fusionspläne miteinbezogen worden zu sein. Die beiden anderen meinten, es sei schwierig, gleich schon zu dritt über eine Fusion zu verhandeln. Man werde nach der ersten Fusion aber das Gespräch suchen, um alle drei Verbände zu vereinen.

Landesrat Arnold Schuler belohnt Rinderzucht- und Fleckviehzuchtverband (jetzt nur noch Rinderzuchtverband) jetzt für ihre Fusion: Die Landesregierung änderte am Dienstag die Beitragskriterien ab, wonach der Sockelbeitrag im Falle einer Fusion von zwei Verbänden insgesamt 260.000 Euro beträgt (anstatt 80.000 Euro pro Verband).

Und die Landesregierung lockt weiterhin mit noch mehr Geld: Sollten alle drei Rinderzuchtverbände fusionieren, gibt es insgesamt 450.000 Euro – plus zehn Prozent in den ersten drei Tätigkeitsjahren, wie ursprünglich auch versprochen wurde.

Doch wie konkret ist der Zusammenschluss mit dem Braunviehzuchtverband zu einem einzigen Rinderzuchtverband?

Braunvieh-Geschäftsführer Peter Zischg gibt sich zurückhaltend: „Wir sind in Gesprächen, aber es wäre verfrüht, etwas Konkretes zu sagen.“

Heinrich Ennemoser, Obmann des Rinderzuchtverbandes, sagt: „Wir sind bisher dreimal zusammengekommen, um über Gemeinsamkeiten zu sprechen. Konkretes kann man noch nicht sagen, wir sind beim Verhandeln. Der Weg geht aber durchaus in Richtung Fusion.“

Der Braunviehzuchtverband muss derweil also mit weniger öffentlichen Beiträgen auskommen. Zumindest beträgt der Landesbeitrag nicht nur 80.000, sondern immerhin 120.000 Euro, weil es einen Netzwerkvertrag mit dem Haflinger-Pferdezuchtverband gibt, wonach mehrere Tätigkeiten gemeinsam erfolgen. Auch eine Belohnung des Landes.

„Ein geringerer Beitrag ist natürlich nie gut, aber durch Einsparungen waren wir bisher immer imstande weiterzumachen“, sagt Geschäftsführer Peter Zischg.

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