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Die deutschen Lega-Wähler

Das gab es noch nie: Deutschsprachige Südtiroler wählten in auffallend großer Anzahl eine italienische Rechtspartei. In über 30 Gemeinden übersteigt das Lega-Ergebnis den italienischen Einwohner-Anteil deutlich.

von Heinrich Schwarz

Deutschsprachige Südtiroler haben bei den Landtagswahlen in überraschend großer Anzahl die Lega gewählt. Also eine italienische und nationale Rechtspartei (die zwar einige wenige deutschsprachige Kandidaten hatte, aber nicht als interethnische Partei wahrgenommen wird). Das hat es noch nie gegeben.

Die deutschen Rechtsparteien befürchten, dass selbst Südtirol-Patrioten der Lega ihre Stimme gegeben haben. Sicher ist: Viele ausländerkritische Südtiroler sind von den Freiheitlichen und der Süd-Tiroler Freiheit zur Lega gewechselt. Der einfache Grund: Matteo Salvini.

In den Städten und größeren Gemeinden, wo viele Italiener leben, ist es schwierig zu analysieren, in welchem Ausmaß die deutschsprachige Bevölkerung Lega gewählt hat. In peripheren Gemeinden mit einem Mini-Italiener-Anteil wird aber deutlich, dass die Lega unerwartet großen Zuspruch erfuhr.

Die TAGESZEITUNG hat den Anteil der italienischen Einwohner in den Südtiroler Gemeinden mit dem Lega-Ergebnis verglichen. Zu betonen ist, dass die prozentuelle Verteilung der Sprachgruppen auf die Volkszählung von 2011 zurückgeht. Der Italiener-Anteil in den einzelnen Gemeinden kann sich seither also geändert haben – nach unten oder nach oben.

Interessant ist etwa der Blick auf Kastelruth, wo Matteo Salvini wenige Tage vor der Wahl seinen großen Auftritt beim Spatzenfest hatte: 3,7 Prozent der Kastelruther gehören der italienischen Sprachgruppe an – und die Lega erhielt vier Prozent der Stimmen. Allerdings sind auch 15 Prozent der Kastelruther Ladiner, sodass sicher auch von dieser Sprachgruppe viele Lega-Stimmen kommen.

Kastelruth ist also kein Paradebeispiel für „deutsche Lega-Gemeinden“.

Solche gibt es jedoch genügend andere. In vielen Gemeinden mit einem geringen Italiener-Anteil hat die Lega im Verhältnis dazu etwas mehr Stimmen erhalten. Unter anderem in Gais, Hafling, Kiens, Laas, Moos in Passeier, Schnals und Sand in Taufers. In vielen anderen Gemeinden übersteigt das Lega-Ergebnis den Italiener-Anteil aber deutlich.

Die TAGESZEITUNG hat 33 dieser Gemeinden herausgesucht (siehe Grafik). Ein krasses Beispiel: In Martell lebt – zumindest war es im Jahr 2011 so – kein einziger Italiener. Die Lega hat aber 2,1 Prozent der Stimmen erhalten. Das sind im kleinen Martell zwar nur zehn Stimmen, aber die Süd-Tiroler Freiheit hat nur doppelt so viele erhalten, die Grünen sogar eine Stimme weniger.

Weitere Gemeinden mit einem auffallenden Italiener-Lega-Verhältnis: In Prags entfielen bei 0,6 Prozent Italiener-Anteil 3,6 Prozent der Stimmen auf die Lega. In Terenten sind es 0,5 zu 2,3 Prozent, in Ulten 0,5 zu 2,2 Prozent, in St. Martin in Passeier 0,9 zu 2,7 Prozent, in Lüsen 1,4 zu 4,6 Prozent, in Plaus 2,4 zu 5,3 Prozent, in Stilfs 1,5 zu 3,8 Prozent, in Vintl 1,3 zu 3,2 Prozent, in St. Pankraz 1,0 zu 2,9 Prozent, in Tisens 2,0 zu 4,5 Prozent, in Villanders 1,2 zu 2,6 Prozent und in St. Felix 1,1 zu 3,1 Prozent.

Insgesamt gab es bei der letzten Volkszählung 34 Gemeinden mit einem Italiener-Anteil von unter zwei Prozent, aber nur in halb so vielen Gemeinden ist die Lega unter zwei Prozent.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (48)

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  • erich

    Diese Wahl hat gezeigt, dass unabhängig von dem was Politiker vorgeben, links ist meistens gut und rechts immer schlecht, der Wähler in erster Linie die Sache sieht und nicht die Ideologie. Es ist wohl ein gutes Zeichen vom Zusammenleben, Italiener haben schon lange deutsche Parteien gewählt, wieso sollen Südtiroler nicht italienische Parteien wählen. Die SVP ist zur Zeit leider ein führungsloser Wagen.

  • andreas

    @Redaktion
    einereiner schreibt, dass man Menschen wie Schweine abschlachten soll und das lässt ihr stehen und meinen Kommentar löscht ihr?
    Hat heute ein Kamerad Dienst?

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