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Der Flixbus-Streit

Die Entscheidung des Bozner Stadtrats, die Fernbus-Haltestelle nach Bozen für Süd zu verlegen, muss möglicherweise zurückgenommen werden. Aus juristischen Gründen.

Von Thomas Vikoler

Roberto Calise, Pressesprecher von Flixbus Italia, will kein Porzellan zerschlagen: „Wir sehen die Entscheidung der Gemeinde sehr skeptisch, wollen aber mit ihr Verhandlungen führen. Schließlich geht es für uns um einen wichtigen Standort, die Linie München-Bozen ist eine der am meisten genutzten“.

Nicht nur zur Überraschung der internationalen Fernbuslinie Flixbus, hat der Bozner Stadtrat am Montag entschieden, die derzeitige Haltestelle für Fernbusse beim Parkhaus Bozen-Mitte in eine Seitenstraße der Buozzistraße zu verlegen. Genauer: An einen gemeindeeigenen Parkplatz bei der Bozner Messe, direkt an der Haltestelle der Zuglinie Bozen-Meran.

Im Stadtzentrum habe man keinen geeigneten Alternativ-Standort zum aktuellen gefunden, begründete Bürgermeister Renzo Caramaschi die Entscheidung.

Diese sorgt nicht nur bei Flixbus Italia für Verwunderung: „Sehr sonderbar, eigentlich war die Diskussion zu dieser Frage erst im Gange“, kommentiert Stephan Konder (SVP), der Vorsitzende der Mobilitätskommission. Für 7. November ist die nächste Kommissionsitzung angesetzt, auf der nochmal über eine mögliche Nutzung des neuen Busbahnhofs am Zugbahnhof-Areal hätte gesprochen werden sollen. Doch diese Option ist vom Stadtrat vom Tisch: Im neuen Busbahnhof sei für Fernbusse kein Platz, betont Verkehrsstadträtin Maria Laura Lorenzini (Grüne) wiederholt.

Die Fünf-Sterne-Bewegung kritisiert die Standort-Entscheidung des Gemeinderats heftig: „Das ist eine denkbar schlechte Lösung. Warum müssen die zahlreichen Fahrgäste an einem wenig einladenden und wenig sicheren Ort auf den Fernbus warten?“, fragt Gemeinderätin Maria Teresa Fortini. Dies gelte vor allem für die Nacht: Von den 60 Fernbussen, die Bozen täglich ansteuern, kommen ein Drittel zwischen 20.00 und 6.00 Uhr an.

Die Gemeindeverwaltung hat hierfür einen eigenen Shuttle-Service in Aussicht gestellt (bei Tag wäre die Haltestelle in der Buozzistraße über den Meraner Zug und zwei Buslinien erreichbar), dieser würde aber erhebliche Kosten verursachen.

Darauf weist Luca Micaletta hin, der über eine Internet-Petition über 1.200 Unterschriften gegen die Aussiedlungspläne der Gemeinde gesammelt hat. „Wie es aussieht, hat die Gemeinde nicht alles getan, um einen zentraleren Standort zu finden“, kritisiert der Fernbus-Aktivist.

Bemerkenswerterweise hat die Stadtregierung bisher den Kontakt mit Flixbus und den übrigen Fernbus-Anbieter nicht gesucht. Am 9. November soll nun – bei bereits getroffener Entscheidung – ein Treffen von Bürgermeister und Verkehrsstadträtin mit ihnen stattfinden.

Dabei dürften auch juristische Fragen zur Sprache kommen, die bisher von der Gemeinde bedacht wurden: Etwa ein Rundschreiben der Transportbehörde ART vom Mai, wonach Fernbusse dasselbe Recht auf eine zentrale Haltestelle haben wie konzessionierte Busdienste. Wenn nachgewiesen werden kann, dass auf den offiziellen Bahnhöfen kein Platz für Fernbusse ist, müsste laut Rundschreiben für diese ein „gleichwertiger Ersatz“ gefunden werden. Außerdem hat auch das Transportministerium bei der Festlegung der Fernbus-Haltestelle ein Wörtchen mitzureden.

Nicht nur bei Flixbus hofft man, dass die Gemeinde Bozen ihre Standort-Entscheidung revidieren muss.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (16)

