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Glatte Haut

Botox, Fettabsaugungen und Co. – Ästhetische Behandlungen sind längst nicht mehr nur Frauen mittleren Alters vorbehalten. Auch immer mehr junge Frauen und auch Männer wagen in Südtirol den Gang zum Schönheitschirurgen.

von Lisi Lang

Es geht darum kleine Makel loszuwerden. Falten schon zu entfernen, bevor sie eigentlich entstehen. Aber es geht ganz einfach auch darum, das Äußere den eigenen Wünschen und Vorstellungen entsprechend anzupassen. Nicht nur Promis und Sternchen lassen unliebsame Makel verschwinden. Auch in Südtirol sind Behandlungen beim Beauty-Doc mittlerweile weit verbreitet. „Vor allem jungen Menschen sprechen heute ganz offen über diese Eingriffe. Früher hatte man oft das Gefühl, die Patienten kommen ganz versteckt und heimlich in die Praxis – nicht einmal die Ehemänner wussten Bescheid“, lacht Philipp Agostini, Schönheitschirurg in Bozen.

Eine kürzlich durchgeführte Befragung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie bestätigt diese Beobachtung und zeigt auch, dass vor allem jüngere Frauen vermehrt Schönheitschirurgen aufsuchen.

Plastische Chirurgen in Deutschland sprechen von der „Generation Selfie“. Selfies und soziale Medien sind nach Einschätzung der Schönheitschirurgen bei vielen Patienten ein Antrieb für einen entsprechenden Eingriff.

In Südtirol sieht die Situation nicht anders aus. „Man kann auch in Südtirol beobachten, dass immer mehr jüngere Frauen kleinere Behandlungen wie Botox oder Filler in Anspruch nehmen“, erklärt der bekannte Schönheitschirurg Hanns Deetjen.

Bereits mit Ende 20 oder Anfang 30 buchen Frauen erste Behandlungen mit Botox. „Oft werden derartige Behandlungen gar prophylaktisch gemacht, dass sich erst gar keine Fältchen bilden“, sagt Hanns Deetjen.

Die Schönheitschirurgen glauben, dass diese Veränderung einerseits damit zu tun habe, dass die gesellschaftliche Akzeptanz von ästhetischen Behandlungen zugenommen hat. Dadurch, dass sich Menschen im Spiegel kritischer betrachten und auch die Selbstdarstellung in den sozialen Medien zugenommen hat, sind auch ästhetische Behandlungen nicht mehr tabu. „Vor 22 Jahren, als ich in Südtirol angefangen habe, war Botox noch in den Kinderschuhen, etwas geheimes, schon fast verruchtes. Inzwischen ist Botox aber in ganz breiten Bevölkerungsschichten angekommen und wird als etwas selbstverständliches angesehen“, so Deetjen.

Mittlerweile suchen aber nicht mehr nur Frauen – egal ob jung oder mittleren Alters – den Schönheitschirurgen auf. Auch Männer nehmen die Dienste der plastischen Chirurgen immer häufiger in Anspruch. „Vom Manager bis zum Angestellten – in Südtirol kommen auch immer mehr Männer zu uns. Es kommt sogar der Bauer mit dem blauen Schurz und lässt sich schnell mal ein paar Falten entfernen. Noch vor ein paar Jahren wäre das nicht möglich gewesen, die Männer hätten sich nicht in die Praxis getraut“, schmunzelt Hanns Deetjen.

Männer buchen allerdings andere Behandlungen als Frauen. „Bei Männern sind es weniger medizinisch-kosmetische Behandlungen sondern eher chirurgische Eingriffe wie Lidstraffungen oder die sog. Männerbrust“, erläutert Philipp Agostini.

Nicht- oder minimalinvasive Behandlungen wie Botox oder Filler werden in Südtirol mittlerweile ganz selbstverständlich gemacht. „Behandlungen wie Botox oder Filler werden bei uns gar nicht mehr als medizinischer Eingriff wahrgenommen. Diese Behandlungen werden gesehen wie der Gang zum Friseur oder zur Kosmetikerin – das geht auch mal in der Mittagspause“, weiß Hanns Deetjen. Da der Effekt so schön sei, wolle man nicht mehr darauf verzichten. „Es ist ähnlich wie wenn man anfängt, sich die grauen Haare zu färben – man will den Effekt einfach nicht mehr missen“, erklärt Deetjen.

Derartige Behandlungen machen in Deutschland mittlerweile etwa 44 Prozent aller plastischen Eingriffe aus. „Man kann auch in Südtirol einen eindeutigen Trend beobachten“, weiß Philipp Agostini.

Nichts desto trotz werden in Südtirol aber auch operative Eingriffe durchgeführt. „Wir haben in den Jahren 2.000 Brustvergrößerungen durchgeführt. Sehr häufig werden auch Fettabsaugungen und Lidstraffungen vorgenommen“, erklärt Hanns Deetjen.

Die beiden plastischen Chirurgen sind sich aber einig, dass bestimmte Wünsche, vor allem von jungen Mädchen hinterfragt werden müssen. „Minderjährige dürfen in Italien nichts an sich verändern lassen – auch nicht mit dem Einverständnis der Eltern“, erklärt Hanns Deetjen. Dies sei auch richtig, unterstreichen die Ärzte. „Es sitzen manchmal junge Patientinnen vor mir, die meinen, dass ihre Nase viel zu breit ist. Vor mir sitzt aber ein hübsches Mädchen mit einer ganz normalen Nase. In derartigen Fällen muss man mit dem Mädchen das Gespräch suchen, da sich das Mädchen auch nach einer Nasen-Korrektur wahrscheinlich nicht gefallen würde.“

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