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Riesenrad für Bozen?

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In Bozen könnte bald ein 32 Meter hohes Riesenrad stehen. Die Meinungen darüber gehen auseinander. Am Freitag soll eine endgültige Entscheidung gefällt werden.

von Markus Rufin

Riesenräder sind weltweit eine Attraktion: London Eye, Wiener Prater, aber auch Vergnügungs- und Lunaparks. Überall sind Riesenräder ein Erfolg.

Nun könnte auch bald in Bozen ein solches Riesenrad stehen. Anlässlich des Weihnachts-Marktes möchte ein Riesenrad-Betreiber auch in Bozen eine solche Attraktion errichten. Geplant ist, dass das 32 Meter hohe Rad im Bahnhofspark von Bozen gebaut wird. Ansonsten ist wenig darüber bekannt. Auch die Kosten wurden noch nicht bekannt gegeben. Fest steht nur: Sämtliche Summen wird der Betreiber selbst stemmen.

Allerdings kommt die Idee bei weitem nicht bei allen so gut an. Der Grieser Stadtviertelrat Rudi Benedikter verschickte gestern eine Mitteilung, in der er den Stadtrat darum bittet, das Riesenrad zu verhindern: „Ich hoffe, ihr könnt diesen Schmarrn unterbinden!“

Benedikter betont, dass es nicht um das Riesenrad an sich gehe, viel mehr sei die Idee „ein Symptom einer verkehrten Tourismus- und Verkehrspolitik in unserer Stadt“. Die Stadt habe ein klares Motto „Mehr Attraktionen, mehr Touristen, mehr Verkehr, mehr Geschäft.“

Bozen laufe Gefahr, von Touristen förmlich überschwemmt zu werden. Dabei sei das Riesenrad eine „überflüssige, phantasielose Jahrmarktsattraktion“. Es fehle an Authentizität und Originalität.

An Stelle solcher „Schnapsideen“solle die Stadtverwaltung endlich die notorisch kritischen Aspekte beim Weihnachtsmarkt in den Griff kriegen, die in der WIFO-Studie von 2017 ausgemacht wurden, schreibt Benedikter. Es fehle an Parkplätzen, Toiletten, Rahmenprogrammen und Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, heißt es in der Studie.

Dem Protest Benedikters schließen sich viele Leute an, aber es gibt auch einige Bürger, die vom Projekt überzeugt sind. So auch Bozens hds-Präsident Simone Buratti. Auch sein Verband finde die Idee überzeugend.

„Es wird damit eine neue Attraktion geschaffen. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man die Attraktivität der Stadt steigern will“, sagt Buratti. Die Kritik am Riesenrad versteht der Unternehmer nicht: „In den letzten Jahren wurde immer wieder kritisiert, dass der Christkindl-Markt zu wenig innovativ ist. Jetzt wird etwas Neues gemacht und man ist wieder nicht einverstanden. Aber es gibt bei jeden Projekt Kritiker.“

Das Riesenrad sei auch nicht zu spektakulär, meint der hds-Präsident. Viel mehr sei es eine wohl überlegte Marketinginitiative, denn Riesenräder seien auch anderswo sehr erfolgreich.

Ob das Riesenrad gebaut wird, steht allerdings noch nicht fest. Zuerst müssen noch die technischen Gegebenheiten überprüft werden.

Die Dienststellenkonferenz, in der Gemeindeinterne und externe Techniker sitzen, habe bereits zu einem früheren Zeitpunkt ein Gutachten erstellt, berichtet Vize-Bürgermeister Christoph Baur. „Dieses fiel aber negativ aus. Im Zuge des Benko-Projektes wurden aber kürzlich Bäume im Bahnhofspark entfernt, wodurch ein Bau wieder möglich wäre“, so Baur. Daher wurde am Dienstag erneut ein Lokalaugenschein durchgeführt und eine Neubewertung vorgenommen.

Der Stadtrat sei grundsätzlich für das Riesenrad, könne seine Zustimmung aber nur dann geben, wenn das Gutachten der Dienststellenkonferenz positiv sei.

Gestern verkündete die Dienststellenkonferenz ihre Entscheidung – oder besser gesagt: sie vertagte die Entscheidung. Denn auch in der Konferenz gingen die Meinungen auseinander (es handelt sich um eine rein technische Bewertung). Da aber letztendlich niemand die Verantwortung übernehmen wollte, entschieden die Techniker auf Nummer sicher zu gehen. Denn beim Vorhaben gibt es ein großes Problem: Normalerweise werden Riesenräder auf festem Untergrund – beispielsweise auf Platten – gebaut. Im Bahnhofspark ist dieser Untergrund nicht vorhanden und kann auch nicht auf die Schnelle gebaut werden. Das Riesenrad könnte also im schlimmsten Fall versinken.

In den kommenden Tagen wird ein spezielles Verfahren angewendet, bei dem festgestellt werden soll, ob der Untergrund stabil genug ist. Dabei wird der Boden durchleuchtet. Wenn der Grund des Bozner Bahnhofparks dicht genug ist, wird das Riesenrad gebaut. Bis Freitag soll die Entscheidung endgültig stehen.

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Kommentare (11)

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  • saustall_kritiker

    Also was die Gemeinde Bozen in den letzten Wochen an Unsinn verzapft hat, geht wirklich auf keine Kuhhaut mehr. Jetzt will sie sogar noch ein Riesenrad genehmigen, um die unangenehmen Auswüchse des immer früher, jetzt mitten im Herbst startenden, Weihnachtsmarktes noch zu vergrößern. Äuf der einen Seite ist ihnen, den notorischen Autofahrern, der Flixbus in der Innenstadt ein Dorn im Auge und sie wollen dessen Haltestelle in die nachts unbelebte und nicht ungefährliche Industriezone verbannen. Auf der andern Seite dürfen die privaten Touristenbusse an jedem Wochenende im Advent und am 8. Dezember (das sind meist 9 Tage, wenn der 8. Dez. nicht grad am Wochenende ist wie heuer) den – wie sie sagen – öffentlichen Busbahnhof den ganzen Tag über komplett besetzen und die Linienbusse des Nahverkehrs in die benachbarten Seitenstraßen verdrängen, wo sie die Fahrgäste dann mit Mühe suchen müssen. Eine sehr seltsame Einstellung zu „öffentlichem Gut“ muss ich schon sagen. Kein Wunder, dass viele Leute von SVP, PD und Konsorten abgesprungen sind, wenn deren Vertreter solchen Unsinn verzapfen….

  • guyfawkes

    @ Markus Rufin

    „Überall sind Riesenräder ein Erfolg.“

    Eine gewagte Aussage.
    Können Sie diese belegen?
    Gibt es also keine Riesenräder die nicht erfolgreich sind? Warum steht dann nicht „überall“ eines?

    • esmeralda

      Ich kenne eine Stadt in der Schweiz, wo das alljährlich aufgestellte Riesenrad ein großer Erfolg ist. Bin selbst schon damit gefahren. Sehr schön, die Stadt mal von oben zu sehen. Ich finds gar nicht so übel. Es macht wirklich überhaupt keinen Lärm, man schwebt leise und besinnlich über den Dächern. Da sind die meisten Standln mit ihrem Tand und Kitsch schlimmer.

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