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  • saustall_kritiker

    Dieser Herr Andreas ist wohl kaum einmal mit einem öffentlichen Verkehrsmittel Richtung Norden etwa nach München gefahren, sonst würde er nicht einen solchen Unsinn schreiben. Denn solange der Zug keine brauchbare Alternative bietet, muss man den Flixbus akzeptieren und nicht nach Bozen Süd verbannen, wie es einige Pseudogrüne in der Gemeinde Bozen möchten, sich dabei aber sicher nicht durchsetzen werden. Hier geht es nicht um Sparfüchse, sondern schlicht und einfach um brauchbare Verbindungen.
    Während Richtung Süden der Zug im Fernverkehr mittlerweile gute Verbindungen anbietet (und das ist Trenitalia und Italo, nicht etwa einigen hiesigen Pseudomobilitätsexperten zuzuschreiben), fährt, ich erinnere zum x-ten Mal daran, der erste Zug von Bozen nach München um 10.34 Uhr in Bozen ab. Das ist kein brauchbares Angebot für jemand, der nach München fahren will, ganz abgesehen von der Preisdiskussion. Und auch die Durchsicht des neuen bereits im Internet veröffentlichten Fahrplans ergibt nichts neues. Die erste Zugverbindung am Morgen von Bozen nach München bleibt auch nach dem 9. Dezember weiterhin um 10.34 Uhr ab Bozen. Da ist halt Flixbus eingesprungen und hat Verbindungen bereits um 6 in der Früh angeboten.
    Also gilt: Bevor man groß redet, aber nichts zuweg bringt, muss man den Flixbus im Zentrum belassen. Erst dann bitte das Maul aufmachen, wenn beim Zug endlich mal was in Bewegung kommt in Sachen bessere Fernverbindungen Richtung Norden.
    Und der Lorenzini habe ich lange schon abgesprochen, eine wrikliche weitsichtige Grüne zu sein. Zum Glück wird sie diesmal nicht durchkommen 🙂 🙂 .

  • saustall_kritiker

    Auch in die umgekehrte Richtung ist es nicht anders: Der letzte direkte Zug, der von München nach Bozen fährt, startet in München um 15.34 Uhr… schlichtweg ein Skandal. Während die Verbindungen von München bis Innsbruck auch danach am späten Nachmittag noch gut sind, hat man von Innsbruck Richtung Süden alles getan, um dem Flixbus eine Chance zu geben 🙂 🙂 : Der bietet dann eben halt auch noch gute Verbindungen am Abend an…. aber da müsste Frau Lorenzini halt mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren statt mit dem eigenen Auto… dann würde sie draufkommen. Ähnliches gilt wohl auch für diesen Herrn Andreas…

  • andreas

    @saustall_kritiker
    Du hast das Argument ja gar nicht verstanden, also spar dir deine persönlichen Anmerkungen.
    Solche Saftladen wie Flixbus, Uber, Aribnb, usw. gehen auf Kosten der Allgemeinheit, nur interessieren halt die meisten anscheinend nur die eigenen Vorteile.

    Auf so etwas Dämliches wie die Kosten zu sozialisieren, um den Privaten mit Preisdumping Gewinne zu ermöglichen, finden wohl auch nur Leute wie du gut, wobei ich nicht annehme, dass du das überhaupt verstanden hast.

  • saustall_kritiker

    Es ist halt nun mal so: „Saftläden“, wie du sie nennst (und wovon ich gar nicht so überzeugt bin) kriegen dann eine Chance, wenn die öffentlichen oder halböffentlichen Einrichtungen wie Bahn, Länder, Euregio…. usw. alle versagen. Willst du „Saftläden“ bekämpfen, geht es nur, indem die Bahn oder sonstwer ein vergleichbares Angebot bietet, also Fahrten zu Uhrzeiten, die brauchbar sind. Mit den derzeitigen Bahnverbindungen komme ich frühestens am Nachmittag in München an und muss nach einer Stunde wieder zurückfahren. Daher sind die Tagesrandverbindungen von Flixbus so voll ausgelastet.
    Ein Beispiel, wo man die Ignoranz unserer öffentlichen und halböffentlichen Fahrplan-Strategen besonders gut sieht und wo sich Flixbus vermutlich besonders freuen wird:
    Von München gibt es für alle jene, die dort was zu erledigen haben oder arbeiten müssen, um 19.13 Uhr einen Eurocity nach Innsbruck, der dort um 21.18 ankommt. Die von unserer Politik groß hinausposaunte Tagesrandverbindung mit Euregio-Symbol, startet von Innsbruck aber genau eine Viertelstunde früher Richtung Bozen, damit es ja zu keinem Anschluss kommt (als täten sie es zufleiß)….. Über sowas Dummes schütteln die Reisenden dann halt den Kopf und steigen auf die „Saftläden“ über, die halt intelligenter sind als die anderen…. leider.
    In Südtirol hat die Politik dummerweise jahrelang die ganze Energie auf den Flughafen konzentriert und die Erreichbarkeit mit der Bahn Richtung Norden sträflich vernachlässigt… Eine Chance eben für die „Saftläden“ und die Reisenden sind zufrieden… auch mangels Alternativen….
    In erster Linie braucht der Reisende ein brauchbares Angebot (siehe die genannten Beispiele)… Saftladen hin oder her…

  • saustall_kritiker

    Pardon, 19.34 fährt der EC in München ab….

  • andreas

    @saustall_kritiker
    Ich bestreite ja nicht, dass Flixbus einen ausgezeichneten Service zu Dumpingpreisen bietet, nur nutzen sie halt dafür die von der Allgemeinheit bezahlte Infrastruktur und machen damit den öffentlichen Verkehrsmitteln Bus und Bahn Konkurrenz.
    Deren Kundenanzahl sinkt noch weiter und die Subventionen je Passagier werden noch höher.
    Private müssen halt nicht jedes Kuhdorf anfahren und können sich so die Strecken raussuchen, welche rentabel sind.

