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Gatterers Bäume

In Pfalzen wird nun die umstrittene Erweiterung der Gewerbezone umgesetzt. Bürgermeister und Unternehmer Josef Gatterer hat seinen Wald roden lassen, um dort einen Parkplatz für die Busse einzurichten.

von Silke Hinterwaldner

Plötzlich wurden die Bäume gefällt. Zu diesem Zeitpunkt war zwar längst beschlossen, dass Bürgermeister Josef Gatterer für sein Busunternehmen angrenzend an die Gewerbezone in Pfalzen einen neuen Stellplatz für die Busse bauen darf, aber als der Wald gerodet wurde, reagierten manche überrascht.

Josef Gatterer hingegen reagiert gelassen auf die Kritik an seiner Expansion. „Schon 2004“, sagt er, „haben wir als Betrieb um ein Grundstück für die Busse angesucht. Immer wieder gab es Beschwerden, dass die Busse überall parken, aber eine gute Lösung konnte man uns nie anbieten. Und heute schreien genau jene am lautesten, die uns damals schon nicht geholfen haben.“

Dann wurde Josef Gatterer Bürgermeister. Da lag es auf der Hand, dass er unter anderem eine Lösung für das eigene Unternehmen suchen musste. In weiser Voraussicht hat er ein Waldstück in direkter Nachbarschaft zur bestehenden Gewerbezone gekauft (für rund 25 Euro pro Quadratmeter) und darauf gehofft, dass dieses Grundstück früher oder später zu Gewerbegebiet umgewidmet würde. Der Gemeinderat hatte sich bald darauf mit der dringend notwendigen Erweiterung des Gewerbegebietes zu befassen, allerdings geriet  das Unterfangen dann doch weit komplizierter als ursprünglich angenommen. Einfach die Zone um das Waldstück zu vergrößern wurde beim Land abgelehnt, die Gemeinde müsse einen Masterplan vorlegen. Darin definiert wurden die Schritte, nach welchen die Vergrößerung des Gewerbegebietes vorzunehmen sei.

Diesen Masterplan hat eine Mehrheit im Gemeinderat damals genehmigt. Aber freilich nicht ohne Diskussion. Denn, erinnert sich der ehemalige SVP-Gemeinderat Roland Hainz, Gewerbeland ist weit wertvoller als Wald. Eine solche kalkulierte Wertsteigerung war einigen im Gemeinderat ein Dorn im Auge. „Zumindest“, sagt Hainz heute, „sollte man versuchen, alle Bürger gleich zu behandeln. Ein Bürgermeister sollte nicht auf der Vorzugsschiene fahren dürfen.“ Denn alle anderen, die sich im mittlerweile großzügig erweiterten Gewerbegebiet ansiedeln, müssten einen weit höheren Preis für ihr Grundstück bezahlen.

Hannes Volgger lässt diese Kritik nicht gelten. „Es gibt einen Gemeinderatsbeschluss“, sagt der zuständige Referent, „der dies alles regelt. Außerdem finde ich es durchaus legitim einem Betrieb, der seit 14 Jahren nach einem Parkplatz sucht, diese Möglichkeit zu gewähren.“ Das Busunternehmen habe die Schlachthalle für eine Million Euro kaufen wollen oder sich auf einem Grundstück der Fraktionsverwaltung einmieten wollen, aber all diese Alternativen wurden verhindert. Nur weil er keine andere Möglichkeit gesehen habe, sagt Volgger, hätte Gatterer selbst mit dem Grundeigentümer in Verhandlung treten müssen.

Daran erinnert sich auch Josef Gatterer: „Der Bauer wollte eigentlich nicht verkaufen. Aber er hat eingesehen, dass wir als Betrieb etwas brauchen. Deshalb hat er den Wald dann doch verkauft.“ Gesetzlich, sagt der Bürgermeister, sei er ohnehin völlig in Ordnung.

In der Gewerbezone von Pfalzen herrscht derzeit viel Betrieb. Das Busunternehmen Gatterer hat jetzt das Waldstück roden lassen, um dort bald Parkplätze für die Busse einrichten zu können. Gebaut wird zumindest vorerst nicht werden – man will erst abwarten wie der Streit um die Konzessionen ausgeht und dann werde man weitersehen. Daneben wurde auch neues Gewerbeland an andere Betriebe zugewiesen. „Der Aufschwung in der Zone“, sagt Hannes Volgger, „ist mir viel wichtiger als die paar Bäume, die dafür gefällt werden mussten.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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