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Der Gesponserte

Als Event-Dienstleister hat Alex Ploner in den vergangenen neun Jahren 2,8 Millionen Euro an öffentlichen Beiträgen kassiert. Spuckt er als Kandidat im Team Köllensperger in den Teller, aus dem er gegessen hat?

von Artur Oberhofer

Alex Ploner hat einen Plan. Sollte er den Sprung in den Südtiroler Landtag schaffen, dann will er „für die Abschaffung sämtlicher Privilegien“ kämpfen. Südtirol sei ein wohlhabendes Land, aber – so der Kandidat des Teams Köllensperger – „immer mehr Menschen können am Kuchen nicht mehr mitnaschen.“

Bis vor wenigen Wochen gehörte Alex Ploner selbst zu jenen Privilegierten in Südtirol, die sehr wohl am Kuchen mitnaschen konnten. Ob für sein Projekt International Mountain Summit (IMS) in Brixen oder für den Verein „Trendy Bar“: Immer bekam Alex Ploner öffentliche Zuwendungen, und zwar in einer Höhe, von der andere Veranstalter oder Event-Dienstleister in Südtirol nur träumen können.

Die nackten Zahlen:

Für den IMS in Brixen bekamen Ploner & Co. seit 2009 rund 2,7 Millionen Euro. Für den Verein „Trendy Bar“, der inzwischen – aus Geldmangel – seine Tätigkeit einstellen musste, hat Ploner ebenfalls über 100.000 Euro an öffentlichen Zuwendungen bekommen (siehe dazu auch die Info-Grafiken).

Der Umstand, dass Alex Ploner, der in der Vergangenheit stets die Nähe zur Macht, sprich: zur SVP gesucht hatte, nun für das Team Köllensperger für den Südtiroler Landtag kandidiert, sorgt hinter den Kulissen für böses Blut.

TAGESZEITUNG Online: Herr Ploner, spucken Sie in den Teller, aus dem Sie zehn Jahre lang gegessen haben?

Alex Ploner: Nein, absolut Nein!

Sie haben für den IMS in Brixen und für den Verein „Trendy Bar“ über 2,8 Millionen Euro an öffentlichen Zuwendungen bekommen …

Die „Trendy Bar“ hat mit mir nichts zu tun, das war ein eigener Verein. Ich habe nicht einmal im Vorstand gesessen.

Sie haben mit dem Verein „Trendy Bar“ nichts zu tun?

Ich habe den Verein koordiniert, aber immer nur ehrenamtlich. Außerdem habe ich 15.000 Euro von meinem Geld in den Verein hineingespuckt. Diese 15.000 Euro habe ich nie verrechnet. Nicht einmal Fahrtspesen. Dasselbe gilt für den IMS …

Sie haben nie Geld bekommen für Ihre Arbeit beim IMS?

Nein.

Nie?

Einmal habe ich Fahrtspesen verrechnet. Das war ein reiner Spesenersatz.

Sie haben also um Gottes Lohn für den IMS gearbeitet?

Richtig! Auch Alt-LH Luis Durnwalder hat das nicht glauben wollen. Aber es war so! Ich habe nichts verdient. Wir sind ein ehrenamtlicher Verein ohne Gewinnabsichten mit einem ganz klaren Statut. Es gibt eine Vereinbarung mit der Gemeinde Brixen, in der festgeschrieben ist, dass wir an keinem Unternehmen beteiligt sein dürfen, das dem ISM zuliefert. Wir wurden auch immer kontrolliert. Es mag unglaublich klingen, aber es ist wahr: Wir verdienen beim IMS nix!

Nun könnten andere Event-Macher sagen: Mit 2,8 Millionen Euro an öffentlichen Beiträgen ist es nicht schwer, etwas Cooles auf die Beine zu stellen …

Wir hatten die Idee für diese Großveranstaltung. Die Entscheidungsträger in der Politik haben gesagt: Das ist ein tolles Projekt …

Bleibt immer noch die Optik, dass Sie für das IMS-Projekt verdammt viel Geld von der öffentlichen Hand bekommen haben …

Das ist relativ! Beim IMS kommt man im Schnitt auf 275.000 Euro an Beiträgen pro Jahre. Das Bergfestival in Trient bekommt 800.000 pro Jahr!

Der Verein „Trendy Bar“ hat über 100.000 Euro kassiert. Von so viel Geld können andere Vereine in Südtirol nur träumen …

Ich war von dem Projekt überzeugt, aber wir mussten es aufgeben, weil es nicht mehr finanzierbar war …

Beim Land heißt es, Sie hätten noch mehr Geld gewollt …

Für so ein Projekt braucht es 40.000 bis 50.000 Euro pro Jahr, weil auch das Personal bezahlt werden muss. Und es ist schon interessant: Im Verein „Trendy“ hat ein gewisser Philipp Achammer als Vizepräsident gesessen, und der SVP-Bürgermeister von Gais, Christian Gartner, war der Präsident.

Sie wollen damit sagen: Deswegen hat der Verein so viel Geld vom Land bekommen?

Das waren legitime Beiträge …

... die Sie auch deswegen bekommen haben, weil Sie mit der SVP bzw. dem System gut vernetzt waren …

Schauen Sie: Mir ist bewusst, dass die SVP bei dieser Geschichte im Hintergrund schürt. Man will mich befetzen! Deswegen ziehen sie jetzt diese Geschichten heraus. Es ist das einzige, was sie gegen mich haben. Mir ist es aber immer um die Sache gegangen. Sonst hätte ich am Ende beim Verein „Trendy Bar“ nicht Rechnungen aus meiner privaten Brieftasche bezahlt.

Bleibt der Umstand, dass Sie viel bewegt haben – aber immer nur mit öffentlichen Geldern.

Ich habe keinen einzigen Cent eingestrichen.

Wenn Sie den Sprung in den Landtag schaffen, werden Sie dafür eintreten, dass die öffentliche Hand so großzügig ist, wie Sie mit Ihnen war?

Ich kenne das System Südtirol: Ich werde künftig keine Chance mehr haben, solche Projekte zu machen. Man wird mich nicht mehr lassen …

weil Sie der SVP untreu geworden sind?

Ja, so funktioniert das System!

Nun sagen Sie selbst in einem Wahl-Video, dass der Kuchen in Südtirol immer kleiner werde und nicht mehr jeder mitnaschen könne.

Es ist tatsächlich schwierig, einem Rentner, der 600 Euro Pension bekommt, zu vermitteln, dass ein Verein 100.000 Euro bekommt. Für Leute, die nicht vom Metier sind, mag das unverständlich sein. Dennoch finde ich es schade, dass man mich jetzt befetzt. Denn gerade von unserer Leidenschaft für das IMS-Projekt haben alle profitiert. Nur wir nicht.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (24)

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  • erich

    Wieso spukt er ins eigene Teller? Kommt das Geld von der SVP?

  • andreas

    Wenn eigens Gesetze geändert werden, um einem privaten Unternehmen, welches Gewinne schreibt, über 3 Millionen für „Kultur“ zukommen zu lassen, sollte sich die SVP bei Kritik zu diesem Thema etwas zurückhalten.
    Nebenbei sollte Ploner die Gelder eigentlich nach nachvollziehbare Kriterien erhalten haben, welche für alle gelten.
    Wäre es nicht so, hätte das Amt, welches die Gelder verteilt hat, willkürlich gehandelt, was dann vielleicht ein Fall für den Rechnungshof wäre.

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