Venezia 75
Wie ich im Kino „El Pepe“ kennenlernen durfte. Heute geht die 75. Mostra del Cinema zu Ende. Ein großes Festival vor der Haustür.
von Renate Mumelter
Es kann nicht oft genug gesagt werden, das Filmfestival in Venedig ist einen Ausflug wert, auch für Menschen ohne Roben und Akkreditierungsrechte. Die Karten dafür gibt’s online, bei etwas Glück sogar das eine oder andere Gratis-Billett vor Ort. Ich hatte heuer wieder Gelegenheit, Filme zu sehen, die vermutlich nie ins Kino kommen, leider.
Einer, der mich beeindruckt hat, war El Pepe, José Mujica, der Ex-Präsident von Uruguay. Anders als viele andere politische Schwätzer hat er für das, woran er glaubt gelebt, war 12 Jahre im Gefängnis, nicht in allem unschuldig, wie er selber sagt. Einen Großteil seines Politiker-Honorars gab und gibt er Menschen und Projekten, die es nötiger haben. Seine Frau, die Politikerin Luciá Topolansky tut dasselbe. Gemeinsam leben sie vom Blumen Züchten.
Heute ist El Pepe 83 Jahre alt, gesundheitlich angeschlagen durch die Zeit im Gefängnis, aber immer noch überzeugter Kämpfer für eine bessere Welt.
Emir Kusturicas Dokumentarfilm über El Pepe macht Mut, sich für das einzusetzen, von dem man glaubt, dass es gut ist. Dem Film sieht man gleich an, dass da einer Regie führt, der etwas vom Handwerk versteht, und spätestens nach 5 Minuten ist die Leidenschaft zu spüren, die El Pepe, seine Frau und Kusturica bewegt. Beim gewaltigen Schlussapplaus in Venedig verließen die drei den Saal, und es sah ganz so aus als müssten sie ihre Rührung verbergen.
„Der Mensch braucht die Gemeinschaft. Er ist, anthropologisch gesehen, Sozialist“, sagt Mujica. Vielleicht kommt der Film ja doch noch ins Kino.
El Pepe, una vida suprema (AR, SE, UR 2018), 74 Min., Regie: Emir Kusturica. Bewertung: Sehenswert, wenn er ins Kino käme
Was es sonst noch gibt: „Das Wunder von Mals“, „303“ (Brixen MO, Schlanders MI)
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