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Harald sieht rot

Der Lananer Bürgermeister Harald Stauder schüchtert kritische Bürger seiner Gemeinde neuerdings mit Strafanzeigen ein.

von Artur Oberhofer

Peter Gruber spart nicht mit Kritik:

„Anstatt die Ängste und Sorgen der Bürger ernst zu nehmen, schüchtert der Bürgermeister unbescholtene Bürger ein und zeigt sie sogar an“, so der Lananer STF-Gemeinderat.

Was ist geschehen?

Einige Bürger von Lana hatten sich in einer Facebook-Gruppe über die Untätigkeit der Ordnungskräfte in Bezug auf das Bettelphänomen im Dorf öffentlich beschwert.

Ein besorgter Lananer Bürger postete auf Facebook:

„… de (Ordnungshüter, Anm. d. R.) san schun um de Wege aber wahrscheinlich zu feige um zu handeln….“

„Ein völlig harmloser Kommentar“, wie Peter Gruber findet.

Nichtsdestotrotz sah Bürgermeister Harald Stauder rot! Er zitierte den Bürger, der den Kommentar gepostet hatte, zu sich in die Gemeindestube – in Anwesenheit der Ortspolizei.

In dem Gespräch – und unter Androhung einer Strafanzeige – wurde der Mann vom Bürgermeister angehalten, sich öffentlich zu entschuldigen.

Gesagt, getan.

Der Mann entschuldigte sich im Netz:

„Aufgrund mir zugetragener Informationen über das Bettelverbot entschuldige ich mich bei der Ortspolizei (…). Ich bin jetzt informiert, dass von ihrer Stelle aus im Rahmen des gesetzlich Möglichen alles gemacht wurde …“

Damit war die Sache aber nicht vom Tisch.

Ein anderer Bürger erlaubte sich nämlich, die öffentliche Entschuldigung auf Facebook wie folgt zu kommentieren:

„Keine Sorge, der … wurde vermutlich zu dieser Stellungnahme genötigt… wie halt immer, wenn jemand seine Meinung offen sagt, und sich dann bestimmte Leute in der Gemeindestube auf den Schlips getreten fühlen“.

Ebenfalls ein völlig harmloser Kommentar.

Peter Gruber

Dennoch rannte Bürgermeister Harald Stauer zu den Carabinieri und erstattete Strafanzeige gegen seinen Mitbürger wegen „übler Nachrede unter erschwerten Umständen“.

Pech für den Bürgermeister:

Der stellvertretende Oberstaatsanwalt am Landesgericht in Bozen, Axel Bisignano, hat am 3. September dieses Jahres die Archivierung des Verfahrens beantragt – weil „die Tat als besonders geringfügig zu betrachten“ sei.

Der Beschuldigte, so Bisignano, sei „nur etwas unvorsichtig bei der Wortwahl seiner Kritik“ gewesen.

Peter Gruber legt jetzt einen Scheit nach: Im konkreten Fall sei versucht worden, Opfer zu Tätern zu machen.

„Wenn Harald Stauder und die Ordnungskräfte so engagiert gegen die organisierten Bettelbanden vorgehen würden wie gegen kritische und besorgte Bürger, dann wäre das Problem bestimmt schon ein Stück weit gelöst“, so der STF-Gemeinderat gegenüber der TAGESZEITUNG.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (32)

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  • andreas

    Stauder, welcher eigentlich einer der besten Bürgermeister Südtirols ist, ist hier wohl weit über das Ziel hinausgeschossen.
    Beim ersten Post steht „wahrscheinlich“, was ihn zu einer Vermutung und nicht zu einer Behauptung macht. Beim zweiten „vermutlich“, was wieder keine Behauptung ist.
    Dass nicht jeder Politiker Lust hat, sich von jedem etwas unterstellen zu lassen, ist verständlich, hier wurde aber mit Kanonen auf Spatzen geschossen.
    Wobei es sogar eine geschlossene Gruppe ist, ich weiß aber nicht, ob dies erst seid dem Vorfall so ist.

    Wäre dies der Maßstab, müssten ein „reinhold“ mit seiner Unsinnsliste, wo zwar einiges richtig, vieles aber falsche Unterstellungen sind, goggile, kurt, yannis oder leser, mit ihren in oft eigenartiger Sprache geschriebenen Unterstellungen lebenslang bei Wasser und trockenen Brot in einem kalten und feuchten Kellerverlies dahinschmachten… 🙂

    • leser

      Tja andreas
      Da sieht man wie krank die gesellschaft geworden ist
      Und diese vertretung wird vom volk auch noch gewählt
      Da kann man nachvollziehen was in der zwischenkriegszeit abgegangen ist

    • leser

      Andreas
      Ich würde einer anzeige wohk eher gelassen entgegensehen
      Warum sollte man in den knast wenn man das sagt was den tatsachen entspricht
      Soweit sind wir noch nicht einmal in südtirol, obwohl es schon einige versucht haben
      Meistens geht es aber dorthin, wenn parteien versuchen alleinregierungen zu schaffen

  • pingoballino1955

    Die Liste „reinhold“ passt euch wohl nicht! Jaja die Wahrheit tut weh!

    • andreas

      Du kannst auch du zu mir sagen…… 🙂
      Bestreitet ja niemand, dass auch Fehler passiert sind. Viele der pauschalen Behauptungen sind aber falsch.
      Abgesehen davon, erzähl doch mal wo die Kompetenz von Freiheitliche/SFT/Grüne/Köllensperger/Lega/M5S, usw. liegt, bzw. nenne mir doch mal einen Grund, warum man eine dieser Parteien wählen sollte.

      Bis jetzt hat fast keiner der SVP Kritiker die Partei genannt, welche er wählt. Außer diese komischen Süd-Tirol Schreiber, welche außer den Doppelpass kein anderes Thema haben. Gut, sie schwadronieren von Freiheit, man hat fast den Eindruck, dass sie in einen Käfig eingesperrt sind, was bei deren Ansichten aber vielleicht gar nicht mal so falsch wäre. 🙂 🙂

  • morgenstern

    Diesen Artikel nehme ich zum Anlass, mich in den kommenden Tagen etwas genauer mit den Praktiken der STASI in der Ex DDR auseinander zu setzen.

  • george

    Wieso lässt die Tageszeitung diese Posse so lange offen? Sieht der Harald immer noch rot wegen dieser Lapalie.

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