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Neue Therapien

Foto: Uni Innsbruck

In Innsbruck diskutieren Experten über neue Therapieoptionen bei Geschlechtskrankheiten und Melanomerkrankungen und über die HIV-Prävention.

Mehr als 2.000 Hautkrankheiten sind bekannt und jeder Mensch erkrankt während seines Lebens mehrmals daran.

Über aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich diskutieren ExpertInnen vom 29. November bis 1. Dezember 2018 in Innsbruck. Brennpunkte sind auf Grund einer steigenden Anzahl von Betroffenen Geschlechtskrankheiten sowie Melanomerkrankungen. In beiden Bereichen gibt es neue Therapieoptionen. Darüber hinaus erweitert eine Tablette die Möglichkeiten in der HIV-Prävention.

Über 600 TeilnehmerInnen aus dem deutschsprachigen Raum werden Ende November nach Innsbruck reisen. Der Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Matthias Schmuth, derzeit amtierender Präsident der „Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie“, lädt zur Jahrestagung. Ein wichtiges Thema ist die beträchtliche Zunahme von Hautmelanomen.

„Gleichzeitig erhöhen sich aber auch unsere Therapieoptionen und Behandlungserfolge“, erklärt Matthias Schmuth.

Die Innsbrucker Klinik wurde erst kürzlich als Hautkrebszentrum der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (DKG) zertifiziert. PatientInnen erhalten dadurch die Bestätigung, dass sie nach neuesten Erkenntnissen behandelt werden. Diese gibt es insbesondere durch den Einsatz personalisierter Therapien.

Personalisierte Medizin: Immer detaillierteres Wissen über Melanome
„Wir wissen immer mehr über die molekularen Grundlagen der verschiedenen Subtypen von Melanomen“, erklärt Van Anh Nguyen, leitende Oberärztin an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie. „Dieses Wissen nutzen wir, um für unsere Patientinnen und Patienten die richtige Therapieoption auszuwählen.“

Die personalisierte Medizin ist in der Melanombehandlung Alltag geworden.

Basierend auf den vorhandenen Daten, werden die Informationen über die verschiedenen Melanomtypen jetzt immer mehr verfeinert. „Unser Ziel ist es, durch bessere Erkenntnisse über die Genetik frühzeitig eingreifen zu können, bevor der Hautkrebs bösartig wird. Das ist aber vorerst Zukunftsmusik“, betont Van Anh Nguyen. Über den neuesten Stand der Forschung wird im Rahmen der Jahrestagung diskutiert werden, zu diesem Zweck reist der internationale Krebsexperte Boris Bastian aus San Francisco (USA) an.

Geschlechtskrankheiten: Gonokokken werden immer resistenter
Bereits seit längerem warnen MedizinerInnen davor, dass Gonokokken (Tripper-Erreger) zunehmend resistent gegen Antibiotika-Therapien werden. Bereits 2016 setzte die WHO den Tripper-Erreger auf eine Liste von Erregern, gegen die am dringendsten neue Antibiotika benötigt werden. Oft verlaufen die Gonorrhoe (Tripper) und andere Geschlechtskrankheiten ohne oder mit kaum Beschwerden.

„Vor diesem Hintergrund ist eine frühe Diagnose und korrekte Behandlung äußerst wichtig“, erklärt Mario Sarcletti, der Leiter der Spezialambulanz für HIV und Geschlechtskrankheiten an der Innsbrucker Univ.-Klinik. Vor dem Hintergrund einer steigenden Anzahl von Geschlechtskrankheiten ist wieder mehr Bewusstsein für die Prävention gefordert. Sexuell übertragbare Krankheiten sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. „Viele Frauen sind bereits darauf sensibilisiert jährlich zum Frauenarzt zu gehen. Männer sind hier unterversorgt. Ihnen fehlt häufig das Bewusstsein, dass sie auch regelmäßige fachärztliche Kontrolle brauchen, um frühzeitig bei den ersten Anzeichen eingreifen zu können.“

Ist ein Ende von HIV möglich?
Seit 1996 ist die HIV Infektion durch wirksame Medikamentenkombinationen kontrollierbar geworden. „Mit oft nur einer Tablette täglich können die Betroffenen ein normales Leben mit fast normaler Lebenserwartung führen“, erklärt Mario Sarcletti. „Erfolgreich behandelte Menschen sind dann auch nicht mehr sexuell ansteckend.“ Um zukünftig ein mögliches Ende von HIV/AIDS zu erreichen hat die WHO den Ländern das Ziel 90-90-90 bis 2020 vorgegeben. Das bedeutet 90 Prozent der Infizierten zu diagnostizieren, 90 Prozent davon zu behandeln und wiederum bei 90 Prozent davon das Virus dauerhaft zu unterdrücken. „Das 90-90-90 Ziel haben wir in Österreich fast erreicht und die kalkulierten Neuinfektionen und die Neudiagnosen der HIV-Infektionen gehen auch zurück“, sagt Sarcletti.

Um die Anzahl der Neuinfektionen weiter zu reduzieren braucht es aber weitere Maßnahmen. Welche Möglichkeiten und Chancen die Prä-Expositions-Prophylaxe für HIV, kurz HIV-PrEP, bietet, wird derzeit in der Fachwelt diskutiert. „Für Menschen, die ein besonders hohes Risiko haben, eine HIV-Infektion zu bekommen, ist die HIV-PrEP eine sinnvolle Maßnahme“, erklärt Mario Sarcletti. „Bei der richtigen, täglichen Einnahme des Medikaments ist eine Verringerung des HIV-Infektionsrisikos von über 90 Prozent möglich. Allerdings wirkt diese HIV-PrEP nicht gegen andere Geschlechtskrankheiten“, betont Sarcletti. Der wissenschaftliche Austausch soll daher dazu beitragen, die Prävention weiter zu verbessern.“

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