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„Erstklassiger Manager“

Die Landesregierung hat Florian Zerzer zum neuen Sanitäts-Generaldirektor ernannt. Der Nachfolger von Thomas Schael soll unter anderem das Problem mit den langen Wartezeiten in den Griff bekommen.

von Matthias Kofler 

Die Landesregierung hat gestern, wie erwartet, Florian Zerzer zum neuen Generaldirektor des Sanitätsbetriebs ernannt. Der Vorschlag von Gesundheitslandesrätin Martha Stocker, den 53-jährigen Vinschger Wirtschaftsinformatiker zum Spitzenbeamten im Sanitätsbetriebs zu befördern, wurde einstimmig gutgeheißen.

Das Verzeichnis der für die Chefposition im Gesundheitswesen geeigneten Führungskräfte umfasst drei Personen: die Direktorin des Gesundheitsbezirks Meran, Irene Pechlaner, den bisherigen Generaldirektor Thomas Schael und Florian Zerzer, derzeit Direktor im Ressort Raumentwicklung, Umwelt und Energie und zuvor Ressortdirektor für Familie, Gesundheit und Soziales. Eine Fachkommission hatte unlängst die Profile der drei Kandidaten überprüft und Florian Zerzer für den Chefposten im Sanitätsbetrieb vorgeschlagen.

Der bisherige Ressortdirektor wird sein neues Amt am 15. Oktober antreten. Da die interimistische Amtszeit von Thomas Lanthaler vom Gesetz her am 10. Oktober enden muss, ist der Betrieb fünf Tage lang führungslos. Schaels Arbeitsvertrag sieht eine Reihe von Verpflichtungen vor, die unter anderem auch den Abbau der langen Wartezeiten betreffen.

„Der Abbau der Wartezeiten bleibt ein großes Ziel, wenngleich wir schon jetzt als einzige Region in Europa die Möglichkeit vorsehen, dass Patienten auf private Ärzte ausweichen und sich die Kosten rückerstatten lassen können, wenn die Wartezeiten die 60-Tage-Obergrenze überschreiten“, erklärt Martha Stocker. Dass das Problem mit den langen Wartezeiten in dieser Legislaturperiode zugenommen hat, führt die Gesundheitslandesrätin auf eine „Reihe von Unwägbarkeiten“ zurück, mit denen niemand gerechnet habe, etwa das Problem mit den Werkverträgen sowie die neue EU-Arbeitszeitregelung. „Wir werden nun die notwendigen Weichen stellen, um das Problem in den Griff zu bekommen“, erklärt Stocker.

Zerzers zukünftiges Gehalt beläuft sich auf 240.000 Euro brutto. Es wird ihm in zwölf Monatsraten ausbezahlt. Eine vorzeitige Auflösung des Arbeitsverhältnisses ist im Fünfjahresvertrag des neuen Generaldirektors nicht vorgesehen. Allerdings hat die Landesregierung (wie vom staatlichen Madia-Gesetz vorgesehen) die Möglichkeit, nach 24 Monaten die Leistungen Zerzers zu überprüfen und sie positiv oder negativ zu beurteilen. Bei dieser Überprüfung sollen die Kriterien Effizienz, Transparenz und Angemessenheit im Vordergrund stehen.

Zuletzt häuften sich Zweifel, ob Florian Zerzer überhaupt die gesetzlich notwendigen Voraussetzungen für den Posten erfülle. So meinte etwa der Landtagsabgeordnete Paul Köllensperger: „Zerzer fehlt eine der Grundvoraussetzungen für die Position des Geschäftsführers: es fehlt die Mindestdienstzeit, die in einer Führungsposition als Direktor einer komplexen Struktur erforderlich ist. Zerzer ist ein Mann der SVP und diese Ernennung ein weiteres Beispiel dafür, wie die Dinge in diesem Land von der Mehrheitspartei geregelt werden. Rekurse der ausgeschlossenen Kandidaten dürften vorprogrammiert sein.“

Laut Landesregierung sind die Zweifel unbegründet: Zerzer sei ein „erstklassiger Manager“, der als ehemaliger Direktor des Sanitätsressorts auch eine große Erfahrung im Gesundheitsbereich aufweise, unterstreicht Martha Stocker. Die Ernennung sei gemäß Landesgesetz erfolgt. „Die darin vorgesehene Fachkommission, die aus Spitzenjuristen besteht, hat festgestellt, dass Zerzer alle rechtlichen und fachlichen Voraussetzungen erfüllt“, erklärt Landeshauptmann Arno Kompatscher.

Dennoch hat Ex-General Thomas Schael bereits durchblicken lassen, dass er die Ernennung seines Nachfolgers gerichtlich anfechten will. Martha Stocker und Arno Kompatscher zeigen sich davon unbeeindruckt: Immerhin hatte Schael in seiner Zeit als Generaldirektor noch die gegenteilige Meinung vertreten und stets betont, dass in Südtirol ausschließlich die Landesbestimmungen gelten. „Interessant ist, wer jetzt alles als Stichwortgeber auftritt. Es sind Personen, die die Sachen heute so und morgen anders und übermorgen wieder anders sehen“, giftet die scheidende Gesundheitslandesrätin in Richtung ihres Ex-Generals.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (12)

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  • leser

    Welche leute ist die favhkommision, die solche gutachten ausstellen
    Dieselben supervoraussetzungen hat stocker dem schael damals in microfon gesagt obendrein noch einen 5 jahresvertrag ohne auflösumgsklausel
    Also ein versorgerposten für einen parteisoldaten mit millionärsgarantie

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