    Das wär so als würde ein neuer Dienstleister für Briefe in Südtirol einsteigen, nur Bozen mit Niedrigpreisen bedienen und um die Dörfer, wo die Menge einfach zu klein ist um Geld zu verdienen, kann sich die italienische Post kümmern.

  • saustall_kritiker

    @Andreas: Es geht hier um den Fernverkehr, nicht um den Nahverkehr: Der Fernzug (Eurocity) fährt auch kein Kuhdorf an, sondern nur die großen Orte wie Brixen und Bozen. Im Vergleich fährt der Flixbus eh mehr Orte an als der Fernzug, z. B. Klausen und Sterzing. Die Anbindung an den Fernverkehr besorgt wie überall in Europa dann der Nahverkehr: Das ist beim Zug so und beim Bus auch. Der Nahverkehr funktioniert in Südtirol ja einigermaßen gut, sieht man von den Abendstunden ab, wo nach 19 Uhr meist kaum noch Nahverkehrsverbindungen in die Dörfer funktionieren.
    Verglichen mit der Bahn geht es also nicht um eine unterschiedliche Zahl von Haltestellen, sondern eben um die Gestaltung der Fahrpläne, die vor allem im Fernverkehr Richtung Norden bei der Bahn stark zu wünschen übrig lassen, sodass die Reisenden eben auch gezwungenermaßen zum Flixbus übergelaufen sind (siehe eben Beispiele oben). Für mich wäre auch akzeptabel, wenn Flixbus für die Benutzung des Busbahnhofs in Bozen einen zu definierenden Beitrag leisten würde. Im 21. Jahrhundert brauchen die Fahrgäste aber einen brauchbaren Service und der ist im Fernverkehr Richtung Norden bei der Bahn seit Jahren gleich schlecht. Und eine Verbesserung habe ich auch beim neuen Fahrplan ab 9. Dezember nicht gesehen.

    • andreas

      Dann sind wir uns schon mal darin einig, dass sie sich an den Infrastrukturkosten beteiligen sollen.

      Südtiroler Busunternehmer wollten ja einen Service Südtirol/Flughafen MUC aufbauen, nur hat Flixbus mit mehr oder weniger zweifelhaften Methoden die internationale Konkurrenz ausgeschaltet, nicht mal die Deutsche Bahn mit ihren Fernbussen konnte mithalten.

      Die Konzentration auf einige wenige Anbieter wie Flixbus, Amazon, Uber, Airbnb, usw., welche durch ihre Größe jeden anderen Anbieter problemlos in den Ruin treiben können und teilweise Gesetze recht flexibel interpretieren, wird noch zu einem größeren Problem werden, wenn es gar keine Alternativen mehr zu ihnen gibt.

      Ich halte es deswegen für absurd, einem Unternehmen wie Flixbus eine mit Steuern finanzierte Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre Dumpingpreise und -löhne weiter halten können.

  • saustall_kritiker

    Gerade aber Flixbus arbeitet überall mit lokalen Busunternehmern zusammen, auch hier in Südtirol: Wer oft nach München fährt wie ich, kennt sie: Silbernagl aus Kastelruth, Martin Reisen aus Lana, um nur zwei zu nennen. Auch Dibiasi aus Kurtatsch fährt mit Flixbussen durch die Gegend: Der benutzt sie sogar zusätzlich für den Personennahverkehr, da er ansonsten wohl zu wenig Busse hätte, um die Unteraufträge der SAD zu erfüllen, mit welchen er seit dem Einstieg Gatterers in die SAD überhäuft wurde….
    Der Service Bozen – Flughafen München wird von Flixbus nicht sehr stark berührt: Es gibt nur ganz wenige Fahrten, die von Bozen nach München ZOB und dann weiter zum Flughafen fahren. Aber die große Menge der Fahrgäste ist jene, die München ZOB anfahren (ZOB ist der zentrale Omnibusbahnhof, 10 min zu Fuß vom Münchner Hauptbahnhof). Nur eine Minderheit, so erzählen mir die Busfahrer (auch jene, welche den immer noch existierenden Kleinbusdienst zum Flughafen fahren), haben den Flughafen als Ziel.

  • saustall_kritiker

    Eigentlich möchte ich schon verstehen, warum beim Flixbus einige von Kostenbeteiligung für die Benutzung des Bozner Busbahnhofs sprechen. Denn ich frage mich: Wieviel beteiligen sich die Touristenbusse, welche jedes Adventwochenende, also an 9 Tagen (wenn der 8. Dezember nicht gerade auf einen Samstag oder Sonntag fällt) jeweils DEN GANZEN TAG über und ZUR GÄNZE den Bozner Busbahnhof besetzen, sodass die Linienbusse sogar in den Seitenstraßen abfahren müssen, wohin sie abgedrängt werden dürfen, und dort von den Bürgern oft nicht sofort gefunden werden. Der Flixbus verdrängt keinen Linienbus in eine Seitenstraße… auf so freche Art wie die Touristenbusse des Bozner Weihnachtsmarkts. Mir graust vor solchen Scheinargumenten wenig kompetenter Politiker und deren Taschenträger.

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