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Gunderleute

Andreas Dresen zeigt in „Gundermann“ das, was viele sind: sympathisch verwirrte Opportunisten. Hauptrolle für Anna Unterberger. 

von Renate Mumelter

Der echte Gerhard Rüdiger Gundermann war Liedermacher und Baggerfahrer, zunächst in der DDR, später im vereinten Deutschland. Er starb 1998 mit nur 43 Jahren. Andreas Dresen (Zimmer vorm Balkon, Wolke 9) hat über Gundis Leben einen Spielfilm gedreht, in dem es um den Sänger aber auch um uns geht. Gundermann war talentierter Liedermacher, fleißiger Arbeiter, liebender Vater und Gatte, Weltverbesserer und Stasi-Verräter. Er war auch einer, der sagte, was er denkt, der machte, ohne alle Konsequenzen seines Handelns im Blick zu haben.

Im Mittelpunkt von Dresens angenehm gemachten Film stehen Alexander Scheer als äußerst glaubwürdiger, abstoßend sympathischer Gundi und „unsere“ Bozner Anna Unterberger als „seine“ liebende Conny. Unangenehm an „Gundermann“ ist eigentlich nur die Hauptfigur, und das ist genau richtig, weil diese Hauptfigur uns einen Spiegel vorhält. Der Gegen-den-Strom-Schwimmer und Mitläufer Gundermann outete sich später mutig, sein Umfeld verzieh ihm, und er kleidete den Vorgang dann in Sätze wie „Ich bin sehr enntäuscht von mir“ oder „Sachzwänge fressen Menschenfleisch“. Das klingt alles irgendwie so nah, und genau deshalb ist „Gundermann“ so berührend unangenehm. Ich rate dringend zum Kinobesuch

Gundermann (DE 2018), 128 Min., Regie Andreas Dresen, mit Alexander Scheer, Anna Unterberger. Bewertung: sehenswert aktuell

Was es sonst noch gibt: Looking for Oum Kulthum (MO, 20.30 mit Regisseurin im Talk), Everest Green (DI), Holy Mountain (MI), Mackie Messer, 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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