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„Ein Niedrigpreisjahr“

Die Erntesaison in Südtirol neigt sich dem Ende zu. Die Obstversteigerungen in Südtirol und die VOG ziehen eine erste Bilanz – mit gemischten Gefühlen.

von Lisi Lang

Im Sommer wurde europaweit eine Rekordernte prophezeit: So viele Tonnen Äpfel wie noch nie sollen heuer geerntet werden. 12,6 Millionen Tonnen, so die Prognose für die EU-28-Länder im Sommer. Das wäre ein neuer historischer Rekord.

Bei so einer riesigen Menge gibt es aber auch Nachteile, vor allem was den Preis betrifft, da sich dieser aus dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ergibt. Viele Landwirte in Südtirol zeigen sich nicht besonders glücklich über die heurigen Preise des Herbstverkaufs. „Wir haben unseren Landwirten schon von vornherein gesagt, dass der Markt heuer schwierig ist und die Preise dementsprechend niedrig sein werden, aber ich muss jetzt rückblickend sagen, dass die Preise nicht ganz so tief waren, wie wir es erwartet hatten“, erklärt Markus Tscholl, Versteigerungsleiter in Vilpian. Während man einige Sorten gar besser verkaufen konnte als angenommen, hatte man vor allem jetzt bei den späteren Sorten wie Granny und Braeburn größere Schwierigkeiten. „2017 war die Ernte relativ klein und daher war der Markt im August und September relativ aufnahmefähig“, erläutert Tscholl, „jetzt hat sich der Markt aber gefüllt und daher mussten die Preise nach unten korrigiert werden.“ Für die Landwirte sei dies sicher ein schwieriges Jahr gewesen, so Tscholl – „es war ein Niedrigpreisjahr“.

Im Unterland sieht die Situation ähnlich aus. „Die Nachfrage war verhalten. Mit einigen Sorten bin ich zufrieden, mit anderen wiederum nicht“, blickt Johannes Oberrauch auf die Saison zurück. Mit einem kompletten Markteinbruch hätte der Versteigerungsleiter aber bereits viel früher gerechnet: „Der Markt ist bisher eigentlich noch nicht so richtig zusammengebrochen“, so Oberrauch. Die Vorhersagen seien katastrophal gewesen, man sei aber mit einem blauen Auge davon gekommen.

„Die Sorte Braeburn war sehr problematisch – diese Sorte wird Großteils nach Deutschland geliefert und da dort der Markt voll ist, ist der Braeburn schon fast unverkäuflich und der Preis wird wahrscheinlich nicht die Produktionskosten decken“, erklärt Johannes Oberrauch. „Es werden schwierige Jahre auf uns zukommen – vor allem da die Mengen einfach hoch sind“, blickt Oberrauch in die Zukunft.

Während die Versteigerungen in Südtirol den Herbstverkauf bedient haben, sprich angelieferte Ware direkt verkauft wird, werden die Äpfel bei den Genossenschaften erst einmal eingelagert. „Nachdem in ganz Europa sehr viele Äpfel geerntet wurden, war die Nachfrage im Herbstverkauf sehr ruhig“, weiß Georg Kössler, Obmann der VOG. Die Nachfrage sei sogar deutlich ruhiger gewesen, so Kössler, als man es sich erwartet hatte. „Wir arbeiten zurzeit in allen Betrieben, aber wir liegen weit hinter unseren Erwartungen zurück“, erklärt der VOG-Obmann. „Wir gehen davon aus, dass wenn unsere traditionellen Märkte die Eigenproduktion ein Stück weit aufgebraucht haben, wir dann auch diese Märkte bedienen können.“

Diese Ausganglage wirke sich natürlich auf die Preise aus: „Wir haben die Strukturen und Kapazitäten, die es uns erlauben, auch erst im neuen Jahr unseren Kunden Äpfel guter Qualität anzubieten“, hofft Kössler auf eine Besserung der Marktsituation.

In Südtirol ist die Ernte insgesamt geringer ausgefallen als in einem Normaljahr. „Wir haben die Mengen, die für Südtirol geschätzt wurden, deutlich nicht erreicht“, unterstreicht der VOG-Obmann.

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